Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel
hatten ja schließlich einen Schlüssel für Sir Geoffreys Haus und er und Lady Harrison waren unterwegs. Selbst wenn sie zurückgekommen wären und Sie dort angetroffen hätten, hätte es die beiden nicht überrascht. Außerdem haben Sie Deborahs Schulranzen geöffnet, um nachzusehen, ob sie dort etwas Belastendes aufbewahrt hatte. Nur um sicherzugehen. Der einzige Ort, an dem Sie nicht nachschauen konnten, war ihre Schulbank, aber Sie dachten sich wahrscheinlich, dass Deborah dort kaum etwas Wichtiges oder Persönliches aufbewahren würde.«
Clayton hielt sich die Ohren zu. »Das ist lächerlich«, sagte er. »Ich muss mir das nicht anhören. Sie werden nie etwas beweisen können. Ich will ...«
»Jetzt muss ich raten«, fuhr Banks fort. »Unterbrechen Sie mich bitte, wenn ich mich irre. Ich glaube nämlich außerdem, dass Sie, als Sie Deborah ermordeten, Gefallen daran gefunden haben. Es hat Sie stimuliert. Vielleicht hatten Sie sogar einen Orgasmus, als Sie den Riemen um ihren Hals zuzogen. Natürlich waren Sie viel zu clever, um sie zu vergewaltigen, denn eine DNA-Analyse ist Ihnen bekannt, nicht wahr? Aber nachdem Sie Deborah getötet hatten, haben Sie sich ein bisschen an ihrer Kleidung zu schaffen gemacht. Teilweise aus reiner Freude, nehme ich an, und teilweise, um es nach einem echten Sexualverbrechen aussehen zu lassen.
Mit Ellen Gilchrist war es genauso, nicht wahr? Die ganze Woche war es Ihnen schon im Kopf herumgegangen; Sie planten, wie Sie wieder morden würden, und haben sich die Intimität der Tat vorgestellt. Und als Sie es taten, als Sie den Riemen um ihren Hals legten und das Mädchen dabei von hinten an sich zogen und ihre weiche Haut spürten, da waren Sie erregt, habe ich Recht?«
»Wirklich, Banks«, schaltete sich Chief Constable Riddle von hinten ein. »Glauben Sie nicht, das geht jetzt ein bisschen zu weit?«
Clayton wandte sich um und sah Riddle mit einem grausamen Lächeln auf seinen schmalen Lippen an. »Danke, Jerry. Danke für deine tatkräftige Unterstützung. Du hast völlig Recht. Er redet natürlich Unsinn. Ich kannte das Mädchen überhaupt nicht.«
»Das spielt keine Rolle«, fuhr Banks fort, während er im Geiste Riddle einen Tritt versetzte und versuchte, seine Unterbrechung zu ignorieren. »Anders als Deborah war Ellen Gilchrist ein zufälliges Opfer. Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie hatten Glück, als Owen Pierce für den Mord an Deborah Harrison verhaftet worden war, richtig? Sie dachten, er würde verurteilt werden und ins Gefängnis kommen und damit wäre die Sache erledigt. Doch als der Prozess sich seinem Ende näherte, begannen Sie sich zu sorgen, dass er davonkommen könnte. Die Verteidigung war gut, die Staatsanwaltschaft hatte nur Indizienbeweise, und Sie hatten Gerüchte über Beweismittel gehört, durch die Pierce mit Sicherheit verurteilt worden wäre, die aber nicht zum Verfahren zugelassen worden waren. Sie spürten, dass Ihnen alles entglitt und Sie vielleicht wieder ins Blickfeld geraten könnten. Während die Geschworenen sich berieten, sind Sie deshalb zu Owen Pierce' Haus gegangen, wo Sie entweder die Tür von einem früheren Einbruch offen vorfanden oder selbst eingebrochen sind und es nach mutwilliger Beschädigung aussehen ließen. Wie es wirklich war, spielt eigentlich keine Rolle. Sie haben von Owens Kissen ein paar Haare mitgenommen und einen leeren Filmbehälter gestohlen in der Annahme, dass seine Fingerabdrücke darauf waren. Sie hatten ganz bewusst vor, Owen Pierce den Mord an Ellen Gilchrist anzuhängen, denn Ihnen war klar, dass wir ihn auch für den Mörder von Deborah hielten. Somit wären beide Fälle abgeschlossen gewesen. Aber wissen Sie was? Ich glaube, dass Sie auch diesen Mord genossen haben. Sie haben es genauso gemacht wie bei Deborah. Und ich glaube, es hätte mehr Opfer gegeben, wenn wir Sie nicht gefasst hätten. Sie sind auf den Geschmack gekommen.«
»Das ist verrückt«, sagte Clayton. »Und Sie können nichts beweisen.«
»Doch, ich glaube, das können wir«, entgegnete Banks. »Schauen Sie, welche Beweise wir gegen Owen Pierce hatten, und er war völlig unschuldig.«
Clayton lächelte. »Ja, aber er kam frei, oder?«
Banks hielt inne. »Ja. Ja, das stimmt. Aber vielleicht sollten Sie sich einmal mit ihm darüber unterhalten. Ich bin mir sicher, er hätte großes Interesse daran, Sie kennen zu lernen. In manchen Fällen ist es gar nicht so großartig, wenn man
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