Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
Vom Netzwerk:
Gehör lässt allerdings nach. Was er mir heute berichtet hat, wird die Angelegenheit vielleicht komplizieren.«
    Wenzel erläuterte nochmals Zychners Aussage. Von dem Motorboot, das er hatte kommen sehen, von der Frauengestalt, die auf der Mole nach draußen gegangen war, von der Begegnung hinter dem Clubhaus. Und davon, dass diese Frau den Ort definitiv wieder verlassen hatte.
    Lydia sah verwirrt zu Wenzel. »Wir haben das schon diskutiert. Wilde Story. Und das will der also gesehen haben? Klingt ziemlich abgefahren und passt so gar nicht zu der Version, die ich mir gerade über unseren Doktor Freud zurechtgelegt habe. Hast du diesen Zychner mal gefragt, was er so an Medikamenten nimmt?«
    »Natürlich nicht«, kam es trocken von Wenzel.
    »Also nicht«, frohlockte Lydia.
    Wenzel stoppte Lydias Schadenfreude: »Ich habe seinen Apotheker gefragt, Hirschapotheke, ganz im Vertrauen. Ganz niedrige Dosis Betablocker, Simvastatin und Aspirin einhundert. Nichts, was Träume und Halluzinationen verursachen würde – ganz im Gegenteil. Er hat noch etwas gesehen da oben aus seinem Türmchen heraus …«, Wenzel unterbrach für einen Moment, »da hockt der tatsächlich wie ein Wächter.«
    »Der Inselwächter«, lachte Robert Funk in die Runde, »ja gehört der vielleicht zu dere Truppe do.«
    »Welche Truppe?«, fragte Wenzel.
    »Ja, die sich auf der Legende gegründet haben … da wo vor ein paar Hundert Jahr welche im Pulverturm versoffen sind. Die rufen: Inselwächter – wach auf! Da war doch der Bericht in der Lindauer vom Häsabstauben …«

    Kimmel ließ seine Hand energisch durch die Luft fahren. »Was hat der jetzt noch gesehen, der Zychner?«
    »Ein Kajak, unten im Segelhafen, im nördlichen Becken, direkt an der Uferseite, im Schatten der Segelboote.«
    »Zenger, dieser Zenger«, sagte Robert Funk, »er hat die Tote ja gefunden und ist mit dem Kajak vom Pulverturm hergekommen – Inselrunde nennen die das. Klingt schon so romantisch.«
    Wenzel wendete den Blick nicht von Schielin. »An Zenger dachte ich auch. Aber es gibt da ein Problem: Zychner hat kein Kajak vom Hafen herkommen sehen. Ich habe nochmals die Berichte dazu durchgelesen. Zenger hat angegeben die Mole passiert zu haben, als die Sonne schon ganz über den Bergen gestanden hat. Zychner war zu diesem Zeitpunkt schon von seinem Ausguck am Dach verschwunden. Das Kajak war also schon vorher da gewesen.«
    »Ja was, Kajak. Hat auch wer dringesessen?«, kam es ungehalten von Kimmel. Von vorne im Geschäftszimmer drang das Läuten des Telefons. Jasmin Gangbacher ging hinaus. Sie hatte vergessen auf den Besprechungsraum umzuleiten.
    Wenzel antwortete genervt, weil die Frage unsinnig war: »Ja natürlich! Seiner Meinung nach ist das Kajak langsam in Richtung Spielbank weggefahren. Die Sache mit dem Motorboot und der Frau – die war da schon gelaufen.«
    »Also ein zweites Kajak im Segelhafen«, stellte Schielin nüchtern fest.
    »Genau. Es gab ein zweites Kajak«, wiederholte Wenzel, »und damit eine unbekannte Person.«
    Lydia fasste zusammen: »Wir haben also einen Doktor, der keiner ist, einen Mann – vermutlich Bernd Dohmen –, und eine unbekannte Frau, die sich am Tatort zur Tatzeit treffen und einen unbekannten Kajakfahrer ein paar Meter entfernt. Dazu ein Blumenstrauß, der keiner ist.«
    Schielin hatte schon eine ungefähre Vorstellung entwickelt, wie das hatte geschehen können. Vom Gang her waren die eiligen Schritte von Jasmin Gangbacher zu vernehmen. In der Tür angekommen sagte sie: »Der junge Dohmen hat sich per Handy gemeldet. Er ist auf der Handynummer seines Vaters aufgelaufen. Das Gespräch hat dreieinhalb Minuten gedauert, dann ist das Handy wieder aus dem Netz verschwunden.«
    »Ja und … Standort?«, fragte Lydia, schon im Aufstehen begriffen.
    »Der Zellauswertung nach müsste er im Zug sitzen. Die Kollegen meinten, es ist der Intercity von Ulm in Richtung Augsburg. Ich habe schon im Ziegelhaus draußen angerufen. Die hätten gerade eine Streife auf der A96 bei Buchloe.«
    Kimmel hatte genug gehört. Mit einem Ruck stand er und übernahm. Zuerst rief er gegenüber bei der Polizeiinspektion an, um nach einer Streife zu fragen, die hätte unterstützen können. Das war keine gute Idee, wie die Pause belegte, die nach seiner Frage entstand. Schnell sprach er entschuldigend in das Schweigen: »Ist schlecht, oder?«
    »Sehr schlecht, sehr schlecht«, kam es übellaunig, »auf der Insel hat sich ein Holländer mit Wohnwagen in der

Weitere Kostenlose Bücher