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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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sich aus dem Staub, dann würde das Sabu belasten.
    Am Abend versuchte es Topiary wieder unter Sabus Nummer. Diesmal nahm jemand den Hörer ab, aber es meldete sich niemand. »Äh, wer ist da?«, fragte Topiary. »David Davidson.« Es war Sabu. Topiary stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Sabu hörte sich an, als sei er erkältet oder habe geweint. Seine Großmutter sei gestorben, erklärte er, und er habe bei den Vorbereitungen für die Beerdigung helfen müssen. Dann fragte er, ob der Rest des Teams da sei und ob Topiary ihnen sagen könne, dass er zurück sei. Zuerst war es Topiary egal, ob Sabu vielleicht log – er war nur froh, wieder mit ihm zu sprechen. Kurze Zeit später änderte Sabu seine Geschichte und behauptete, es habe sich in Wirklichkeit um den ersten Todestag seiner Großmutter gehandelt.
    Bei ihrem ersten Gespräch hatte Sabu seine Stimme wohl absichtlich verstellt, um glaubwürdiger zu wirken. Inzwischen zeichnete das FBI alles auf, was Sabu den anderen Mitgleidern von LulzSec online mitteilte, und hörte auch bei den Telefonaten mit Topiary mit.
    Sabu war die folgenden Tage häufiger offline als üblich, da er mehr und mehr in die Zusammenarbeit mit dem FBI eingebunden wurde; er arbeitete sogar täglich in einem Büro der Behörde. Gelegentlich hielt er die Gruppe über andere Entwicklungen auf dem Laufenden, aber Topiary schöpfte noch immer keinen Verdacht und übernahm zunehmend die Verantwortung für das Team.
    Aus Vorsicht löschte Topiary weitere Daten und wechselte seine Passwörter und Verschlüsselungen, damit alles maximal gesichert war. Die Passwörter bewahrte er in einer Datei auf einer verschlüsselten SD-Karte auf, wobei bei jedem Wort ein Buchstabe vertauscht war. Trotzdem sah er immer wieder aus dem Fenster und schreckte jedes Mal auf, wenn ein Lieferwagen vorbeifuhr. Zum ersten Mal hielt er es tatsächlich für möglich, dass am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang ein paar Männer in Polizeiuniformen seine Tür zu Kleinholz machten.
    Ein paar Tage zuvor hatte er Lebensmittel eingekauft, und auf dem Heimweg hatte ihn einer der örtlichen Junkies angesprochen. Topiary zog sich die Stöpsel aus den Ohren. »Neulich haben bei dir ein paar Polizisten an die Tür geklopft«, sagte der Mann mit starkem schottischem Akzent. Topiary bekam Herzklopfen. »Wirklich? Was haben sie denn gemacht?« »Erst sind sie mit dem Wagen vorbeigefahren. Dann sind eine paar von ihnen ausgestiegen und haben an deine Tür geklopft, aber es hat keiner aufgemacht«, meinte er achselzuckend. Topiary blieb cool. Gut möglich, dass der Junkie log, aber die Polizei konnte durchaus vorbeigeschaut haben, während er an seiner Lieblingsstelle aufs Meer hinausgeschaut hatte. Und genauso wahrscheinlich war es, dass sie in der Gegend gerade eine Drogenrazzia machten. Trotzdem beschloss er, alle Spuren von Topiary und Anonymous von seinem Laptop zu tilgen, alles zu verschlüsseln, was er aufheben wollte, und es in einer E-Mail über Hushmail an sich selbst zu schicken. Und dann wollte er seinen Laptop komplett löschen.
    Wenn dann die Polizei bei ihm vorbeikam, würde sie ein sauberes Haus vorfinden mit einem selten benutzen Desktop-Computer und seinem unscheinbaren Dell-Laptop, ein paar zusätzlichen Bildschirmen zum Ansehen von Filmen und einer mit Kabelclips ins Wohnzimmer verlegten Telefonleitung. Keine leeren Pizzaschachteln, wie man sie in der Kellerwohnung eines Hackers erwartete. Was die Polizei an Daten über Anonymous auf den Computern fand, konnte als Recherchematerial für ein Buch durchgehen. Sie würden auf etwas raubkopierte Musik stoßen und eine Handvoll Datenbanken mit ein paar Hunderttausend Namen und Passwörtern, die er von Bekannten erhalten hatte oder auf die er bei seiner Recherche über LulzSec gestoßen war. Topiary nannte das seine persönliche Sammlung. Manchmal benutzte er sie, wenn er selbst Leute doxen wollte, aber meistens genoss er es einfach, sie zu besitzen.
    Den Gedanken, sein VPN-Provider HideMyAss könnte ihn an die Ermittlungsbehörden verraten, schob er von sich. Wenn auch nur ein Kunde erfuhr, dass der Provider einen Benutzer verpfiffen hatte, dann würden sie HideMyAss in Scharen davonlaufen, und der Provider könnte dichtmachen. Deshalb würde man ihn dort nicht denunzieren.
    Während Sabu wegen vorgeblicher Familienangelegenheiten offline blieb, tauchte bei LulzSec wieder ein vertrautes Gesicht auf: Ryan. Zunächst ergab das in Anbetracht von Ryans launischem Verhalten

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