Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
ruhig und abgelegen die Gegend war. Angesichts der Tatsache, dass Parkinson seinen Wagen in der Garage hinter dem Haus abgestellt hatte, wäre es nicht besonders schwierig für jemanden gewesen, sich den Wagen unbeobachtet »auszuleihen«. Abgesehen von ein paar Autos und Lieferwagen auf der Hauptstraße gab es hier nichts weiter zu sehen.
Sie klingelten an der Tür des Nachbarhauses von Parkinson. Ein paar Augenblicke später öffnete ein Mann, der sie, nachdem sie sich ausgewiesen hatten, einzutreten bat.
»Kommen Sie bei dem Regen lieber herein«, sagte er und nahm ihnen die Mäntel ab. »Ich setze Tee auf.«
Er war ungefähr vierzig Jahre alt, klein und gedrungen, und hatte dünnes, blondes Haar und lebendige graue Augen. Sein rechter Arm war eingegipst und hing in einer Schlinge vor seiner Brust.
Gristhorpe und Richmond begaben sich in ein gemütliches Wohnzimmer, wo ein elektrischer Ofen ihre durchfrorenen Knochen aufwärmte; kurz darauf kam ihr Gastgeber, Mr David Ackroyd, mit Teebechern hinzu. Im Radio sprachen zwei Frauen gerade über die Wechseljahre. Er schaltete das Gerät aus und setzte sich. Richmond nahm in einem Sessel gegenüber Gristhorpe und Ackroyd Platz, die langen Beine übereinander geschlagen, Notizbuch und Stift in der Hand.
»Wie ist das passiert?«, fragte Gristhorpe und deutete auf den Arm.
»Am Sonntag gebrochen. Ich bin bei Swainshead ein bisschen herumgeklettert.« Er schüttelte den Kopf. »Ich Dummkopf. Ich sollte eigentlich wissen, dass ich für so was allmählich zu alt bin.«
»Also sind Sie unter der Woche normalerweise nicht zu Hause?«
»Lieber Gott, nein. Ich bin beim Arbeitsamt beschäftigt. Staatsdiener.« Er zwinkerte mit den Augen. »Bei dem Gesindel, mit dem wir es heutzutage manchmal zu tun haben, komme ich mir aber eher wie ein Diener des Teufels vor. Ich bin nur noch ein paar Tage krankgeschrieben, dann geht es wieder los.«
»Sind Sie verheiratet?«
Er runzelte die Stirn. »Ja. Warum fragen Sie das?«
»Ist Ihre Frau berufstätig?«
»Sie ist Wirtschaftsprüferin beim Finanzamt.«
»Also ist sie normalerweise auch den ganzen Tag außer Haus?«
»Ja. Das sind die meisten Leute hier. Wir müssen alle unsere Hypotheken bezahlen, die Preise sind nun mal, wie sie sind. Worum geht es eigentlich?«
»Ich versuche sozusagen ein Gefühl für die Gegend zu bekommen«, antwortete Gristhorpe. »Wussten Sie, dass Mr Parkinsons Wagen gestohlen wurde, während er auf Reisen war?«
»Ja. Er hatte kaum den Kilometerstand überprüft, da kam er hier reingestürzt und hat es mir erzählt. Ich habe ihm geraten, zur Polizei zu gehen.«
»Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen?«
»Nein. Bis zum Wochenende war ich ja jeden Tag bei der Arbeit. Alles schien völlig normal zu sein.«
»Ist er oft unterwegs?«
»Ja. Und darauf ist er auch ziemlich stolz. Vor kurzem ist er befördert worden. Exporthandel. Seine Firma macht Geschäfte mit EU-Staaten. Sie wissen ja, wie es ist. Heutzutage dreht sich alles um ein vereintes Europa.«
»Und jedes Mal lässt er seinen Wagen in der Garage?«
»Ja. Also, unter uns, Bruce ist ein bisschen geizig. Er dreht jeden Pfennig um - wenn Sie wissen, was ich meine. Er ist in seiner Firma noch nicht ganz so weit gekommen, um einen Firmenwagen zu kriegen, aber sein Vorgesetzter, der Kerl, mit dem er für gewöhnlich auf Geschäftsreisen geht, der hat einen. Er wohnt ein paar Kilometer nördlich von hier, also kann er Bruce ohne Probleme mitnehmen.«
»Wie viele Leute wissen Ihrer Meinung nach von dieser Vereinbarung?«
»Kann ich nicht sagen.«
»Aber Mr Parkinson ist jemand, der über solche Dinge öffentlich spricht?«
»Würde ich annehmen. Das ist ja auch keine große Sache, oder? Nur harmloses Geschwätz, Kneipengespräche. Er prahlt gerne damit, wie wichtig er ist und dass er geschäftlich nach Europa reisen muss. Ich glaube nicht, dass er je auf den Gedanken gekommen ist, jemand könnte etwas aufschnappen und seinen Wagen wegnehmen.«
»Ist das denn möglich?«
»Könnte ich mir schon vorstellen.« Er rieb über seinen eingegipsten Arm. Gristhorpe fiel auf, dass ein paar Leute den Gips unterhalb des Ellbogens signiert hatten. »Man sollte vorsichtiger sein, oder?«, fuhr Ackroyd fort. »Im Fernsehen wird oft genug von Verbrechensverhütung gesprochen; man sollte daher eigentlich nicht so dumm sein und seine Ferien- und
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