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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche
Autoren: Peter Robinson
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Schock hatte sie streckenweise eher erleichtert als bekümmert gewirkt. Möglicherweise war die Ehe etwas wacklig geworden, überlegte Banks, und Mrs. Steadman hatte plötzlich festgestellt, daß sie mit einem Mal frei und wohlhabend geworden war. Das war eine Erklärung - aber war sie ausreichend?
     
     

* KAPITEL 2
     
    * I
     
    Weaver zog eine Grimasse. «Ich hasse Brandy, Sir», bekannte er schüchtern. «Jedes Mal, wenn ich als Kind eine Erkältung hatte, hat mir meine Mutter ein paar Tropfen eingeflößt. Aus rein medizinischen Gründen, aber ich kann das Zeug einfach nicht ausstehen.»
      Sie hatten sich in einer Ecke der fast leeren Lounge im Bridge nie- . dergelassen. Banks hielt sich an seinem frischgezapften Theakstone Bitter fest, und Weaver kämpfte mit seinem Brandy.
      «Hat er Ihnen denn nicht gutgetan?» fragte Banks.
      «Doch, ich glaube schon, Sir. Aber er erinnert mich eben immer an Medizin. Arme-Leute-Medizin, wenn Sie wissen, was ich meine.»
      Banks stand lachend auf und holte ein frisches Pint von der Theke, damit Weaver den schlechten Geschmack hinunterspülen konnte. Detective Sergeant Hatchley hatte sich noch nicht eingefunden. Zweifellos steckte er noch bei Tavistock und ließ sich mit einem guten Tee verwöhnen, womöglich sogar mit etwas Gehaltvollerem und einem saftigen Stück Roastbeef.
      «Sagen Sie», fragte Banks, «warum ist es hier eigentlich so leer? Schließlich haben wir Sonntag, es ist Essenszeit, und das Dorf wimmelt von Touristen.»
      «Das ist schon richtig, Sir», antwortete Weaver, dessen jungenhaftes Gesicht wieder in voller natürlicher Röte erstrahlte, «aber sehen Sie sich hier doch einmal um.»
      Banks sah sich um. Die Tapeten in der eher kleinen Lounge waren verblichen, von der braunen Decke blätterte der Putz. Die Wände waren feucht, die auffälligsten Flecken hatte man verdeckt unter ein paar wenigen Landschaftsaquarellen, die an den armseligen Wandschmuck in betagten Eisenbahnwaggons erinnerten. Die Tische waren abgewetzt und zerfurcht vom jahrelangen Domino- und Würfelspiel, Generationen von Biertrinkern, übersät von den Ringen und Lachen ganzer Generationen überquellender Biergläser, und die verkohlten Halbkreise an den Kanten erinnerten an die zahllosen Zigaretten, die man hier zurückgelassen hatte. Neben dem schmalen, gekachelten Kamin stand ein wackliges Kaminbesteck mit einem verbogenen Schürhaken. In der Tat, er machte nicht viel her, dieser Laden.
      «Es gibt drei Pubs hier in Helmthorpe», begann Weaver und hob demonstrativ seine fleischigen, rosigen Finger. «Wenn man den Country Club für die feinen Pinkel nicht mitzählt, wären da noch das Dog and Gun und das Hare and Hounds, wo überwiegend Touristen hingehen. Die klassischen alten Landgasthöfe, wenn Sie wissen, was ich meine, Sir - das Hufeisen, die kupferne Bettpfanne, die antiken Tische mit den schmiedeeisernen Beinen, an denen man sich die Kniescheibe aufschlägt, Sie verstehen. Außerdem riesige Kamine mit vorgeräucherten Bleieinfassungen, weil es nämlich auf Gottes schöner Erde heutzutage nicht mehr wichtig ist, ein anständiges Ale anzubieten. Aber ein offenes Feuer, das muß sein, das ist trendy.
      Das Dog and Gun ist so 'ne Art Familienlokal mit 'nem Biergarten am Flußufer und 'nem kleinen Spielplatz für die Kinder, und das Hare and Hound ist mehr fürs Jungvolk. Mit großer Disco-Nacht jeden Freitag und Samstag in der Saison und Massen von Freizeit-Campern. Dabei geht's dann immer hoch her, und wir haben flott zu tun mit den üblichen Schlägereien und solchen Sachen. Unter der Woche bieten sie schon mal Abende mit Folkmusic an, wo's etwas zivilisierter zugeht, wenn Sie mich fragen.»
      Weaver rümpfte die Nase und deutete mit einem kurzen Nicken auf die Wand. «Und dann gibt's noch das hier. Ziemlich neu für hiesige Verhältnisse - bestenfalls viktorianisch, würd' ich sagen - und die einzige Zuflucht, die dem ernsthaften Biertrinker geblieben ist. Hier kommen nur die Einheimischen her und gelegentlich ein paar Ortsfremde, die gutes Bier zu schätzen wissen. Ein Geheimtip sozusagen. Am Wochenende drücken sich natürlich auch ein paar Wanderer und alles mögliche Volk am Tresen rum - schließlich hat heutzutage jeder seinen Kneipenführer in der Tasche und weiß, wo's gutes Bier gibt -, aber die machen weiter keinen Ärger. Sind alle ziemlich friedlich, das muß man sagen.»
      «Warum ist Steadman wohl hierher gekommen, was meinen
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