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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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mir die ganze Zeit vor, was er da macht, wie er ihr weh tut und Kimberley sich nicht wehren kann.«
      »Es hat keinen Sinn, sich vorzustellen, wie es gewesen ist, Claire. Es führt zu nichts.«
      »Glaubst du, das weiß ich nicht? Glaubst du, ich mach das extra?« Langsam schüttelte sie den Kopf. »Und immer wieder gehe ich im Kopf den Abend durch. Dass ich einfach gesagt habe, ich würde noch für einen Blues mit Nicky bleiben, und Kimberley meinte, es wäre schon in Ordnung, sie würde bestimmt einen finden, der mit ihr nach Hause geht, aber es wäre ja eh nicht weit und die Straße wäre gut beleuchtet. Ich hätte wissen müssen, dass ihr etwas passiert.«
      »Das konntest du nicht wissen, Claire. Wie soll man so was wissen?«
      »Ich hätte es wissen müssen. Wir wussten doch Bescheid über die Mädchen, die vermisst wurden. Wir hätten zusammenbleiben sollen, wir hätten vorsichtiger sein sollen.«
      »Claire, hör mal zu. Es ist nicht deine Schuld. Auch wenn es sich vielleicht brutal anhört, aber wenn irgendjemand vorsichtiger hätte sein müssen, dann höchstens Kimberley. Man kann dir keine Schuld geben, weil du mit einem Jungen tanzen wolltest. Wenn Kimberley Angst gehabt hat, dann hätte sie dafür sorgen müssen, dass jemand mit ihr nach Hause geht. Dann hätte sie nicht allein gehen dürfen.«
      »Ist sie ja vielleicht auch nicht.«
      »Wie meinst du das?«
      »Vielleicht hat Mr. Payne sie mitgenommen.«
      »Du hast der Polizei gesagt, du hättest ihn nicht gesehen. Das stimmt doch, oder?«
      »Ja. Aber er kann draußen gewartet haben, oder?«
      »Kann sein«, gab Maggie zu.
      »Ich hasse ihn. Ich bin froh, dass er tot ist. Und ich hasse Nicky Gallagher. Ich hasse alle Männer.«
      Maggie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie konnte Claire beruhigen, dass sie mit der Zeit darüber hinwegkommen würde, aber das würde jetzt bestimmt nicht viel nützen. Das Beste wäre, sich mit Mrs. Toth zu unterhalten und ihr nahe zu legen, dass Claire in professionelle Behandlung kam, bevor es schlimmer wurde. Immerhin schien sie über ihre Gedanken und Gefühle sprechen zu wollen - das war schon ein guter Anfang.
      »War sie die ganze Zeit bei Bewusstsein, als er das mit ihr gemacht hat?«, fragte Claire. »Ich meine, hat sie mitbekommen, was er mit ihr angestellt hat?«
      »Claire, hör auf!« Aber das Telefon vereitelte jede weitere Debatte. Maggie hob ab, lauschte, runzelte die Stirn, sagte etwas und legte auf. Claire befreite sich vorübergehend aus ihrer Versenkung in Kimberleys Leid und fragte, wer es gewesen sei.
      »Das war das Lokalfernsehen«, erwiderte Maggie und fragte sich, ob sie genauso baff klang, wie sie sich fühlte.
      Schwaches Interesse. »Was wollten die?«
      »Sie möchten, dass ich heute Abend in den Lokalnachrichten auftrete.«
      »Und? Was hast du gesagt?«
      »Ich hab ja gesagt«, entgegnete Maggie, als könne sie es selbst nicht glauben.
      »Cool!«, meinte Claire und rang sich ein Lächeln ab.
     
    Es gibt zahlreiche englische Küstenstädte, die den Eindruck erwecken, sie hätten schon bessere Zeiten erlebt. Withernsea sah aus, als hätte es noch nie gute Zeiten gesehen. Wenn überall auf der grünen Insel die Sonne scheint - in Withernsea bekommt es garantiert keiner mit. Ein unangenehmer kalter Regen fiel schräg vom eisengrauen Himmel. Die Nordseebrandung hatte die Farbe fleckiger Unterwäsche und spülte Kiesel und schmutzigen Sand an den Strand. Leicht zurückgesetzt lag eine Uferpromenade mit Souvenirläden, Spielhöllen und Bingohallen. Die bunten Lichter leuchteten aufdringlich grell in den düsteren Nachmittag. Der Bingo-Ansager mit seiner albernen, elektronisch verstärkten Stimme hallte über den verlassenen Strand.
      Die Szenerie erinnerte Banks an längst vergangene Ferien in Great Yarmouth, Blackpool und Scarborough. An Ferien im Juli oder August, in denen es zwei Wochen ununterbrochen zu regnen schien, so dass ihm nichts anderes übrig blieb, als durch die Spielhöllen zu bummeln und seine Pennys an einarmige Banditen loszuwerden oder hilflos zuzusehen, wie der mechanische Greifer das glänzende Feuerzeug kurz vor dem Schacht fallen ließ, aus dem er es hätte herausfischen können. Bingo hatte er nie gespielt, aber oft hatte er die wasserstoffblondierten Frauen mit den unbeweglichen Mienen beobachtet, die ein Spiel nach dem anderen absaßen, Kette rauchten und die kleinen Zahlen auf ihren Zetteln

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