Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
Boots Randolph, The Surfaris, samt und sonders Namen, die sie noch nie gehört hatte. Ein Tisch ächzte unter Verdis komplettem Rigoletto auf alten Schellackplatten. An einer Wand standen zudem mehrere Regale voller Bücher: Reader's-Digest-Ausgaben, alte Enid-Blyton-Bände mit eingerissenen Pappdeckeln, durch Wasserschäden wellige und fleckige Bücher mit steifen Seiten und Einbänden, die meisten von Autoren, die sie nicht kannte. Sie bezweifelte sogar, dass Banks oder Gristhorpe diese Namen etwas sagten. Wer um alles in der Welt würde solch nutzlosen und übel riechenden Trödel kaufen wollen?
Als sie sich davon überzeugt hatten, dass zwischen den gesprungenen Skulpturen und verrosteten Nähmaschinen mit Tretkurbeln keine Videorekorder oder Stereoanlagen versteckt waren, baten sie Fairley, ihnen den Rest der Räumlichkeiten zu zeigen. Zuerst zögerte er, dann zuckte er mit den Achseln, verschloss die Eingangstür, drehte das Schild so um, dass man von außen GESCHLOSSEN lesen konnte, und führte sie durch einen von Motten zerfressenen Vorhang hinter den Tresen. Bisher schien er sich noch stillschweigend seinem Schicksal zu ergeben.
Auf dem Flur hinter dem Vorhang stand eine verdreckte Spüle, im Becken stapelten sich Tassen, die von alten Teeblättern Schimmel ansetzten, und auf der von Rost durchzogenen Metallfläche daneben standen, von Mäusekot umgeben, eine Thermoskanne mit Kaffee, eine Packung Tee, etwas geronnene Milch sowie eine Dose Würfelzucker.
Am Ende des Flures befand sich eine Toilette mit dreckiger Schüssel und einem fleckigen Waschbecken, abbröckelndem Putz und Spinnweben in den Ecken. Zwei weitere Türen führten von dem Flur ab. Die erste zu öffnen war beinahe unmöglich, doch der schlanke Richmond konnte durch den schmalen Schlitz schlüpfen und feststellen, dass das Zimmer hauptsächlich mit umgestürzten Pappkartons voll gepackt war. Außerdem lagen ein paar Bücher, Videokassetten und Magazine leicht verdächtiger, erotischer Natur herum, die aber wahrscheinlich nicht zur strafbaren Variante der Pornografie gehörten.
Nachdem er wieder herausgekommen war, deutete Richmond auf die andere Tür. »Wohin führt die?«, wollte er wissen.
Fairley stotterte eine Ausrede, um sie nicht aufschließen zu müssen. Er behauptete, sie führe nirgendwohin, was dahinter läge, gehöre nicht zu seinen Räumlichkeiten; doch Richmond ließ nicht locker. Und so folgten sie Fairley kurz darauf hinab in einen Keller mit weiß getünchten Wänden. Was dort, beleuchtet von einer nackten Glühbirne, stand, sah aus wie die restliche Beute aus dem Einbruch in Fletchers Warenhaus: zwei Fernsehapparate, drei Videorekorder und ein CD-Spieler.
»Das ist Konkursware«, behauptete Fairley. »Sobald ich ein bisschen Platz habe, wollte ich das Zeug ins Schaufenster stellen.«
Richmond beachtete ihn nicht und bat Susan, die Seriennummern auf den Kartons mit der Liste zu vergleichen, die ihnen der Geschäftsführer von Fletcher gegeben hatte. Sie stimmten überein.
»Okay«, sagte Richmond und lehnte sich gegen den Kartonstapel. »Bevor wir aufs Revier gehen, würde ich Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, John.«
»Wollen Sie mich nicht anklagen?«
»Später.«
»Ich meine, sollte ich nicht einen Anwalt bekommen oder so?«
»Wenn Sie wollen. Aber lassen Sie uns die gestohlenen Sachen mal für einen Moment vergessen, ja? Sind Sie vorbestraft?«
Fairley schüttelte den Kopf.
»Das ist gut«, sagte Richmond. »Erstes Delikt. Sie kommen besser dabei weg, wenn Sie uns helfen. Wir wollen etwas über Carl Johnson erfahren.«
»Also, hören Sie, damit hatte ich nichts zu tun. Das können Sie mir nicht anhängen.«
Es war interessant, Richmond bei der Arbeit zuzusehen, dachte Susan. Gelassen, entspannt, ohne in diesem schmuddeligen Raum an Eleganz einzubüßen, und sorgsam darauf bedacht, seinen Anzug nicht an der Wand schmutzig zu machen, nahm er Fairley die Befangenheit und lotste ihn behutsam durch eine Reihe von einleitenden Fragen über seine Beziehung zu Johnson und Poole, bevor er auf Chivers zu sprechen kam. Bei der Erwähnung des Namens wurde Fairley allerdings sichtlich nervös.
»Carl hat ihn angeschleppt«, erzählte er, bedrückt auf einer Kiste hockend. »Ich konnte ihn nie leiden, seine Freundin auch nicht. Die waren beide ein bisschen ballaballa, wenn Sie mich fragen.«
»Was meinen Sie damit?«
»Er hat manchmal so
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