Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
verliebt. Alles sieht so ungeheuer lebendig aus, finden Sie nicht?»
      «Durchaus, auf eine düstere, beängstigende Art. Ich bin sehr im Zweifel, ob es meinen simplen Ansprüchen an Bilder genügen würde.»
      «Sagen Sie mir nichts!» antwortete sie, einen Yorkshire-Tonfall nachahmend. «Ich weiß nicht viel über Kunst, aber man weiß doch, was einem gefällt ... Nicht schlecht für ein Mädel aus Leicester, was?»
      Banks lachte. «Besser, als ich es könnte, auf alle Fälle. Aber das ist nicht meine Art, ein Bild zu testen. Ich frage mich einfach, ob ich es an meine Wohnzimmerwand hängen und damit leben könnte.»
      «Und mit diesem könnten Sie nicht leben?»
      «Nein, damit nicht.»
      «Und womit können Sie statt dessen leben? Allem Anschein nach legen Sie sehr strenge Maßstäbe an.»
      Banks versuchte sich ein paar Bilder in Erinnerung zu rufen, mit denen ihn Sandra vertraut gemacht hatte. «Zum Beispiel mit Modiglianis Ruhendem Akt. Vielleicht auch mit Chagalls Das Dorf und ich oder mit Monets Wasserlilien.»
      «Großer Gott, alleine dafür brauchen Sie ein ganzes Zimmer!»
      «Ja, aber das wär's mir auch wert.»
      Jenny schenkte großzügig Cognac in den Kaffee, ohne Banks Zeit zu lassen für irgendwelche Proteste. Dann legte sie eine Musikkassette ein und setzte sich neben ihn.
      «Gute Musik», meinte er. «Was ist es?»
      «Das Violinkonzert von Max Bruch.»
      «Hm, nie gehört. Sind Sie ein Fan von klassischer Musik?»
      «Oh, nein. Das heißt, ich höre gern klassische Musik, aber eigentlich mag ich von allem etwas. Ich mag Jazz - Miles Davis und Monk -, und ich liebe auch noch immer die alten Sachen aus den Sechzigern - die Beatles, Dylan und die Stones. Allerdings sind meine alten Aufnahmen inzwischen ein bißchen verkratzt.»
      «Für jemanden, der Psychologie lehrt, scheinen Sie eine Menge von den schönen Künsten zu verstehen.»
      «Ich habe im zweiten Fach Englisch studiert, und mein Vater war eine Art Hobbykünstler. Aber auch heute verbringe ich manchmal mehr Zeit mit der Kunst als mit den Naturwissenschaften. Die meisten Psychologen sind schrecklich langweilige Leute.»
      «Mögen Sie die Oper?»
      «Auf dem Gebiet kenne ich mich leider nicht besonders gut aus. Meine Schwester hat mich einmal zu einer Aufführung von La Traviata mitgenommen, an die Opera North. Aber das ist Jahre her, und ich fürchte, daß ich mich kaum noch an etwas erinnere.»
      «Versuchen Sie's mal. Ich werde Ihnen ein paar Kassetten leihen. Tosca zum Beispiel ist eine wundervolle Oper.»
      «Worum geht es dabei?»
      «Um einen finsteren Polizeichef, der eine junge Sängerin zum Beischlaf zwingen will mit der Drohung, ihren Geliebten zu töten.»
      «Klingt sehr verlockend», meinte Jenny und schüttelte sich in einem plötzlichen Schaudern. «Da krieg ich richtig eine Gänsehaut.»
      «Die Musik ist wirklich gut. Ein paar sehr schöne Arien.»
      «In Ordnung, soviel zur Oper», sprach Jenny lächelnd und stieß mit ihm an. «Was ist mit heute abend? Meinen Sie, daß wir gute Arbeit geleistet haben?»
      «Ja, das meine ich. Schließlich darf man keine Wunder erwarten, deshalb haben wir Sie nicht zugezogen.»
      «Wie reizend! Ich weiß genau, warum Sie mich dabeihaben wollten.»
      «Ich wollte sagen, das ist nicht der Grund, warum wir einen Psychologen eingeschaltet haben.»
      «Ja, das weiß ich auch.»
      «Sondern?»
      «Sie hatten einfach Angst, daß sich die Sache zu einer Serie von Vergewaltigungen und Sexualmorden ausweitet, und deshalb lag Ihnen daran, die Beweislage von einer neutralen Person überprüfen zu lassen.»
      «Das trifft weitgehend zu. Aber darüber hinaus wollten wir auch sicherstellen, daß wir eine bessere Chance haben, ihn zu stoppen, bevor es so weit kommt.»
      «Und? Sind Sie dem inzwischen etwas nähergekommen?»
      «Das wird sich zeigen.»
      Während sie stumm dasaßen, fühlte Banks, wie sein Herz schneller schlug und sich seine Kehle zusammenschnürte. Ihm war klar, daß er nicht hätte hierherkommen dürfen, daß es nur eine Interpretation gab, warum er das Angebot auf einen Kaffee akzeptiert hatte - und dieses Wissen war beunruhigend. Die Musik hüllte sie ganz ein, und seine innere Spannung wurde so stark, daß er fühlen konnte, wie sie an seinen zusammengepreßten Kiefermuskeln zerrte. Jenny rührte in ihrem Kaffee, und ein Hauch von ihrem Parfüm wehte zu ihm herüber. Es war nicht

Weitere Kostenlose Bücher