Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
schweren Kristallglas und gesellte sich dann zu ihm, wobei er vor dem Hinsetzen sorgfältig die Bügelfalten seiner Hosen hochzog. »Sie haben mir am Telefon nicht viel verraten«, sagte er. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich möchte Ihnen nur gern ein paar Fragen über Carl Johnson stellen. «
Harkness schüttelte langsam den Kopf. »Ich finde es immer noch unfassbar, dass so etwas passieren konnte. Wir leben wirklich in gefährlichen Zeiten.« Sein Akzent war eine seltsame Mischung aus südafrikanischem Englisch und dem, das in Privatschulen gesprochen wird. Er wirkte entspannt. Ein Mann, der es gewohnt war, Verantwortung zu tragen, vermutete Banks.
»Kannten Sie Carl Johnson gut? Wussten Sie über sein Leben und seinen Hintergrund Bescheid?«
Harkness schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn selten gesehen. Er kam zum Arbeiten her, ob ich da war oder nicht. So hatten wir es vereinbart. Über sein Privatleben weiß ich leider nichts.«
»War Ihnen bekannt, dass er vorbestraft war?«
Harkness hob eine Augenbraue und schaute Banks über den Rand seines Glases hinweg an. »Ich weiß, dass er im Gefängnis war, wenn Sie das meinen.«
»Wie haben Sie das herausgefunden?«
»Er hat es mir beim Vorstellungsgespräch erzählt.« Harkness erlaubte sich ein kurzes Lächeln. »Er hat mir sogar gesagt, dass er dort seinen Job gelernt hat.«
»Und das hat Sie nicht gestört?«
»Der Mann hat seine Zeit abgesessen. Er war offenbar ehrlich genug, mir gleich von Anfang an reinen Wein über seine Vergangenheit einzuschenken. Überdies glaube ich, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat. Unter den richtigen Bedingungen ist jeder imstande, sich zu verändern. Carl war ein guter, harter Arbeiter. Und im Umgang mit mir war er immer sehr offen und ehrlich. Außerdem kann man mich nicht so leicht übers Ohr hauen.«
»Ich dachte, Sie hätten kaum mit ihm geredet.«
»Wir mussten gelegentlich seine Arbeit besprechen.«
»Wie viel haben Sie ihm gezahlt?«
»Fünf Pfund die Stunde. Ich weiß, das ist für einen gelernten Gärtner nicht besonders viel, aber ihm hat es anscheinend genügt. Und außerdem erhielt er es ... wie soll ich sagen? ... bar auf die Hand.«
»Wie lange hat er für Sie gearbeitet?«
»Seit März.«
»Wie sind Sie an ihn gekommen?«
»Mein früherer Gärtner hatte gekündigt. Ich gab eine Anzeige in der Lokalzeitung auf und Carl bewarb sich. Er schien sich auf seinem Gebiet auszukennen, und da mich seine Offenheit beeindruckte, stellte ich ihn ein. Ich habe es nie bereut.« Er zeigte zu den Fenstern. »Wie Sie sehen können, hat er gute Arbeit geleistet.«
Banks stellte sein Glas ab. Harkness bot ihm ein weiteres an, aber er lehnte ab. Mittlerweile war es fast dunkel geworden, der Fluss schien die letzten Sonnenstrahlen zu speichern und aus seinem tiefsten Inneren zu leuchten. Harkness schaltete die Schreibtischlampe an.
»Haben Sie eine Ahnung«, fragte Banks, »warum ihn jemand hätte töten wollen?«
»Nein, absolut nicht. Aber wie gesagt, über sein Privatleben wusste ich nichts.«
»Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
»Am Montag.«
»Wirkte er irgendwie beunruhigt?«
»Mir ist nichts dergleichen aufgefallen. Soweit ich mich erinnere, haben wir uns kurz über den Rasen und die Rosen unterhalten, das war alles. Wie gesagt, er hat mich über persönliche Dinge nicht ins Vertrauen gezogen.«
»Er kam Ihnen nicht irgendwie anders vor?«
»Nein.«
»Hat er jemals Freunde oder Bekannte erwähnt, eine Freundin zum Beispiel?«
»Nein. Ich nahm an, er hat in seiner Freizeit getan, was jeder normale junge Mann tut.«
»Haben Sie mal von einem Mann namens Les Poole gehört?«
»Nein.«
Banks kratzte die Narbe neben seinem rechten Auge und schlug die Beine übereinander. »Mr Harkness«, sagte er, »können Sie sich einen Grund vorstellen, warum Johnson über tausend Pfund in seiner Wohnung versteckt hatte?«
»Tausend Pfund, sagen Sie? Tja ... nein. So viel habe ich ihm bestimmt nicht gezahlt. Vielleicht hat er es gespart.«
»Vielleicht.«
»Er könnte auch noch für andere gearbeitet haben. Wir hatten keinen Vertrag geschlossen, der ihn daran gehindert hätte.«
»Haben Sie nie danach gefragt?«
»Warum sollte ich? Er stand immer zur Verfügung, wenn ich ihn brauchte.«
»Wo waren Sie am Donnerstagabend?«
»Also
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