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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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mit nur einem Elternteil lebten, blieb für Banks nicht mehr viel zu tun. Keine Dorothy Wycombe, die etwas Leben in den Tag brachte; keine Jenny Füller, nichts.
      Immerhin hatte er auf diese Weise Zeit zum Nachdenken und verbrachte den Rest des Vormittags mit Rätselraten über seine drei Fälle, die ihm immer noch einigermaßen nebelhaft erschienen. In Eastvale trieb sich ein Spanner herum, soviel war klar. Außerdem hatten zwei jugendliche Gangster hilflose alte Frauen beraubt. Aber was war mit Alice Matlock? Hatte einer von diesen Männern sie getötet?
      Nach den bisherigen Beweisen sah es ganz danach aus. Das Opfer war alt und allein, in ihrem Haus hatte man ein Chaos hinterlassen und das Geld und die Silbersachen gestohlen. Es war so gut wie sicher, daß sie sich zur Wehr gesetzt hatte, dabei gestürzt oder auch nach hinten gestoßen worden war und sich den Schädel an der Tischkante aufgeschlagen hatte.
      Gewißheit darüber gab es allerdings nicht, so daß Banks sich fragte, ob die Ereignisse vielleicht anders abgelaufen waren und aus welchem Grund. Nach dem, was er von Jenny erfahren hatte, kam der Spanner offenbar nicht in Frage. Der nächste Schritt mußte also sein, nach jemandem zu suchen, der ein Motiv hatte, Alice Madock aus dem Weg zu schaffen oder sich zumindest auf eine so heftige Konfrontation mit ihr einzulassen.
      Dem Bericht von Sergeant Hatchley zufolge hatte Ethel Carstairs ausgesagt, daß Alice in den letzten Jahren sehr zurückgezogen gelebt hatte und nicht der Typ gewesen war, sich irgendwelcher Streuner oder sonstigen Fremden anzunehmen. Wenn also die beiden jugendlichen Rabauken nicht für ihren Tod verantwortlich waren, wer konnte es dann gewesen sein und warum?
      Unglücklicherweise ließ ihm der ruhige Nachmittag auch mehr Zeit, als ihm lieb war, um über die Ereignisse des Vorabends nachzudenken. Sandra hatte bereits geschlafen bei seiner Rückkehr, so daß er immerhin keine Erklärungen hatte abgeben müssen, war aber am nächsten Morgen sehr frostig gewesen und hatte ihn nur kühl daran erinnert, daß sie für den Abend mit Harriet Slade und deren Mann verabredet waren, daß die beiden bereits einen Babysitter bestellt hatten und daß er selbst versprochen hatte, mit den Kindern am Samstagmorgen zum Castle Hill zu fahren. Er kannte das und wußte, daß sie ihm auf diese Art zu verstehen geben wollte, daß er - unabhängig von irgendwelchen sonstigen Verirrungen - auf jeden Fall zu wenig Zeit aufbrachte für die Menschen, die ihm am nächsten standen.
      Seither nagten die Schuldgefühle an ihm, trotz der Tatsache, daß es keineswegs zu irgendwelchen Verirrungen gekommen war.
      Nachdem ihn Jenny in ihr Wohnzimmer geführt hatte, war ihm als erstes aufgefallen, daß sie eine aufwendige Stereoanlage besaß, aber keinen Fernsehapparat, und er hatte eine entsprechende Bemerkung gemacht.
      «Früher hatte ich mal einen», hatte sie geantwortet, schon auf dem Weg zur Küche, «aber ich hab ihn einer Kollegin geschenkt. Ohne dieses Ding bekomm' ich viel mehr getan - ich lese, höre Musik, gehe aus und seh' mir die Filme im Kino an. Früher war ich für alles zu faul, weil ich dazu neige, immer den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.»
      «Ich hatte etwas andere Vorstellungen von dem Studierzimmer eines Professors», rief er ihr nach. Außer ein paar psychologischen Magazinen neueren Datums und einer Mappe mit Notizen deutete nichts auf angestrengte wissenschaftliche Arbeit hin.
      «Das Arbeitszimmer ist oben», rief sie zurück. «Ich arbeite wirklich hart, Inspector, ganz im Ernst. Milch und Zucker?»
      «Nein, danke.»
      Er musterte den gerahmten Druck an der Wand, der einen riesigen düsteren Berg darstellte, der eher steil als massiv über ein kleines Dorf im Vordergrund ragte und es völlig zu dominieren schien.
      «Von wem ist das?» fragte er Jenny, als sie mit zwei dicken Kaffeebechern ins Zimmer trat.
      «Das? Von Emily Carr.»
      «Nie von ihr gehört», bekannte Banks, der dank Sandra immerhin über eine gewisse Grundkenntnis in Sachen Kunst verfügte.
      «Das ist nicht verwunderlich, sie ist aus Kanada. Ich habe nach meinem ersten Examen drei Jahre in Vancouver gearbeitet. Sie stammt von der Westküste und hat eine Menge Bilder von Totempfählen und Waldszenen gemacht. Merkwürdigerweise habe ich dieses Stück hier erst in einer Galerie in Kleinburg, in der Nähe von Toronto, entdeckt und mich augenblicklich in das Motiv

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