Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
haben, wie stinkreich manche Leute sind und wie der Rest von uns mehr schlecht als recht versucht, sich durchzuschlagen. Also, er war kein Kommunist, aber ...«
»Miss Gerrard, wissen Sie, wo er gearbeitet hat?«
»Aber ja. Ich finde manchmal kein Ende, oder? Er hat bei Mr Harkness gearbeitet, der in diesem schönen, alten Haus außerhalb von Fortford lebt. Hat ganz gut gezahlt, erzählte Mr Johnson. Aber der kann es sich ja auch leisten, oder?«
Der Name sagte ihm etwas. Vor einem oder zwei Jahren war im regionalen Käseblatt ein Artikel über ihn erschienen. Adam Harkness, so erinnerte sich Banks, stammte aus einer hiesigen Familie, die nach Südafrika ausgewandert war und ein Vermögen mit Diamanten gemacht hatte. Harkness war in die Fußstapfen seines Vaters getreten, hatte eine Weile in Amsterdam gelebt und war nach Swainsdale zurückgekehrt, um sich mehr oder weniger zur Ruhe zu setzen.
»Ich danke Ihnen«, sagte Banks. »Sie haben mir sehr geholfen.«
»Wirklich?« Sie zuckte mit den Achseln. »Das freut mich.«
Banks ging hinaus auf die Straße und ließ sich durch den Kopf gehen, was er von Miss Gerrard erfahren hatte. Johnson hatte für Adam Harkness gearbeitet und wurde wahrscheinlich ohne lästige Fragen bar auf die Hand bezahlt. Das könnte die tausend oder mehr Pfund in dem Umschlag erklären. Andererseits bezweifelte er, dass man als Gärtner so viel verdienen konnte. Und warum hatte er das Geld versteckt? Um es vor Dieben zu schützen? Da vor ihm selbst nichts sicher war, war sich Johnson wahrscheinlich der Gefahr, große Summen Geldes herumliegen zu lassen, nur allzu bewusst. Vielleicht hatte er kein Bankkonto und war einer von denen, die ihre Barschaft in einer Matratze oder, wie in diesem Fall, in der Klospülung versteckten. Aber sehr überzeugend klang das immer noch nicht. Banks schaute auf seine Uhr. Fast vier Uhr nachmittags. Noch Zeit genug, um Adam Harkness vor dem Abendessen einen Besuch abzustatten.
* IV
Detective Sergeant Philip Richmonds Augen begannen zu schmerzen. Er speicherte seine Datei ab, stand dann auf, streckte sich und rieb sein Kreuz. Vier Stunden hatte er jetzt am Computer gesessen, viel zu lange, um auf einen Bildschirm zu starren. Wahrscheinlich bekam man Augapfelkrebs von der ganzen Strahlung. So hilfreich diese Computer auch waren, grübelte er, man musste aufpassen, dass man die Arbeit daran nicht übertrieb. Andererseits stiegen heutzutage mit jedem Kurs, an dem er teilnahm, und mit jedem Wissen, das er sich über Computer aneignete, seine Beförderungschancen.
Er stellte sich ans Fenster. Glücklicherweise ging das neue Computerzimmer wie Banks' Büro zum Marktplatz hinaus. Da es sich bei dem Raum jedoch nur um eine umgebaute Kammer für Putzmaterial handelte, war das Fenster winzig. Auf jeden Fall hatte ihm der Arzt geraten, gelegentlich vom Bildschirm weg in die Ferne zu schauen, um seinen Augenmuskeln eine Abwechslung zu verschaffen.
Zahlreiche Touristen gingen bereits zurück zu ihren Wagen, verstopften nun bestimmt viele von Eastvales Seitenstraßen und handelten sich dabei wohl eine ordentliche Anzahl von Strafzetteln ein. Einige Marktstände wurden auch schon abgebaut.
Er wollte bald Feierabend machen und sich dann für seine Verabredung mit Rachel Pierce herrichten. Letztes Jahr an Weihnachten, als er ein Alibi in einem Mordfall überprüfen musste, hatte er sie in dem Spielzeugladen in Barnard Castle kennen gelernt, in dem sie beschäftigt war. Seitdem waren sie fest zusammen. Noch sprachen sie nicht von Hochzeit, aber wenn die Beziehung weiterhin so gut verlaufen sollte, dann würde Richmond ernsthaft in Erwägung ziehen, ihr einen Antrag zu machen. Noch nie zuvor war er einem so warmherzigen und humorvollen Menschen wie Rachel begegnet. Sie teilten sogar dieselbe Vorliebe für Science-Fiction. Beide schätzten sie Philip K. Dick und Roger Zelazny. Heute Abend wollten sie sich den neuen Horrorfilm im Crown ansehen. Zumindest für Eastvale war der Film neu, denn ein Film kam hier immer erst ein paar Monate später ins Kino als überall sonst im Land. Rachel liebte Gruselfilme und Richmond liebte die Art, wie sie sich dabei an ihn klammerte. Er schaute auf seine Uhr. Falls kein Notfall eintrat, konnte er in ein paar Stunden bei ihr sein.
Das Telefon klingelte.
Richmond fluchte und nahm ab. Die Telefonistin teilte ihm mit, dass jemand Superintendent Gristhorpe zu sprechen wünsche, der nicht im
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