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Inside WikiLeaks

Titel: Inside WikiLeaks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Domscheit-Berg
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vermutlich selbst den dümmsten Neumitgliedern von Scientology nicht unmittelbar zumuten. Daher gibt es diese Informationen erst ab dem Erreichen einer bestimmten Karrierestufe. Davor dürfen die Sektenmitglieder keinesfalls einen Blick in den Teil der Schriften werfen, auf den sie noch nicht vorbereitet sind. Zum Beispiel erfahren Scientologen erst ab Level 3, dass ihre Welt von Außerirdischen bevölkert wird.
    Die Handbücher sind nicht nur geheim, sie sind vor allem teuer. Um zum Beispiel über die Existenz der Außerirdischen informiert zu werden, hat man in der Regel schon den Gegenwert eines Einfamilienhauses an Scientology vermacht. Man kann sich also vorstellen, welchen Wert die E-Books hatten, die wir auf unserer Seite veröffentlichten. Auch deshalb musste Scientology sauer auf uns sein.
    Wer bei der Bekämpfung seines Thetanen nicht schnell genug vorankommt, muss »rehabilitiert« werden. Das heißt, wenn er Pech hat, landet er in einem sogenannten Rehabilitation Force Project ( RFP ) . Dort geht es zu wie in einer Besserungsanstalt.
    Scientology betreibt auch eine eigene Schiffsflotte, bestehend aus Kreuzfahrtschiffen. Diese sekteneigene Marine heißt Sea Organisation , kurz Sea Org . Wer auf diesen Schiffen schlechte Leistungen aufweist, kann in die entsprechende Sea-Org- RFP -Einheit kommen. Das kann eine Reihe absurder Strafmaßnahmen nach sich ziehen. In den uns vorliegenden Dokumenten lässt sich nachlesen, womit der Betroffene zu rechnen hat.
    Zum Beispiel muss er zur Strafe einen schwarzen Ganzkörper-Gummianzug tragen und wird vom Rest der Crew isoliert. Die Mahlzeiten darf er erst nach allen anderen einnehmen und nur das essen, was seine Kollegen übriggelassen haben. Er darf sich nicht mehr in normaler Geschwindigkeit bewegen, sondern muss immerzu laufen. Auf dem Schiff muss er die Jauche-Container leeren oder ähnlich degradierende Arbeiten erledigen, die ihm zudem andere Mitglieder aufzwingen können. Nur wenn er solche Strafarbeiten erledigt hat, darf er sich wieder seinen eigentlichen Aufgaben widmen, seiner geistigen Weiterentwicklung, dem Studium der Schriften.
    Lisa McPherson war eine junge Frau, die 1995 in der Obhut von Scientology ums Leben gekommen ist. Das löste die erste größere Empörungswelle gegen Scientology in den Medien aus. Zuvor war die Sekte eher unbekannt gewesen.
    Die Todesumstände von McPherson sind bis heute nicht vollständig geklärt. Bekannt ist nur, dass die 36-Jährige nach einem leichten Autounfall mit einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Dort war sie von zwei Scientologen abgeholt worden, die behaupteten, anhand von Dokumenten belegen zu können, für McPhersons Gesundheit verantwortlich zu sein. In einer der Rehabilitations-Abteilungen unterzog man die Frau einem sogenannten Introspection Rundown . Wir waren die Ersten, die dazu konkrete von Scientology festgelegte Verfahren veröffentlichen konnten.
    Niemand darf während einer solchen Prozedur mit den Betroffenen sprechen. Durch die Isolation sollen sie lernen, sich aus ihrer Situation selbst zu befreien. Für jemanden, der an einer psychischen Krise leidet, ist eine solche Isolation fatal.
    Lisa McPherson hatte eine psychische Krise. Das Gerichtsgutachten stellte später fest, dass sie viel zu wenig zu trinken bekommen hatte. Schwerer Wasserverlust und Bettruhe führten schließlich zu einer Thrombose, die nicht bemerkt oder nicht angemessen behandelt wurde, sie starb an einer Lungenembolie. Ihr Rundown endete also tödlich. Die Leiche, die sich in einem sehr schlechten Zustand befand, übergaben die Scientologen am 5. Dezember 1995 an ein Krankenhaus in Florida.
    Gegen Scientology-Verantwortliche wurde in der Folge wegen unterlassener Hilfeleistung und Ausübung des Arztberufes ohne Genehmigung ermittelt. Das Strafverfahren wurde im Sommer 2000 aus Mangel an Beweisen eingestellt. In einem weiteren Verfahren einigten sich die Angehörigen im Jahr 2004 mit Scientology auf einen Vergleich, dessen genauer Betrag nicht öffentlich kommuniziert wurde.
    Was unsere Veröffentlichungen unter anderem so wertvoll machte, war nicht nur, dass sie die genaueren Abläufe etwa zu Rundowns enthielten. Zusätzlich versammelten wir auch zahlreiche interne Video- und Audioaufnahmen. Wir publizierten überdies umfassende Listen mit Firmen und Gesellschaften, die Verbindungen zum Scientology-Netzwerk hatten. Darunter auch Firmen, die als Dienstleister Einstellungstests für Unternehmen

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