Inside Girl
ein Geschäft, der Sex meine ich.“
„Nein. Auch da kennt man sich schon etwas besser.“
Jade lehnte sich nach vorne und tätschelte Susans Hand. „Ich hoffe , ich schockiere Sie nicht.“
„Nein, überhaupt nicht. Ich verurteile niemanden so schnell. Und schon gar nicht Sie, weil ich Sie sehr sympathisch finde. Jeder soll so leben, wie er oder sie möchte. Nur … also für mich wäre das nichts.“
Jade dachte nach. „Nun, ich wurde auch nicht geboren, um Escortgirl zu werden. Aber, na ja, es hat sich so ergeben. Und nun macht es mir sehr viel Spaß.“
„Schön. Ich freue mich schon, wenn Sie nächste Woche zu uns kommen, um den Yogaraum mit mir zu dekorieren.“
„Ich freue mich auch sehr. Das wird ein Spaß!“
Die beiden Frauen bezahlten und verabschiedeten sich bis zur nächsten Woche.
Als Jade nach Hause kam, war es bereits fünf Uhr nachmittags. Sie klappte ihren Laptop auf und checkte ihre E-Mails. Mit Freude sah sie, dass Colin ihr auch geschrieben hatte. Sie hatte sich schon gefragt, wann er sich wieder melden würde. Sie öffnete sie.
Liebe Jade,
ich hoffe, dir geht es gut. Es tut mir leid, diese Zeilen zu schreiben, aber ich beende hiermit unsere Geschäftsbeziehung. Ich hatte eine sehr schöne Zeit mit dir. Für deine Zukunft wünsche ich dir alles erdenklich Gute und pass auf dich auf.
Colin
Jade saß wie erstarrt vor ihrem Laptop. Das Geschriebene verschwamm, Tränen stiegen ihr in die Augen. Das konnte nicht sein, er musste einen Scherz machen. Schnell checkte sie, ob er noch eine E-Mail geschrieben hatte. Nein. Es war nur diese eine. Sie atmete tief aus, die Tränen rannen ihr mittlerweile über das ganze Gesicht. Warum? Warum? Sie stellte sich immer wieder diese Frage. Was war passiert? Hatte sie die letzte gemeinsame Nacht falsch interpretiert? Die Mail war heute um kurz nach drei Uhr eingegangen. Es war also keine Kurzschlussreaktion gewesen. Seit der Nacht waren drei Tage vergangen. Er musste es sich also gut überlegt haben. Energisch wischte sie sich die Tränen ab. Da saß sie nun, von einem Kunden verschmäht. Und ausgerechnet von dem, in den sie sich verliebt hatte. Was für eine Ironie des Schicksals! Sie stand auf und ging in die Küche, wo sie ihre für Notfälle versteckten Zigaretten in einem Schrank aufbewahrte. Sie nahm eine heraus und ging auf die Dachterrasse, um sie sich dort anzuzünden. Noch immer liefen ihr Tränen über die Wangen. Tief inhalierte sie den beruhigenden Rauch und blies ihn laut aus. Ihre Knie zitterten, sie setzte sich. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Was sollte sie tun? Sollte sie ihm zurückschreiben? Ihn anrufen? Mehrere Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Er hatte nicht geschrieben, lass uns in Kontakt bleiben, freundschaftlich. Nein, er wollte sie nicht in seinem Leben. Und wahrscheinlich war ihr Job der Grund. Keine Publicity, das konnte er nicht gebrauchen. Und deshalb hatte er sie abserviert. Er hatte von ihr gekostet, sein Hunger war gestillt. Nun würde er sich wieder eine adäquate Freundin suchen. Durch ihre Wut versiegten ihre Tränen. Tja, das war die andere Seite des Jobs. Sie war nicht salonfähig. Sie durfte zwar in gewissen Kreisen verkehren, aber nur durch Geheimhaltung ihres wahren Jobs. Das hatte sie Susan gestern nicht erzählt, dass das leider auch eine traurige Wahrheit des Business’ war. Und nun erlebte sie diese Demütigung hautnah. Zwar hatte Colin dies nicht ausgesprochen, aber sie vermutete diesen Grund. Er hatte am Anfang von einer Geschäftsbeziehung gesprochen, aber nicht, wie lange diese dauern würde. Für Jade hatte es sich nach länger angehört, so wie er geredet hatte, dass er sie oft sehen wollte. Auch wegen dem Raum. Aber wahrscheinlich hatte das alles nichts bedeutet. Wahrscheinlich hatte er sich von Anfang an nicht festgelegt in puncto Zeit. Vielleicht interpretierte sie jetzt zu viel hinein. Er hatte das Geschäft beendet, es war legitim, dies zu tun. Sie hatten schließlich keinen Vertrag. Und doch fühlte sie sich schlecht, miserabel. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn. Sie drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und sah in den blauen Himmel hinauf. Nun ja, es war sowieso ein Privatgeschäft gewesen. Colin hatte sie nicht über die Agentur kontaktiert damals. Eben weil er anonym bleiben wollte. Jetzt war er es wieder. Sie stand auf, ging ins Wohnzimmer und griff zum Telefon. Sie musste mit Sandy reden.
Nach zweimal klingeln ging sie ran.
„Hi Schätzchen, na, alles
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