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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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sie der Sache nachgeht.»
      «Warum sollte sie so was versuchen?»
      Anne rückte ihre Brille zurecht und schüttelte den Kopf. In ihren Augen schimmerten die ersten Tränen, stark vergrößert durch die lupenartigen Gläser. «Ich weiß nicht», antwortete sie.
      «Hat sie Ihnen irgendwas erzählt, aus dem Sie schließen könnten, daß sie die Person des Mörders kennt? Denken Sie gut nach, und versuchen Sie, sich zu erinnern. An jede Kleinigkeit.»
      Anne dachte angestrengt nach, und die Tränen verschwanden. «Nein», erklärte sie schließlich. «Sie hat nur immer Andeutungen gemacht. Von irgendwelchen Dingen, die sie weiß, und von einem Geheimnis, das sie entdeckt hat. Ich meine, nun ja, sie hat schon irgendwie gesagt, daß sie weiß, wer's war, aber sie hat keinen Namen genannt oder so was. Sie hat gesagt, sie müsse erst sicher sein, daß es stimmt, weil sie niemanden in Schwierigkeiten bringen will.»
      «Haben Sallys Eltern ein Telefon?»
      «Ja, seit Jahren schon. Warum?»
      «Können Sie sich vorstellen, warum Sally in eine öffentliche Telefonzelle gegangen ist, am Freitag nachmittag?»
      «Nein.»
      «Vielleicht wollte sie Kevin anrufen oder einen anderen Freund, was meinen Sie? Eltern haben mitunter kein Verständnis für solche Dinge.»
      «Sie hatte keinen Freund außer Kevin, und ihre Eltern wußten davon. Sie waren nicht grade hundertprozentig begeistert von ihm, aber er ist ein netter und anständiger Kerl, und sie haben den beiden keine Schwierigkeiten gemacht.»
      «Hat Sally gesagt, wo sie am Freitag abend hinwollte?»
      «Nein, ich hatte keine Ahnung, daß sie überhaupt irgendwas vorhatte.»
      «Vielen Dank, Anne, das war alles», sagte Banks.
      Die Polizistin führte sie hinaus und brachte Kathy Chalmers mit. Kathy wirkte unterdessen ziemlich verstört, zeigte jedoch keine Tränen und hatte nichts Neues vorzubringen, obwohl ihr die Hintergründe allmählich zu dämmern schienen.
      Das letzte Mädchen, Hazel Kirk, war ein besonderer Fall. Wie ihre beiden Freundinnen wußte sie genau, was im Gange war, zog es aber vor, die Ahnungslose zu spielen. Angeblich erinnerte sie sich nicht einmal, ob Sally überhaupt irgendeine Bemerkung zu dem Mörder gemacht hatte, wurde immer verstockter und ausweichender auf Banks' Fragen, bis sie am Ende in Tränen ausbrach und ihm erklärte, er solle sie in Ruhe lassen. Banks gab der Polizistin einen Wink, die Befragung fortzusetzen, und verließ das Zimmer.
      Draußen hatte sich Sergeant Hatchley auf Weavers Schreibtischkante niedergelassen und studierte die einlaufenden Berichte der Provincial Police und der Bahnpolizei. «Na, Glück gehabt?» fragte er, als er Banks kommen sah.
      Banks schüttelte den Kopf. «Nein, die erste war die intelligenteste von den dreien, konnte uns aber auch nicht viel weiterhelfen. Das wenige, was sie gesagt hat, bestätigt allerdings unsere Befürchtungen. Offenbar hat Sally wirklich geglaubt, den Mörder zu kennen, und ein Treffen vereinbart - und wenn das so ist, dann brauchen wir nicht mehr lange zu überlegen, was mit ihr passiert ist. Auf jeden Fall muß es jemand gewesen sein, den sie näher gekannt hat und vor dem sie keine Angst hatte. Verdammt, es muß doch irgendwo ein Motiv geben, ich wette, es liegt direkt vor unseren Augen und springt uns gleich an!» Er schlug mit der Faust auf den Tisch, zu Hatchleys großem Erstaunen, der mit diesem plötzlichen Ausbruch nicht gerechnet hatte, sich aber dann erinnerte, daß sein Boss schließlich aus einer harten Schule kam. Das war kein schwerfälliger Beamter, sondern ein Mann der Tat.
      «Haben Sie 'ne Zigarette?» fragte Banks.
      «Dachte, Sie hätten aufgehört und nuckeln jetzt an der Pfeife», meinte Hatchley und reichte Banks seine Packung Senior Service.
      «Das ist vorbei. Konnte das verdammte Ding sowieso nicht ausstehen.»
      Hatchley lächelte und gab ihm Feuer. «Wenn das so ist, Sir», meinte er, «schlag ich vor, daß Sie sich wieder selbst versorgen.»
      Die Tür des Vernehmungszimmers öffnete sich, und Hazel Kirk trat heraus, offensichtlich wieder ganz friedfertig. Sie gesellte sich zu ihren Freundinnen, die bereits ungeduldig gewartet und getuschelt hatten, voller Aufregung über die ungeahnten Vorgänge. Schließlich erschien die Polizeibeamtin, blieb mit leicht verwirrter Miene im Türrahmen stehen und winkte Banks zu sich heran.
      «Was gibt's?» fragte er und zog die Tür hinter sich

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