Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche
zu.
«Dieses Mädchen, Sir», setzte die Beamtin an, «warum sie so aufgebracht war... vielleicht hat es was zu bedeuten...»
«Na schön, erzählen Sie.»
«Verzeihung, Sir, aber sie hat sich so aufgeregt, weil ihr Sally gesagt hat, sie wüßte, wer der Mörder ist, und weil sie dann nach Hause gegangen ist und ihren Eltern alles erzählt hat.» Sie machte eine kurze Pause, während Banks an seiner Zigarette zog und auf die Fortsetzung wartete. «Na ja, die haben nur gelacht und gesagt, Sally Lumb hätte schon immer eine blühende Phantasie gehabt, aber der Vater muß wohl vor ein paar Wochen ein bißchen aneinandergeraten sein mit Steadman, und da dachte Hazel -»
«Ich kann mir schon vorstellen, was sie gedacht hat», unterbrach Banks. «Aber erzählen Sie weiter. Was war denn der Grund?»
«Das hat sie nicht gesagt, sie wollte nicht. Ich bin nicht von hier, ich komme drüben aus Wensleydale, aber vielleicht weiß Constable Weaver was von der Sache.»
«Ja, sicher. Vielen Dank, Constable...?»
«Smithies, Sir.»
«Also, danke sehr, Constable Smithies, das haben Sie gut gemacht. Ein Segen, daß Sie das Mädchen beruhigt haben und dazu bringen konnten, sich Ihnen anzuvertrauen», lobte Banks und ließ die junge Beamtin blutrot im Vernehmungsraum zurück.
Weaver telefonierte gerade, faßte sich aber kurz, als er Banks an den Tisch treten sah.
«Die Wetterfrösche aus Reckston Moor, Sir», meldete er. «Sie meinen, es wär totaler Wahnsinn, irgendwelche Suchtrupps aufs Moor zu schicken vor Ablauf von mindestens vierundzwanzig Stunden.»
«Einfach beschissen, dieses Wetter im Norden», fluchte Banks. Hatchley grinste und zwinkerte Weaver verstohlen zu, doch der Constable zeigte keine Reaktion.
«Sie meinen, daß der Regen noch eine ganze Weile anhalten wird. Der Boden ist völlig aufgeweicht, und die Sicht wird nach oben immer schlechter. Das ist alles Moorland, Sir, zu beiden Seiten, meilenweit.»
«Ich weiß», seufzte Banks, «und wir können nichts daran ändern. Aber sorgen Sie wenigstens dafür, daß alles bereit ist, sobald sich das Wetter bessert. Haben Sie Hubschrauber angefordert?»
«Ja, Sir, Superintendent Gristhorpe kümmert sich darum. Bei diesem Regen werden sie allerdings nicht starten können.»
«Nein, natürlich nicht. Hören Sie, Sie kennen doch dieses Mädchen, das eben im Vernehmungsraum war, oder?»
Weaver nickte. «Hazel Kirk, ja.»
«Was wissen Sie über ihren Vater?»
«Robert Kirk. Die Familie lebt hier seit Generationen, ist aber ursprünglich aus Schottland.»
«Was macht er?»
«Arbeitet in Eastvale, für Noble's. Sie wissen schon, das große Schuhgeschäft in diesem neuen Einkaufszentrum am Busbahnhof.»
«Ich weiß Bescheid. Sonst noch was?»
«Er ist sehr aktiv in der Kirche hier, Sir», fuhr Weaver fort. «Es gibt Leute, die behaupten, er wär so eine Art religiöser Spinner, wenn Sie wissen, was ich meine. Mit so 'nem Hauch von Feuer und Schwefel. Streng presbyterianisch. Muß das schottische Erbe sein, wenn Sie mich fragen. Jedenfalls schreibt er ständig Leserbriefe an alle möglichen Zeitungen und beschwert sich über den Sex im Fernsehen. Neuerdings hat er den Fimmel, eine Riesenkampagne gegen diese Rockvideos zu starten und so was wie 'ne Zensur einzuführen für die ganze Musikszene. Er findet allerdings nicht viel Anklang mit seinen Ideen, Sir. Den Leuten hier ist es ziemlich egal, was da läuft.»
«Was ist Ihre Meinung über ihn?»
«Verrückt, aber harmlos.»
«Sicher?»
Weaver nickte. «Hat uns nie Probleme gemacht, Sir. Und er ist wirklich sehr fromm, wie's aussieht. Würde keiner Fliege was zuleide tun.»
«Religiöse Fanatiker sind oft ziemlich gewalttätig. Am besten, Sie unterhalten sich einmal mit ihm und fragen, worum es bei diesem Streit mit Harold Steadman ging.»
«Das war kein Streit, Sir», entgegnete Weaver. «Kirk hat sich bei dem Direktor der Eastvale Comprehensive beschwert, daß er einem Mann mit derart laxen Moralbegriffen wie Harold Steadman erlaubt, mit heranwachsenden Mädchen umzugehen.»
«Was?»
«Es ist tatsächlich wahr, Sir», fuhr Weaver grinsend fort. «Offenbar hat er Steadman ab und an mit Penny Cartwright gesehen, und für Kirk war Penny sozusagen die leibhaftige Hure von Babylon. Sie erinnern sich, da waren doch diese Gerüchte um einen angeblichen Inzest, und dann ist sie von zu Hause
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