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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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Sabu ihm so sehr vertraute, obwohl er ihn erst seit wenigen Monaten kannte. So hatte Sabu ihm einen Monat zuvor seinen Vornamen Hector verraten, ebenso seine Google-Voice-Nummer, hatte ihm die Namen einiger Freunde genannt und sogar erwähnt, dass er in New York City wohnte. Topiary fragte sich, ob Sabu wohl ähnlich viel über ihn wusste, und hatte ihn ein paar Wochen zuvor danach gefragt. Der hatte geantwortet: »Ein Typ aus England, der sich mit Akzenten auskennt, weshalb ich glaube, dass du kein Engländer bist.«
    Topiary hatte bei Online-Spielen mit skandinavischen Freunden einen außergewöhnlichen schottisch-norwegischen Akzent angenommen; weder hatte er Sabu je seinen wirklichen Namen verraten noch bestätigt, dass er auf den Britischen Inseln wohnte, noch irgendwelche Freunde genannt. Es hatte fast den Anschein, als läge Sabu nicht mehr viel daran, seine eigene Identität zu verbergen. Topiary hielt sich selbst in dieser Hinsicht für weniger fahrlässig. Außerdem fühlte er sich an seinem abgelegenen Wohnort vergleichsweise sicher und bezweifelte, dass sich die Polizei die Mühe machen würde, seinetwegen bis auf die Shetlandinseln zu reisen.
    Topiary ging zu Bett, aber das Einschlafen fiel ihm schwer. Er drehte sich von einer Seite auf die andere, hatte schließlich einen seltsamen Alptraum und wachte morgens um fünf schreiend auf. Das war ihm seit Jahren nicht passiert. Draußen war es noch dunkel, aber er stand trotzdem auf und ging ins Wohnzimmer. Er setzte sich in seinen Gaming-Sessel und loggte sich bei #pure-elite ein. Plötzlich wurde er mit Nachrichten bombardiert. »Sabu ist weg«, sagte ein Crewmitglied. Nun war dem Team von LulzSec endlich aufgefallen, dass er sich seit mehr als vierundzwanzig Stunden nicht gemeldet hatte.

Kapitel 22: Ryans Rückkehr und das Ende der Vernunft
    Topiary machte sich Sorgen und war verwirrt. Er war sich sicher, dass jemand log. Zuerst hatte Kayla berichtet, auf einem öffentlichen IRC-Netzwerk kursierten Gerüchte, Sabu sei hochgenommen worden. Dann sagte jemand anderes, seine beiden Töchter lägen im Krankenhaus. Dann behauptete jemand, von dem Topiary wusste, dass er ein persönlicher Freund von Sabu war, dass Sabu festgenommen worden sei. Dann wieder hörte er die Krankenhausgeschichte aus einer anderen Quelle. Für jede der Versionen gab es tatsächlich gleich viele Meldungen.
    Topiary wollte lieber die Krankenhausgeschichte glauben. Wenn in paranoiden Hackerkreisen oder bei Anonymous jemand für eine Weile und ohne Grund aus einem öffentlichen IRC verschwand, dann nahm man das Schlimmste an: einen Zugriff des FBI. Hätte Sabu wirklich wieder untertauchen wollen, dann hätte er ein paar vertrauenswürdigen Leuten aufgetragen, zur Ablenkung eine passende Erklärung zu verbreiten.
    Topiary rief jede Stunde unter Sabus Google-Voice-Nummer an, aber niemand nahm ab. Es war sehr ungewöhnlich für ihn, länger als einen halben Tag nicht online zu sein. Topiary wartete ab und hoffte, dass Sabu nicht in einer Zelle saß und verhört wurde oder, was noch schlimmer wäre, plaudern würde. Auf IRC war Sabu noch immer eingeloggt. Als sein Nickname aber für vierundzwanzig Stunden unbenutzt geblieben war, schaltete das Team ihn ab, nur für den Fall, dass die Bundespolizei mithörte. »Ich mache mir ziemliche Sorgen«, schrieb Topiary an diesem Morgen.
    In der vorigen Woche hatte Sabu ihn angewiesen, falls er je geschnappt würde, solle Topiary auf Sabus Twitterfeed zugreifen und ganz normal weitertwittern, während das Team weitere Hacks ankündigte. Falls das FBI Sabu wirklich in Gewahrsam hatte, dann konnte ihm das so manchen Anklagepunkt ersparen. Bei der Durchsicht von Sabus Twitter-Account verließ Topiary der Mut, denn er wurde daran erinnert, wie sehr ihn Sabu motiviert hatte. Die Kurzbiografie lautete: »An alle Anons: Ihr seid alle Teil von etwas Großartigem und Einflussreichem. Lasst euch nicht durch leicht durchschaubare und altertümliche Angstkampagnen einschüchtern. Bleibt frei.« Sabu mochte ein Heißsporn sein, aber er war eben auch mitreißend.
    Kayla war ebenso besorgt. »Wenn ich rauskriege, dass sie Sabu erwischt haben, stelle ich das Internet auf den Kopf«, schrieb sie Topiary. Aber das Team steckte noch immer in einer Zwickmühle. Wenn Sabu aufgeflogen war und gezwungen wurde, Informationen herauszurücken, dann war es mehr als wahrscheinlich, dass das FBI jede ihrer Aktivitäten überwachen konnte. Unternahmen sie aber nichts und machten

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