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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Toten in weidengeflochtenen Särgen zehn oder fünfzehn Meilen weit schleppen bis zur Kirche von Grinton, am Ivelet Side entlang über den sogenannten , wie der Weg früher hieß. Die Leute wollten eben unbedingt auf geweihter Erde bestattet werden. Aber ich hoffe zunächst einmal auf ein langes und gesundes Leben, wie die arme Alice Matlock.»
      «Alice Matlock?»
      «Ja, die alte Dame, die man neulich tot in ihrem Cottage aufgefunden hat. Dein Mann muß dir doch davon erzählt haben, oder?»
      «Doch, natürlich», antwortete Sandra, «ich war nur überrascht, daß du plötzlich von ihr gesprochen hast, weiter nichts.»
      Robin schaute hoch zu den matten Bleiglasscheiben. «Nun, ich habe sie gekannt, das ist alles. Es hat mich doch ein wenig erschüttert, daß jemand, der so vieles durchgestanden hat, ausgerechnet auf so brutale Art ums Leben gekommen ist. Hat dein Mann schon irgendwelche Anhaltspunkte warum?»
      «Keine, soweit ich weiß. Wie kommt es, daß du sie gekannt hast?»
      «Ich fürchte, ich übertreibe da ein bißchen. Tatsächlich hab ich sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Du weißt ja, wie das ist - man verliert die alten Herrschaften sehr leicht aus den Augen. Sie war eine Freundin meiner Großmutter väterlicherseits. Sie hatten ungefähr das gleiche Alter und haben jahrelang als Schwestern am Krankenhaus in Eastvale gearbeitet. Als ich noch klein war, hat mich meine Oma oft mitgenommen, wenn sie Alice besucht hat.»
      «Ist dir nicht der Gedanke gekommen, daß du vielleicht helfen könntest bei den Ermittlungen?» fragte Sandra.
      «Ich?» antwortete Robin entgeistert. «Aber wie denn? Ich sagte doch, ich hab sie seit Jahren nicht mehr gesehen.»
      «Alan findet es frustrierend, daß so wenig zu erfahren ist über ihre Hintergründe, denn die meisten ihrer Freunde sind längst tot. Was immer du weißt, du könntest ihm sicher damit helfen.»
      «Ich wüßte wirklich nicht wie.»
      «Wenn man so lange mit einem Polizisten zusammenlebt», meinte Sandra, «fragt man nicht mehr nach dem Wie. Wärst du denn bereit, einmal mit ihm zu sprechen?»
      «Ich weiß nicht... ich ... ich kann mir nicht vorstellen, wie ich ihm helfen könnte.»
      «Komm schon, Alan wird dich nicht gleich auffressen. Du hast doch gesagt, daß dich ihr Tod getroffen hat. Dann ist das doch sicher nicht zuviel verlangt, oder?»
      «Nein, nein, das wohl nicht. Also, wenn du meinst, daß ich da helfen kann, selbstverständlich ...»
      «Es ist immerhin möglich.»
      «Na schön.»
      «Gut, dann werd' ich ihm Bescheid sagen. Falls ich ihn mal sehe, er ist im Moment selten da. Heute abend wollten wir allerdings miteinander ausgehen, wenn er es nicht wieder vergessen hat. Wann würde es dir passen? Ich bin sicher, daß er dir keinesfalls Umstände machen will.»
      «Ich weiß nicht. Vielleicht irgendwann an diesem Wochenende? Ich bin sicher zu Hause.»
      «Bestens.» Sandra schrieb sich Robins Adresse auf und wandte sich wieder dem Ostfenster zu. «Nun mach schon, komm endlich», beschwor sie die Sonne, die sich immer noch nicht zeigen wollte.
      Wartend standen sie da, eine Minute oder länger, bis sich langsam das Buntglas erhellte und das Rot des Christusgewandes, das Blau der Flüsse zu seinen Füßen, das Purpur, das Orange und das Grün auf den Hügeln zu leuchten begannen. Sandra stellte eine weite Blende ein und betätigte den automatischen Belichtungsmesser.
      «Seltsam», sagte Robin, der sie beobachtete, «aber ich habe manchmal den Eindruck, als schauten wir durch ein klares Fenster nach draußen auf ein merkwürdig idealisiertes Bild.»
      «Ja, so ist es», stimmte ihm Harriet zu. «Es hat etwas von einer Vision. Oh, schau nur, wie diese Farben leuchten!»
      «Eine Vision, in der Tat», spottete Norman, der vom Nordfenster herübergeschlendert kam. «Ihr seid mir zwei echte Romantiker, ihr beiden.» Damit war er bei ihnen, und alle versuchten abwechselnd, das Leuchten hinter dem bunten Glas mit ihren Kameras einzufangen.
     
    * 2
     
    Der Freitag war ein ziemlich ruhiger Tag auf dem Revier von Eastvale. Die Überwachung der Pubs am vorausgegangenen Abend hatte nichts gebracht, und Richmond hatte gemeldet, daß niemand aus der Szene den Verdächtigen aus den Hauseinbrüchen nach der Polizeiskizze erkannt hatte. Nachdem er den Detective Constable aufs Rathaus geschickt hatte, um das Melderegister nach jungen Männern durchzusehen, die allein oder

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