Inside Girl
Emotional? Und das passierte ihm! Ihm, der immer alles unter Kontrolle hatte. Plötzlich war Jade in seinem Herzen. Energisch schrubbte er seinen Körper mit der Seife und duschte den Schaum ab. Er stieg aus der Dusche und trocknete sich ab. Er betrachtete sein schönes Gesicht und seinen sportlichen Körper im Spiegel. Und dann sah er Jade vor sich. Erotisch und nackt. Und hörte ihre zarte Stimme, ihr einladendes Lachen. Ihre Augen. Mein Gott, ihre Augen. Sie machten ihn verrückt. Er warf das Handtuch in die Ecke und ging ins Schlafzimmer. Nackt wie er war, stand er am Fenster, von dem aus man einen tollen Blick auf das nächtliche LA hatte. Dort unten war sie. Lag wahrscheinlich friedlich in ihrem Bett und ahnte nichts von seinen ihn plagenden Gedanken. Er legte sich ins Bett, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte an die Decke. Wenn sie kein Escort-Girl wäre, dann würde er sich ernsthaft in sie verlieben. Aber so. Er konnte es sich mit seinem Image nicht leisten, in schlechtes Gerede zu kommen. Türen und Tore in Hollywood standen ihm offen. Er kannte die schlechte Presse, wenn Stars in Verruf gerieten. Es wäre bei Gott nicht das erste Mal, dass man jemanden mit einem Callgirl erwischte. Aber er wollte nicht dazugehören. Colin schaltete die Nachttischlampe aus und drehte sich zur Seite. Er hoffte auf erlösenden Schlaf, da er genug von den Gedanken hatte. Aber eines fiel ihm noch ein. Er machte sich Gedanken über seine Gefühle. Was war mit Jade? Wie fühlte sie? Sie war sicher zu professionell, um etwas Derartiges zuzulassen. Auch wenn sie gewisse Reaktionen auf ihn und seine Berührungen zeigte, so war es, wie sie sagte, nur ein Job für sie. Nur den musste er nun beenden, sonst würde er sich zu sehr in seinem Gefühlschaos verstricken. Wie er ihr das erklären konnte, das wusste er bis jetzt noch nicht. Er schloss die Augen und es dauerte nicht lange, da fiel er in einen traumlosen Schlaf.
Jade erwachte früh am Morgen. Sie zog sich einen schwarzen Morgenmantel aus Satin über und trat auf ihre Dachterrasse. Mit geschlossenen Augen sog sie die frische Morgenluft ein. Sie liebte es, wenn LA erwachte. Es war sonst eine bebende, lebhafte Stadt. Aber die Stille am Morgen war einmalig. Jades Loft war nur 2 Straßen von einer Geschäftsstraße weg, und tagsüber hörte man den Verkehr von dort. Das störte Jade nicht. Sie kannte die Morgen-, Tages- und Abendgeräusche von Los Angeles. Sie liebte die verschiedenen Stimmungen der Stadt. Sie ging in die Küche und machte sich einen Kaffee. Den nahm sie mit nach draußen und setzte sich in einen Stuhl. Sie dachte an letzte Nacht. An Colin. Er war an ihre Grenzen gegangen, und doch hatte er ihr ihre Gefühle für ihn nicht ausgetrieben. Im Gegenteil. Sie fühlte nun noch mehr für ihn, jetzt, da er Teil ihres Schmerzes gewesen war und danach ihren Körper geliebt hatte. Und dann … dann waren sie gemeinsam eingeschlafen. Neben jemandem zu schlafen, war für Jade noch intimer als mit jemandem zu schlafen. Im Schlaf lieferte man sich ganz demjenigen aus. Man hatte keine Kontrolle über sich. Man gab sich mit allem hin. Dabei hatte sie normalerweise große Probleme. Sie hatte schon viele schlaflose Nächte neben Männern verbracht, vor ihrer Zeit als Escortdame. Sie scheute meist diesen Schritt, wollte diesen intimen Moment nicht teilen. Und doch, bei Colin war es automatisch gegangen. Sie hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, dass sie nicht neben ihm einschlafen wollte. Im Gegenteil. Sie wollte es! Und er, er hatte sie einfach an sich gezogen und war eingeschlafen. Es war so vertraut gewesen. Sein Körper hatte sie umhüllt wie eine Schutzfolie. Sie hatte sich so wohl gefühlt. Jade blinzelte in die aufgehende Sonne. Ja, sie war komplett verliebt in Colin. Mehr noch, sie hatte richtige Gefühle für ihn, mochte ihn, sein Wesen, seinen Humor, seinen Charme. In Gedanken versunken, trank sie ihren Kaffee. Innerlich lachte sie. Jetzt war das passiert, was sie immer am vehementesten abgelehnt hatte. Sich in einen Kunden zu verlieben. Sie hatte gedacht, das könne ihr nie passieren. Und jetzt war es so. Aber, sie würde das Spiel weiter spielen. Er war Kunde, sie war seine Dienstleistung. So nüchtern musste man das betrachten. Ihre Gefühle gehörten ihr. Das konnte ihr keiner nehmen.
Die nächsten Tage verbrachte sie mit Tanzstunden. Es war einfach ein Hobby. Sie wollte nicht perfekt werden, es machte ihr einfach Spaß zu tanzen.
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