Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)
intelligenten und produktiven Nutzung konnte man Tausende auf LulzSec aufmerksam machen. Durch Einsatz des @-Symbols oder einfach durch Nennung eines Namens konnte Topiary jeden mit einem Twitter-Account erreichen.
Am nächsten Morgen wandte er Sabus Taktik an, weitere spannende Datenlecks in Aussicht zu stellen: »Guys und Girls, augenblicklich arbeiten wir an einem Megaspaß! Hier ist unser Geheimnis zum Sonntag: Wir sind mit Fox noch lange nicht fertig.«
Am Sonntag, den 9. Mai, war die Anzahl der Followers gerade einmal auf fünfundsiebzig gestiegen, aber Topiary hielt die entertainerhafte Begeisterung aufrecht, als posaunte er jeden Tweet aus dem Megafon eines Zirkusdirektors hinaus. »Spielverderber am Montag: Das heutige Datenleck fällt quantitativ bedeutend geringer, qualitativ aber deutlich besser aus«, vermeldete er. »Wollt ihr Passwörter, Leute? Wir auch!« Im deutlichen Bestreben, den Leuten weiter den Mund wässrig zu machen, twitterte er: »Die Show beginnt in wenigen Stunden, Leute! Diese ist eine ziemlich interaktive mit einem Finale, das euch gefallen wird. We We We so excited!«, schloss er mit einer Textzeile aus Rebecca Blacks Friday .
Hätte Sabu die Sache auf seine Art abgewickelt, hätte er die gekaperten Daten von Fox nach Abschluss ihrer Arbeit einfach veröffentlicht, ob am Freitag oder irgendwann am Wochenende. Dagegen ging Topiary davon aus, dass die Nachrichtenmedien Storys eher an einem Montag als an einem Freitag aufgreifen würden, wenn sich viele Journalisten aufs Wochenende freuten und sich bereits entspannten. Eine Veröffentlichung am Montag verhieß mehr Aufmerksamkeit.
Am Montagmorgen kamen weitere Aufmacher: »Hashtag des Tages von LulzSec: #FuckFox: geben wir ihm noch ungefähr eine Stunde, sagt es euren Freunden.^___^« Dann: »Noch 30 Minuten … #FuckFox.« Achtundzwanzig Minuten später: »Seid ihr bereit?! #FuckFox.« Als der Moment kam, postete Topiary kein langes Dokument mit Informationen, sondern twitterte eine Reihe von URL-Adressen zu den LinkedIn-Accounts von Mitarbeitern bei einer Niederlassung von Fox TV im kalifornischen San Diego. Die erste hieß: »Lerne Karen Poulsen kennen, Vertriebsberaterin bei Fox 5 KSWB.« Nach einem Klick auf den Link erschien in Poulsens Account bei LinkedIn anstelle ihres Fotos LulzSecs Mann mit Monokel. Dasselbe stellte Topiary bei Jim Hill, einem Kundenbetreuer, und sechs Managern von Fox an.
Bei sechs weiteren Führungskräften wurden die LinkedIn-Accounts gehackt und getwittert, darunter das von Marian Lai, der Vizepräsidentin von Fox Broadcasting. Dazwischen gab Topiary eine Meldung an seine alte Anhängerschaft bei AnonOps aus: »Hey, AnonOps, ich höre, ihr habt eine schwere Zeit: Da heitern wir euch doch gerne auf. Will Anonymous mitmachen? Das könnt ihr ziemlich bald!« Weitere Tweets kamen zu einer zweiten Pressemitteilung, alle verpackt in schrägen Humor, wobei Topiary die Hashtags am Ende jedes Tweets als eine Art Pointe einsetzte. Hier präsentierte sich ganz offenbar keine gewöhnliche Hackergruppe. Nach drei Tagen hatte Topiary fünfunddreißig Tweets gepostet und postete munter weiter.
Bald twitterte er ein Datenleck von Fox der schädlicheren »Phase 2«: eine Tabelle mit über achthundert Nutzern von Fox.com und Einzelheiten zu den Funktionsweisen der Server des Unternehmens. Rasch postete er einen verulkenden Link zu »Secret LulzSec IRC logs«, eine Anspielung auf das #HQ-Leck und die heftigen Bestrebungen in Hackerkreisen, die Chats anderer auszuspionieren. Der Beitrag enthielt keine Logs, nur die Bilder schwarz-weißer Piratenschiffe aus Asterisk-Symbolen, zusammen mit einem parodistischen Dialog zwischen Nicknames wie Bottle of Rum (der Nickname von Tflow), Kraken (Kayla), Seabed (Sabu) und Whirlpool (Topiary). Topiary und die anderen hatten beschlossen, Piraten und Schiffe zum Thema von LulzSec zu machen.
»Was gibt’s, Leute. Dieses Schiff sieht so aus, als gehöre es in meine Badewanne«, sagte Whirlpool. Dann nutzte Kraken zwölf Zeilen des Chatlogs, um ein größeres Schlachtschiff zu generieren, gefolgt von einem Atompilz. Daraufhin verkündete Whirlpool, dass er »geschlagen«, »zerstört« und »für immer allein« sei. Topiarys Liedchen machte klar, dass LulzSec weder diese Inhalte noch sich selbst ernst nahm. »Verratet bloß dem FBI nichts, pl0x«, hieß es im Untertitel der Seite. »Sonst geraten wir in Schwierigkeiten und werden vielleicht aus dem Verkehr gezogen.«
Er
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