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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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den Log-Leaker M_nerva eingeschlossen. Topiary behielt schließlich das letzte Wort, und Ryan blieb mit im Boot. Da Sabu nun meist abwesend war, konnte Topiary selbst die lustigen Möglichkeiten auskosten, die sich LulzSec mit der wachsenden Zahl der Twitter-Followers boten. Als er die Administratoren-Passwörter von 55 Porno-Websites und 26.000 Porno-Passwörter veröffentlicht hatte, kamen auf Twitter zahllose Antworten von Menschen, die sich mithilfe der Daten in die E-Mails anderer Leute gehackt hatten – einer hatte sogar entdeckt, dass ein Typ »seine Freundin betrog«.
    Dann kam Topiary auf die Idee, das Ganze ein bisschen interaktiver zu gestalten. Er konnte hunderttausend Leute auf ein YouTube-Video verweisen und dem Inhaber des Accounts einen riesigen Anstieg der Zugriffe zuschanzen, oder er konnte die Meute aussenden und eine kleine Website oder ein IRC-Netz zum Absturz bringen. Die Angriffe von LulzSec würden von nun an viel mehr Spaß machen. Er und Ryan kamen immer mehr ins Gespräch und machten über Skype einige Jux-Anrufe, mit einigen von Ryans Freunden als Publikum. Dann verschaffte ihnen Ryan ein gemeinsames Skype-Unlimited-Konto, mit dem sie überall auf der Welt anrufen konnten; die dazu nötigen 80 Dollar zahlte er, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Topiary hatte eine Idee. Warum mussten sie selbst die Jux-Anrufe machen, wenn sie die Anhänger von LulzSec auf Twitter dazu bringen konnten, bei ihnen anzurufen? Topiary schlug vor, eine Google-Voice-Nummer einzurichten, sodass jeder bei LulzSec (oder zumindest bei ihm) anrufen konnte. Er wollte, dass der Name der Gruppe in der Nummer erschien, also etwas in der Art von 1-800-LULZSEC, aber so viel er auch herumprobierte, es klappte mit keiner US-Vorwahl. Ryan wollte sich bei dieser Gelegenheit bewähren und suchte stundenlang alle möglichen Vorwahlnummern durch, bis er auf die 614 stieß, die Vorwahl von Columbus, Ohio, wo die gesuchte Nummer verfügbar war. Jetzt besaßen sie eine Telefonhotline: 1-614-LULZSEC.
    Dies war eine kostenlose Google-Nummer, von der man auf die neue Skype-Unlimited-World-Extra-Nummer umgeleitet wurde, welche ihrerseits an zwei oder drei Nummern weiterleitete, die unter gefälschten IP-Adressen registriert waren. Die beiden erstellten mithilfe von Stimmverzerrung und völlig übertriebenem französischen Akzent zwei Bandansagen der imaginären Personen Pierre Dubois und François Deluxe, die bedauerten, sie könnten nicht ans Telefon kommen – sie seien gerade »dabei, das Internet zu vergewaltigen«.
    Kaum hatte Topiary die Eröffnung der Hotline im öffentlichen Chatroom von LulzSec angekündigt, als mehrere Anrufe in der Minute einliefen; einige beantworteten sie und machten Späße mit den Anrufern. Dann lobte Topiary, ohne weitere Hinweise zu geben, einen Preis von 1.000 Dollar für denjenigen aus, der das Zauberwort – lemonade – richtig erriet. Niemand erriet es, aber ungefähr vierzig Personen dachten, es wäre please . Am Ende des Tages hatten sie vierhundertfünfzig Anrufe erhalten.
    Während Topiary Anrufe beantwortete, verfasste er die Ankündigung der neuesten Aktion der Gruppe: ein Verzeichnis, in dem jede einzelne Datei auf dem Server des US-Senats aufgeführt wurde – auch dieses war ihnen von einem Black Hat zugespielt worden. Diese Aktion war eine ernste Angelegenheit, für die man sich zwischen fünf und fünfundzwanzig Jahre Gefängnis einhandeln konnte, aber Topiary wollte möglichst schnell zurück zu seiner LulzSec-Hotline. »Das ist nur eine kleine Veröffentlichung einiger interner Daten von Senate.gov, spaßeshalber sozusagen«, hatte Topiary geschrieben. »Ist dies eine kriegerische Handlung, Gentlemen? Ein Problem?«
    Zu dieser Veröffentlichung gehörten auch Quellcode und Passwörter der Datenbank des Spieleunternehmens Bethesda. Mit dem Senat hatte das zwar nicht das Geringste zu tun, aber man saß nun einmal auf den Daten und musste etwas damit anfangen. Man verfügte auch über die Daten von 200.000 Nutzern des Spieleherstellers Brink, die allerdings nicht veröffentlicht wurden. »Wir mögen diese Firma und wünschen uns, dass sie die Entwicklung von Skyrim etwas schneller vorantreibt. Gern geschehen!« Über jeder Veröffentlichung stand nun eine kurze Auflistung der Kontaktdaten und Möglichkeiten, LulzSec durch Spenden zu unterstützen, dazu die Telefon-Hotline und der IRC-Chatroom.
    »Es ist nicht ganz klar, warum LulzSec den Versuch unternimmt, einen weiteren Hersteller von

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