Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
des Dorfes konnte er Gristhorpes altes graues Bauernhaus ausmachen. Links von Lyndgarth, etwas weiter unten am Berghang und teilweise von Bäumen verdeckt, stand die dunkle Ruine der Devraulx-Abtei, die im dunstigen Abendlicht unheimlich und gespenstig aussah.
      Banks fuhr nur bis zu der kleinen Steinbrücke über den Swain und bog nach links auf den Schotterweg. Außer zum Wasser hin nach allen Seiten durch Pappeln geschützt, war »Leasholme« ein idealer, abgelegener Ort für einen einsiedlerischen Millionär, der sich zur Ruhe setzen wollte. Banks hatte Adam Harkness vorher angerufen und war noch für diesen Abend eingeladen worden. Er bezweifelte, dass er von Carl Johnsons Arbeitgeber viel erfahren würde, aber er musste es versuchen.
      Am Ende der Auffahrt parkte er neben Harkness' Jaguar. Das Haus war eine Mischung aus elisabethanischen Stilen und solchen des siebzehnten Jahrhunderts, zum größten Teil aus Kalkstein errichtet und mit Fensterstürzen und Ecksteinen aus Sandstein sowie einem Schindeldach versehen. Es war jedoch größer als die meisten Häuser in der Gegend und hatte sicherlich einmal einem wohlhabenden Grundbesitzer gehört. Über der Tür konnte man die Jahreszahl 1617 lesen, doch Banks vermutete, dass der ursprüngliche Bau schon früher entstanden war. Im großen Garten wuchsen in dieser Jahreszeit nur Rosen, er sah aber tadellos angelegt und gepflegt aus. Wohl ein Werk von Carl Johnsons Händchen für die Pflanzen.
      Genervt von einem Schwarm Stechmücken über ihm, klingelte Banks kurz darauf an der Tür.
      Harkness öffnete wenige Augenblicke später, winkte ihn herein und führte ihn dann durch einen riesigen, höhlenartigen Flur in ein Zimmer auf der Rückseite des Hauses, das sich als Bibliothek entpuppte. Bücherregale aus dunklem Holz bedeckten drei Wände, sie flankierten eine schwere Tür in der einen und einen Steinkamin an einer anderen. Ein weißer Korbsessel stand vor der vierten Wand, in der Verandatüren nach draußen in den Garten führten. Ein gepflegter Rasen, gesäumt von Binsensträuchern, senkte sich zum Flussufer hinab und zur Linken rundete eine große Rotbuche die Sicht auf die Flussauen, die Leas, ab, hinter denen man Lyndgarth und Aldington Edge erkennen konnte. Den Blick auf die Devraulx-Abtei aber verdeckte das dichte Laub. Im Dämmerlicht besaß der Fluss eine geradezu magische Ausstrahlung; wie ein Spiegel reflektierte das langsam fließende Wasser das Schilf, das an seinen Ufern wuchs.
      »Einmalig, nicht wahr?«, sagte Harkness. »Dieser Ausblick ist einer der Gründe, warum ich das Haus gekauft habe. Eigentlich ist es viel zu groß für mich, ich benutze nicht einmal die Hälfte der Zimmer.«
      Banks war der Staub im Flur und eine gewisse, in der Luft liegende Muffigkeit aufgefallen. Selbst die Bibliothek war unordentlich, der wuchtige Schreibtisch darin war mit Papieren, Stiften und Gummibändern übersät und auf dem Boden vor den Regalen türmten sich kleine Bücherstapel.
      »Wie lange leben Sie schon hier?«, fragte Banks.
      »Zwei Jahre. Aber ich bin häufig unterwegs. Noch habe ich mich nicht vollständig zur Ruhe gesetzt, ich bin noch ziemlich aktiv. Ich dachte nur, ich hätte es mir langsam verdient, etwas kürzer zu treten und mich ein bisschen mehr dem Golf zu widmen.«
      Harkness sah aus, als sei er ungefähr fünfundfünfzig Jahre alt. Er war so groß wie Banks, hatte silbriges Haar und diesen ziegelroten, faltigen Teint, der Engländern eigen ist, die viele Jahre in wärmeren Klimazonen verbracht haben. Er trug ein weißes, kurzärmeliges Hemd und marineblaue Hosen. Der Bauch und die eingefallene Brust wiesen darauf hin, dass er kein Mann war, der, vom Golfspielen abgesehen, viel Zeit in sportliches Training investierte.
      »Einen Drink?«
      »Einen kleinen Scotch, bitte«, sagte Banks.
      »Nehmen Sie Platz.« Harkness bot Banks den Korbsessel an und zog für sich einen Drehstuhl hinter dem Schreibtisch hervor.
      Banks setzte sich. Im Hintergrund spielte leise Musik, es hörte sich an wie das Dvorak-Konzert auf Radio Drei. Er warf einen kurzen Blick auf die Bücher in den Regalen und hatte aus irgendeinem Grund den Eindruck, dass sie statt zum Gebrauch eher zum Vorzeigen als Meterware gekauft worden waren: Eine Gesamtausgabe der Encyclopaedia Britannica, ein paar Buchclubausgaben von Jane Austen und Dickens sowie eine Versandhausreihe »Großer Autoren«.
      Harkness reichte Banks den Drink in einem

Weitere Kostenlose Bücher