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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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eigentlich ein Parfüm, sondern mehr ein frischer und fröhlicher Duft, der ihn an unbeschwerte Kindheitstage erinnerte, an sonnige Ausflüge aufs Land.
      «Hören Sie», platzte er schließlich heraus, stellte den Kaffeebecher ab und sah Jenny ins Gesicht, «es tut mir leid, wenn ich den Eindruck vermittelt habe ... einen völlig falschen Eindruck ... ich bin nämlich verheiratet.» Nun, da er sein Bekenntnis abgeliefert hatte - auf die wohl nur denkbar taktloseste Art -, verlor er sich in weiteren Entschuldigungen und Wiederholungen, bis ihm Jenny ins Wort fiel.
      «Sie Dummkopf, das weiß ich doch längst. Was glauben Sie denn? Als Psychologe sieht man's den Leuten doch schon von weitem an, daß sie verheiratet sind.»
      «Sie wissen also? Aber dann . ..»
      Jenny zuckte mit den Achseln. «Ich habe nicht vor, sie zu verführen, wenn Sie das meinen. Ich mag Sie, das ist wahr, ich fühle mich zu Ihnen hingezogen, und ich habe den Eindruck, daß es Ihnen ähnlich geht... ach, verdammt, vielleicht will ich es doch, ich weiß auch nicht...» Sie streckte ihre Hand aus und berührte sein Gesicht. «Keine Bedingungen, Alan. Warum müssen Sie alles so schrecklich ernst nehmen.»
      Er fühlte, wie er augenblicklich erstarrte. Sie war so betroffen von seiner plötzlichen Ernüchterung, daß sie mit einem jähen Ruck aufsprang und ihr Gesicht zur Wand drehte.
      «Okay», sagte sie, «ich habe mich idiotisch aufgeführt. Gehen Sie. Nun gehen Sie schon!»
      «Hören Sie, Jenny», sprach Banks, «Sie haben nichts dergleichen getan und überhaupt nichts falsch gemacht. Es ist meine Schuld, ich hätte nicht hierherkommen dürfen.»
      «Und warum haben Sie es dann getan?» fragte sie, ein wenig besänftigt, aber immer noch mit abgewandtem Gesicht.
      Banks hob die Schultern und zündete sich eine Zigarette an. «Wenn ich mit Ihnen ins Bett ginge, würde ich sicher nicht wollen, daß es bei dem einen Mal bleibt.»
      «Das können Sie doch gar nicht wissen, wenn Sie's noch gar nicht versucht haben», meinte sie, drehte sich zu ihm um und zeigte ein dünnes Lächeln.
      «Doch, das weiß ich.»
      «Vielleicht bin ich eine Pleite im Bett.»
      «Das ist nicht der Punkt.»
      «Egal, ich wußte sowieso, daß Sie es nicht tun würden.»
      «Wirklich?»
      «Ich bin Psychologin, erinnern Sie sich? Und ich habe genügend Zeit mit Ihnen zugebracht, um zu wissen, daß Sie keinen Hang zu Frivolitäten haben und wahrscheinlich äußerst monogam veranlagt sind.»
      «Bin ich tatsächlich so leicht durchschaubar?»
      «Keineswegs, aber ich bin immerhin eine Expertin. Möglicherweise wollten Sie sich testen, ein Risiko eingehen.»
      «Nun, es heißt ja, der beste Beweis für die Tugend sei eine erfolgreich abgewehrte Versuchung.»
      «Und? Wie fühlen Sie sich jetzt?»
      «Unerträglich tugendhaft.»
      Jenny lachte und gab ihm einen flüchtigen Kuß auf den Mund. Es war ein freundschaftlicher Kuß, unter dem sich sein Verlangen nicht vermehrte, sondern sich eher zu verflüchtigen und die Dinge auf eine einfachere, entspanntere Ebene zu transponieren schien.
      «Bleiben Sie noch ein bißchen», schlug Jenny vor. «Wenn Sie jetzt sofort aufbrechen, werde ich glauben, daß Sie wegen diesem ganzen Durcheinander gehen, und dann liege ich den Rest der Nacht wach.»
      «Einverstanden, aber nur, wenn ich noch einen Kaffee bekomme - und diesmal ohne Cognac.»
      «Schon unterwegs, Sir.»
      «Was ist übrigens mit Ihnen?» fragte Banks, während Jenny zur Küche ging. «Sind Sie geschieden? Oder Single?»
      «Single», sprach Jenny, an den Türrahmen gelehnt. «Zu einer Heirat ist es bisher nicht gekommen.»
      «Auch nicht beinahe?»
      «Oh, doch, das schon. Aber beinahe verheiratet geht wahrscheinlich nicht, oder? Das wäre ungefähr so, wie ein bißchen schwanger zu sein.» Damit wandte sie sich ab, um den Kaffee zu machen, ein Lächeln hinter sich zurücklassend, das langsam verwelkte wie eine Blume, die liegengeblieben war.
     
    Banks erwachte aus seinen Träumen, mit einer Mischung aus Reue, daß er es überhaupt so weit hatte kommen lassen, und einem Gefühl von Bedauern, die Gelegenheit nicht genutzt und sich den Freuden des Eros überlassen zu haben. Er stülpte sich die Kopfhörer über, fuhr das Band mit Dido undAeneas zurück bis zu dem Klagelied «When I am laid in earth» und verließ das Gebäude. Während Karthagos Königin Dido ihrem treulosen Geliebten

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