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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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seiner langfristigen Recherche, aber es war nicht einfach, eine Gemeinschaft, die auf Lulz gründete, dazu zu bewegen, wochen- oder sogar monatelang an einem Projekt dranzubleiben. Browns Versuch, Anonymous in die Abendnachrichten zu bringen, machte es sogar noch schwerer.
    Zwischen Januar und März 2011 machte Browns Name bei Journalisten die Runde, die über Anonymous berichteten. Er galt als einer der wenigen aus der Bewegung, die zu einem Gespräch per Telefon bereit waren und nicht nur über ein verwirrendes IRC-Netzwerk. Newsweek, Rolling Stone und CNN wollten alle mit ihm reden. Dann, am 8. März, sendete NBC Nightly News »exklusiv« einen Fernsehbeitrag von Michael Isikoff, der Brown als »Untergrundkommandanten eines neuartigen Krieges« beschrieb.
    Das Interview fand in Browns Wohnung statt und zeigte, wie er an einem mit Zigarettenschachteln und anderem Krimskrams übersäten Schreibtisch saß und in sein Sony-Netbook tippte. Am Ende lehnte Brown sich in seinem grünen Plastikstuhl zurück und sprach, mit einer Zigarette zwischen den Fingern, belehrend zu einem fast ehrfürchtigen Isikoff. »Im Internet tobt ein Krieg«, erklärte er in seinem Südstaatenbariton und wirkte sehr entspannt. »Und nichts anderes.«
    In Wirklichkeit hatte Brown während des Interviews starke Schmerzen, denn er hatte vier Tage zuvor aufgehört, sich Suboxone zu spritzen. Seine Knochen schmerzten, wie es wohl nur wenige Menschen erlebt haben. (Im April wurde er bei einer Reise nach New York wieder rückfällig, nahm dort Heroin und stieg bei seiner Rückkehr nach Texas wieder auf Suboxone um.) Während des Interviews zeigte die Kamera kurz den Bildschirm von Browns Laptop, auf dem ausschnittweise ein IRC-Chat zu sehen war, den Brown mit Topiary, Q und anderen führte, während Isikoff und seine TV-Crew danebensaßen und zusahen. Die Nicknames waren zu sehen. »Ja«, hatte Brown getippt. »NBC ist hier.« »Krassomat«, meinte jemand namens &efg. »Willkommen im Internet.« »Sie wollen ein paar Sachen wissen«, schrieb Brown in der nächsten Einstellung. »Er sagt, es wäre ihm eine Ehre. Also, was steht bei Anonymous als Nächstes auf dem Plan?« Die Frage hatte Isikoff ihm wahrscheinlich diktiert.
    Später gingen Isikoff und Brown nebeneinander eine viel befahrene Straße entlang und unterhielten sich, Brown gestikulierte wild, Isikoffs khakifarbene weite Stoffhose flatterte im Luftzug, während er aufmerksam zuhörte. Dann waren sie wieder zurück in der Wohnung, und Brown fläzte sich im Stuhl. »Immerhin sind wir so an Stuxnet rangekommen«, sagte er mit einer raschen Handbewegung. Er bezog sich dabei auf eine Datei, die sie im Anhang einer E-Mail von Barr gefunden hatten und die eine entschärfte Version des Computervirus enthielt, das zu Berühmtheit gelangt war, als in den frühen 2000ern iranische Atomanlagen damit angegriffen wurden. »Da hätten ein sechzehnjähriges Mädchen und ihre Freunde über einen öffentlichen Dienstleister gar nicht rankommen dürfen.« »Und es sollte nicht in den Händen von Anonymous sein!«, rief Isikoff aus. »Ist es aber«, antwortete Brown, wedelte wieder mit der Hand und schüttelte bedauernd den Kopf. »C’est la vie.«
    Brown war nicht glücklich mit dem Interview, als es schließlich gesendet wurde. Er hatte gehofft, es würde darin mehr auf die Informationen eingegangen, die durch den HBGary-Hack herausgekommen waren – die Aufträge des Militärs für Persona-Management-Software –, aber stattdessen stand er im Mittelpunkt, und es entstand der Eindruck, als sei Anonymous eine ernst zu nehmende Organisation. Das schadete seinem Ansehen bei Anonymous zusätzlich. Es war ein weiteres Beispiel dafür, wie schwierig es war, ein Ziel in Anonymous von innen durchzusetzen – man musste nicht nur die Anons von seiner Bedeutung überzeugen, sondern auch die Medien. Bei AnonOps und Twitter wurde er von den meisten als Namefag, Moralfag und Leaderfag beschimpft. Andere Anons veröffentlichten seine Adresse, Telefonnummer und andere persönliche Informationen auf Pastebin.org. Sie hassten es, dass er Anonymous als Armee für das Gute darstellte, als Kämpfer gegen Korruption und Schreckensherrschaft.
    Brown ignorierte sie alle. »Wenn mich schon die Gesetze der USA nicht interessieren, dann können Sie sich vorstellen, was ich von den Nicht-Regeln von Anonymous halte«, erklärte er später. Schließlich hatte Anonymous sich von Anfang an selbst nicht ganz ernst genommen. Topiary und

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