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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Sie ihm dicht auf den Fersen?».
      «Keine Ahnung, die Ermittlungen in einem Mordfall verlaufen nicht gradlinig. Es ist nicht so, daß man das Ziel immer näher und näher heranholt, wie durch ein Teleobjektiv, vielmehr sammelt man alle möglichen Mosaiksteinchen, um sie irgendwann zu einem sinnvollen Muster zusammenzusetzen.»
      «Und Sie sind nie sicher, wann Sie genug Steinchen zusammen haben?»
      «Doch, aber man kann diesen Zeitpunkt nicht im voraus bestimmen. Das kann in den nächsten Sekunden passieren oder erst in zehn Jahren, und da man nicht weiß, wie dieses Muster aussieht, kommt es vor, daß man es nicht sofort erkennt. Bis man plötzlich weiß, daß man ein klares Bild vor sich hat und nicht einen ganzen Aktenschrank voll Gerümpel.»
      «Was ist mit dem Motiv Geld?» fragte Penny. «Harry war immerhin ziemlich wohlhabend.»
      «Dummerweise hat er kein Testament hinterlassen, so daß alles an seine Frau geht. Es wäre entschieden bequemer, wenn er den National Trust begünstigt hätte und wir uns einfach nur den erstbesten verrückten Konservator schnappen müßten, aber das wirkliche Leben ist nun mal nicht so leicht wie im Roman. Die Motive und die Gelegenheiten passen einfach nicht zusammen bei diesem Fall.»
      «Nun, aber das ist Ihr Problem, oder?»
      «Richtig. Habe ich Ihnen verständlich machen können, warum ich so hartnäckig bin?»
      «Klar und deutlich, danke», antwortete Penny mit einer spöttischen Verbeugung.
      «Sehen Sie Michael noch häufig?»
      «Nein, nicht sehr oft. Nur gelegentlich im Bridge. Seit wir auseinandergegangen sind, ist er immer reservierter geworden im Umgang mit mir. Wollen Sie etwa andeuten, daß er noch in mich verliebt ist? Ah, ich verstehe: Er hat also gedacht, Harry und ich wären ein Paar, hat sich vornehm zurückgezogen, aber im tiefsten Innern seinen finsteren Groll gepflegt, sich hinterlistig in Harrys Vertrauen geschlichen, auf eine günstige Gelegenheit gewartet, ihm die Demütigung heimzuzahlen, und nach zehn Jahren endlich zugeschlagen und Rache genommen - ist es das ungefähr?»
      Banks Lachen klang ein wenig hohl. Ramsden hatte möglicherweise tatsächlich ein Motiv, aber es würde nicht leicht sein, ihm auch die Gelegenheit nachzuweisen. Es war nicht besonders plausibel, daß er eigens nach Helmthorpe fuhr und sich stundenlang auf diesem Parkplatz versteckte, selbst für den Fall, daß er sicher sein konnte, Steadman früher oder später dort zu erwischen. Wenn er jedoch in York auf ihn gewartet hatte, wie war dann Steadmans Wagen zurück nach Helmthorpe gekommen? Ramsden konnte nicht zwei Autos gleichzeitig bewegt haben, um mit dem eigenen wieder nach Hause zu kommen. Busse verkehrten auch nicht mehr zu dieser vorgerückten Stunde, und ein Taxi zu benutzen war zu riskant.
      «Es ist wirklich vertrackt», meinte Penny, als könne sie seine Gedanken lesen. «Ich verstehe, was Sie meinen, wenn Sie sagen, daß Sie festsitzen.» Sie leerte ihr Glas, stand auf und ließ Banks am Tisch zurück.
      Während er trübsinnig in sein Glas schaute und gegen das Verlangen nach einer Zigarette ankämpfte, erschien Hatchley mit zwei frischen Pints und zwängte sich in den Armsessel, den Penny eben verlassen hatte.
      «Was Neues?» fragte Banks.
      «Weavers Leute haben mit jemandem gesprochen, der Sally in der Telefonzelle auf der Hill Road gesehen hat. Freitag nachmittag um vier», berichtete Hatchley. «Und ein anderer Zeuge gibt an, sie am Abend gegen neun auf der High Street gesichtet zu haben.»
      «In welche Richtung ist sie gegangen?»
      «Nach Osten.»
      «Also überallhin.»
      «Ausgenommen nach Westen», stellte Hatchley trocken fest. «Hab mich übrigens mit 'nem Kumpel aus York in Verbindung gesetzt. Kennt sämtliche Schwuchteln und Perverslinge aus der Ecke, der Knabe, aber unseren Ramsden will keiner gesehen haben. Fehlanzeige.»
      «Hab ich mir gedacht», meinte Banks düster. «Ich fürchte, wir jagen dem falschen Phantom hinterher, Sergeant.»
      «Kann schon sein, fragt sich nur, wer uns das richtige zeigt.»
      Banks blickte auf die Regenbäche, die über die schmutzige Fensterscheibe strömten, und seufzte. «Was meinen Sie, gibt's da einen Zusammenhang?» fragte er. «Zwischen Steadman und der kleinen Lumb, meine ich.»
      Hatchley wischte sich mit dem Handrücken den Bierschaum vom Mund und rülpste. «Schon 'n bißchen komisch für 'n Zufall, wie? Bringt uns die einzige brauchbare

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