Inside WikiLeaks
liar?
D: i cant recall i ever lied to you, ever
D: i feel like you are listening to lies others tell
D: and dont even bother to ask me about it
D: i on such a fundamental level dont get why you would think i am a liar
D: boy, thats so way beyond what i even imagined
J: you have fucked up in so many ways and you want me to enumerate them. but what is the point if you can't see things things for yourself?
J: I want you to work it out yourself.
D: because i challenge that list
D: i cant work it out myself, because at least half of it is not even true
D: its stuff that has never happened and you think it did
D: so how would i be able to work it out?
J: These are direct observations. Not 3rd hand information.
D: then i get it even less
J: I already gave you a giant list of why I was pissed off at you six weeks ago.
D: that list that included that my suit is well pressed most of the time?
D: i really dont get it 9
Die Liste, mein Gott, es war so verrückt. Julian hatte mir eine Liste mit all meinen vermeintlichen Verfehlungen zusammengestellt. Auf ihr fand sich zum Beispiel der Vorwurf, dass meine Anzughosen immer eine perfekte Bügelfalte gehabt hätten. Dabei zogen wir vielleicht einmal alle drei Monate ordentliche Sachen an. Ich war der Überzeugung, dass wir bei manchen Terminen in konservativer Kleidung mehr erreichten als in unserer Schluffi-Montur. Seriös im Auftreten, subversiv in der Sache – das war meine Haltung.
Julian trägt seit einiger Zeit bei seinen Auftritten selbst Anzüge – Anzüge mit perfekter Bügelfalte. Ich fand das richtig. Es gibt zu dem Thema ein schönes Zitat von Daniel Ellsberg – einem berühmten Whistleblower, der 1971 geheime Pentagon-Papiere über den Vietnamkrieg an die Medien weitergab: »Wenn man verhaftet wird, sollte man einen Anzug tragen.« Und damit war nicht nur gemeint, dass man auf den Verhaftungsfotos stilvoll aussehen sollte. Sondern vor allem wegen des Effekts, wenn andere Leute sahen: Gute Kleidung schützt vor Strafe nicht.
Ein anderer Vorwurf war der, dass mein Name auf dem Klingelschild stand, seit ich zu Anke gezogen war. Das war für Julian ein echter Aufreger. Ich habe mich gefragt, was es damit auf sich hatte. Er warf mir vor, meine eigene Sicherheit zu gefährden. Aber ich hatte auch schon vor meinem Einzug in Ankes Wohnung ein Klingelschild an der Tür gehabt. Übrigens auch in Wiesbaden. Julian hatte dort zwei Monate lang mit mir gewohnt.
Und außerdem habe ich schon immer, egal wo ich wohnte, alle alten Schlösser gegen neue, bessere ausgetauscht. Meine Haustür könnte man sicher nicht so einfach aufbrechen. Und ich würde immerhin sofort bemerken, wenn sich jemand Zugang zu meiner Wohnung verschafft hätte. Ich hatte neuerdings auch eine Bahncard 100, also ein Ticket, mit dem ich ein Jahr lang so viel Zug fahren konnte, wie ich wollte. Die 3800 Euro dafür kamen aus dem ständig wachsenden Vermögen bei der Wau Holland Stiftung. Ich setzte mich einfach in den Zug, ohne Kreditkarten-Daten zu hinterlassen, die meine Reiseroute nachvollziehbar gemacht hätten. Ich lebte insgesamt also viel sicherer als je zuvor.
Julian hatte ja lange keinen festen Wohnsitz, lebte hier und dort und schlüpfte immer irgendwo unter. Schon als Kind ist er wohl ständig umgezogen. Seine Mutter befand sich lange auf der Flucht vor seinem Vater, der Mitglied einer australischen New-Age-Sekte war.
Wie es sich anfühlte, ohne festes Zuhause zu sein, hatte ich selbst im vergangenen Jahr erfahren können. Ich hatte im Juli 2009 meine Wohnung in Wiesbaden aufgegeben und war daraufhin sieben Monate lang ohne festen Wohnsitz gewesen, eigentlich bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich Anke kennenlernte. Vielleicht hatte ich zuerst sogar angenommen, es könnte reizvoll sein, Julians Lifestyle zu teilen. Und anfangs war es tatsächlich ein interessantes Gefühl, so ganz ohne Ballast. Mit »anfangs« meine ich ungefähr den ersten Monat.
Ich fing schnell an, es zu hassen. Am meisten fehlte mir meine Küche, in der ich meine Vorräte und Gewürze und Lebensmittel hatte, in der meine Ordnung herrschte und wo ich kochen konnte, wann immer ich Hunger hatte.
Meine Möbel – immerhin zwei Kleinbus-Ladungen voll, ein halber davon allein für meine gut ausgerüstete Küche und einer für meine Hardware – lagerten bei meinen Eltern. Ich wollte mir in Berlin etwas suchen. Aber ich kam nicht dazu, mir Wohnungen anzusehen. Ich war immer mit einem riesigen Rucksack unterwegs,
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