Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
ja nur lernen. Wer weiß, am Ende gefällt es mir noch.«
»Gut«, sagte Linda. »Tja, was ich nehme, wissen Sie ja. Ist Ihnen diese Küche fremd?«
»Die amerikanische? Nein. Ich war zwar noch nie in den Staaten, aber vor ein paar Jahren bin ich mal nach Toronto gereist. Ich denke, am besten hält man sich an die Burger.«
»Das ist wohl richtig.«
Eine Kellnerin schlenderte, mit ihrem Haar spielend, heran. »Ja?« Sie stellte sich vor ihre Nische, verlagerte ihr Gewicht auf die linke Hüfte, den Bestellblock in der einen Hand, den Stift in der anderen. Sie würdigte die beiden keines Blickes. Linda bestellte ihren Chiliburger und eine Flasche San Miguel, Banks nahm einen Cheeseburger mit Pilzen und noch ein Glas Labatt's. Er lehnte sich auf der mit rotem Vinyl bezogenen Bank zurück und zündete sich eine Silk Cut an. Seit Linda angekommen war; hatte sich das Corrigan's ein wenig gefüllt, hauptsächlich mit schulschwänzenden Sechstklässlern, die sich lautstark unterhielten und lachten. Und im Hintergrund leierte der monotone Euro-Pop weiter.
»Wollen Sie mir Ihre Fragen vor oder nach dem Essen stellen?«, fragte Linda.
Banks lächelte. »Mit vollem Magen ist es mir eigentlich immer lieber. Aber wenn Sie ...«
Sie machte eine abwehrende Handbewegung. »Nein, nein, ich habe es nicht eilig. Ich bin nur neugierig.« Sie steckte eine Hand tief in ihre Tasche, runzelte die Stirn und beugte sich leicht zur Seite, als sie in der Tasche kramte wie ein Kind in einer Wundertüte. »Ah, da sind sie ja.« Sie zog eine Schachtel Mentholzigaretten hervor.
»Wissen Sie was«, sagte sie und zündete sich eine Zigarette an, »das fällt mir erst jetzt ein - aber Sie könnten mir auch helfen.«
»Ich? Wie denn?«
»Ich trage mich mit dem Gedanken, einen Krimi zu schreiben.«
»Großer Gott«, sagte Banks, dessen Krimikenntnisse sich auf Sherlock Holmes beschränkten.
»Nach allem, was ich gelesen habe«, fuhr Linda fort, »kommt man bestimmt auch zurecht, ohne viel über die genauen Vorgehensweisen der Polizei zu wissen, aber ein bisschen Realismus kann nicht schaden. Also, ich habe mir vorgestellt ...«
In diesem Augenblick erschien die Kellnerin mit dem Essen und den Getränken und Lindas Aufmerksamkeit wurde erst einmal auf ihren Chiliburger gelenkt. Erleichtert über die Unterbrechung, biss Banks in seinen Burger. Er war gut. Aber die Gnadenfrist währte nur kurz.
»Ich habe mir gedacht«, erklärte Linda und wischte sich mit einer Papierserviette Chilisauce vom Kinn, »dass Sie mich vielleicht beraten könnten. Über die Vorgehensweisen der Polizei eben. Und vielleicht erzählen Sie mir auch ein wenig von Ihren Fällen, geben mir sozusagen Einblicke in die kriminelle Seele.«
»Tja«, meinte Banks, »ich würde Ihnen gerne helfen, wenn Sie spezielle Fragen haben. Aber ich glaube, ehrlich gesagt, nicht, dass ich so einfach draufloserzählen kann.«
Ihre Augen verengten sich erneut, sie nahm noch einen Bissen, kaute und fuhr dann fort: »Na gut, das ist immerhin ein Zugeständnis. Wahrscheinlich haben Sie auch zu viel um die Ohren, um Ihre Zeit mit Schriftstellern zu vergeuden - obwohl ich den Eindruck hatte, dass Sie recht belesen sind.«
Banks lachte. »Ich lese gerne ein gutes Buch, stimmt.«
»Na also. Selbst Hardy und Dickens mussten recherchieren. Sie mussten sich bei anderen Menschen kundig machen.«
Banks hob seine Hände. »In Ordnung, Sie haben mich überzeugt. Stellen Sie mir einfach Fragen und ich werde mich bemühen, sie so gut wie möglich zu beantworten, okay?«
»Okay. Noch bin ich nicht so weit, aber ich werde auf Sie zurückkommen.«
»Und was können Sie mir über Adam Harkness erzählen?«
»Aha, jetzt beginnt also das Verhör. Wie gesagt, ich kann Ihnen eigentlich nicht viel sagen. Aber vor allem glaube ich kein Wort von seinem aufgesetzten Anti-Apartheid-Gerede.«
»Warum nicht?«
»Weil es nicht mit dem übereinstimmt, was ich gehört habe. Vermutlich wird er den Quatsch mittlerweile selbst glauben; außerdem gehört diese Haltung bei einem weißen, im Ausland lebenden Südafrikaner zum guten Ton. Aber wie ist sein Vater wohl zu seinem ganzen Geld gekommen? Keiner kann mir erzählen, dass er es nicht auf Kosten der Schwarzen verdient hat. Das hat jeder getan. Und dass Adam Harkness mit seinem Geld den ANC unterstützt, ist höchst unwahrscheinlich.«
»Mir hat er erzählt, er hätte
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