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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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Brown waren sich darüber einig, dass es wegen Browns Ruf nicht einfach werden würde, Unterstützer für die Operation Metal Gear zu finden. Sie brauchten einen Plan B. Brown beschloss, das Projekt im Radio anzukündigen.
    Wenige Monate zuvor hatte jemand vom AnonOps-IRC eine digitale Radiostation eingerichtet, Radio Payback, auf der rund um die Uhr überwiegend Technomusik gespielt wurde, gelegentlich unterbrochen vom Gerede eines anonymen DJs. Brown trat im IRC-Kanal #RadioPayback an einen der DJs heran und bat darum, die neuesten Entdeckungen der Operation Metal Gear im Radio verkünden zu dürfen, ohne Erfolg. Dann versuchte es Topiary.
    »Barrett ist gar nicht so übel«, erzählte Topiary dem DJ. »Wir sollten ihm eine Chance geben. Es könnte sich am Ende lohnen.« Der Moderator gab nach, und Brown, Topiary und ein weiterer Mann aus ihrem Team mit dem Nickname WhiteKidney gingen am Abend des 16. März auf Sendung. Eine Stunde lang erzählten sie den Anons, die es hören wollten, von ihren Recherchen. Topiary hatte Brown gebeten, langsam zu sprechen, und hatte das Wort langsam sogar noch wiederholt. »Deine Stimme ist kein ICE«, erklärte er. »Ich glaube nicht, dass er es verstanden hat«, erinnerte er sich später. Im Radio klang Browns Stimme sehr laut, als wäre er zu nah am Mikrofon. »Booz Allen hat sich mit Aaron Barr getroffen«, plärrte er und klang leicht verzerrt. »Sein Spezialgebiet war diese Software, die soziale Medien nutzt.«
    Topiary erklärte, was es mit der umstrittenen Software auf sich hatte. Er erzählte von den Soldaten, die Dutzende falscher Profile in sozialen Netzwerken kontrollierten, und führte aus, wie auf diese Art die Demokratie unterwandert und das Meinungsbild im Internet verzerrt wurde. »Wir haben Informanten«, fügte Topiary hinzu und bezog sich dabei auf Leute, die ihnen bereitwillig Auskunft über Booz Allen gegeben hatten. »Wir reden hier nicht über Informanten«, sagte Brown hastig.
    Anscheinend gab es zwei Informanten. Einer hatte Brown von sich aus kontaktiert, der andere war jemand, den Brown durch Barrs E-Mails ausfindig gemacht hatte. »Die letzten fünf Jahre waren nur eine Aufwärmübung für das hier«, verkündete er gegen Ende der Sendung, bevor das Gespräch in Witze über Browns Penis abglitt.
    Die Präsentation des Projekts war dennoch ein Erfolg. Innerhalb weniger Tage zählte die Operation Metal Gear zwanzig feste Rechercheure. Hunderte hatten über die Radiosendung einen Link zum aktuellen Erkenntnisstand des Teams heruntergeladen, was bedeutete, dass wahrscheinlich Tausende die Sendung gehört hatten. Ein IRC-Operator, der sich bisher über Brown lustig gemacht und Metal Gear als Trollerei abgetan hatte, lobte die Operation jetzt im IRC als Erfolg. Das Rechercheteam zog sich in eine private Skype-Gruppe zurück und verbrachte noch viel Zeit damit, die E-Mails durchzugehen, zu telefonieren und Brown zuzuhören. Brown verteilte gelegentlich Aufgaben, aber meistens schlugen Leute von sich aus vor, was sie tun wollten.
    »Sobald wir das mit den ›Sockenpuppen‹ und den ›Robotern‹ erklärt hatten, waren alle ganz aus dem Häuschen«, erinnerte sich Topiary später. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie noch keine Beweise – sie konnten nur spekulieren. Die Regierung von Aserbaidschan hatte zum Beispiel kurz zuvor Regimekritiker aus dem Internet verhaften lassen, und Topiary und Brown vermuteten im Radio Payback, dabei sei die Spionagesoftware von Booz Allen zum Einsatz gekommen. Diese Vermutung basierte ganz einfach auf der Tatsache, dass Booz Allen eine Niederlassung in Aserbaidschan hatte. Es war eine vielversprechende Spur, aber wie üblich hatte die Gruppe Probleme damit, die nötige Zeit und Konzentration aufzubringen, um ihr nachzugehen. Andere Anons fanden noch interessantere Hinweise in Barrs E-Mail-Sammlung. Gelegentlich kam jemand auf eine völlig neue Spur.
    Dann kam etwas Größeres dazwischen, etwas, das bewies, wie einfach es war, die Mainstream-Presse mit der Ankündigung einer angeblichen Anonymous-Aktion verrückt zu machen. Ein junger Mann mit dem Nickname OpLeakS meldete sich über Chat bei Brown und behauptete, er habe eine Schatztruhe voller E-Mails aufgetan und brauche Rat. Er sagte, seine Quelle habe mit der Bank of America zu tun. Brown war sofort interessiert und lud OpLeakS zu einem Konferenzgespräch mit Topiary und WhiteKidney in seine geheime Skype-Gruppe ein. Der Mann hatte einen starken New-Jersey-Akzent und sprach sehr

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