Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
anstarrten.
      An besseren Tagen, da war er schon etwas älter, hatte er die Zeit totgeschlagen, indem er die Antiquariate nach alten Horrortaschenbüchern von Pan Books oder anrüchigen Bestsellern wie Die Unersättlichen und Die Leute vom Peyton Place durchforstete. Als er dreizehn oder vierzehn war und sich viel zu alt fand, um mit seinen Eltern in Urlaub zu fahren, trieb er sich tagsüber allein herum, hockte in Cafes und sichtete die neuesten Singles bei Woolworth oder im Plattenladen. Manchmal traf er ein Mädchen in derselben misslichen Lage. So kam er in diesen Ferien in den Genuss des ersten »richtigen« Kusses und vorsichtigen Fummelns.
      Banks parkte auf der Uferstraße und lief, ohne auch nur einen Blick an das Meer zu verschwenden, zum direkt gegenüberliegenden Haus, in dem der pensionierte Detective In-spector George Woodward ein Bed & Breakfast betrieb. Das »Zimmer frei«-Schild schwang im Wind und quietschte wie der Fensterladen eines Geisterhauses. Als Banks auf die Klingel drückte, war er bereits durchgefroren und nass bis auf die Haut.
      George Woodward war ein flotter Mann mit grauem Haar, struppigem Schnauzbart und den wachsamen Augen eines ehemaligen Polizeibeamten. Aber er hatte auch was von einem armen Tropf, besonders als er an Banks vorbei nach draußen schaute und langsam den Kopf schüttelte. »Ich wollte ja nach Torquay«, sagte er, »aber Schwiegermutter wohnt hier in Withernsea.« Er geleitete Banks hinein. »Na ja, so schlimm ist es auch nicht. Sie sind einfach an einem schlechten Tag gekommen, das ist alles. Es ist noch früh im Jahr. Sie sollten mal sehen, wenn hier die Sonne scheint und es richtig voll ist. Eine ganz andere Welt.«
      Banks fragte sich, an welchem Tag im Jahr dieses denkwürdige Ereignis stattfand, hielt aber den Mund. Es wäre dumm, George Woodward gegen sich aufzubringen.
      Sie standen in einem großen Zimmer mit Erkerfenster und mehreren Tischen, offenbar der Frühstücksraum, in dem den glücklichen Gästen jeden Morgen Schinken und Ei serviert wurde, Die Tische waren mit weißem Leinen gedeckt, aber es lagen keine Messer und Gabeln bereit. Banks fragte sich, ob die Woodwards im Moment überhaupt Gäste hatten. Ohne einen Tee oder etwas Stärkeres anzubieten, setzte sich George Woodward an einen Tisch und lud Banks ein, ihm gegenüber Platz zu nehmen.
      »Es geht also um Alderthorpe, ja?«
      »Ja.« Banks hatte auf der Fahrt nach Withernsea mit Jenny Füller telefoniert und erfahren, was Elizabeth Bell, die Sozialarbeiterin, erzählt hatte. Jetzt wollte er die Geschichte aus der Sicht eines Polizisten hören.
      »Ich hab immer gewusst, dass uns das eines Tages wieder einholt.«
      »Wie meinen Sie das?«
      »So ein Schock damals. Der verzieht sich nicht einfach. Der gärt in den Leuten.«
      »Da haben Sie wohl Recht.« Wie Jenny zuvor bei Elizabeth Bell, entschloss sich Banks, George Woodward zu vertrauen. »Ich bin wegen Lucy Payne hier«, erklärte er und beobachtete Woodwards Gesichtsausdruck. »Ehemals Linda Godwin. Aber das bleibt fürs Erste unter uns.«
      Woodward erblasste und stieß einen Pfiff aus. »Meine Güte, das hätte ich nicht gedacht! Linda Godwin?«
      »Genau.«
      »Ich hab das Bild von ihr in der Zeitung gesehen, aber ich hab sie nicht erkannt. Das arme Mädchen!«
      »Jetzt ist sie kein armes Mädchen mehr.«
      »Sie glauben doch nicht, dass sie etwas mit den Entführungen zu tun hat?«
      »Wir wissen nicht, was wir glauben sollen. Das ist das Problem. Sie beruft sich auf Gedächtnisverlust. Es gibt ein paar Indizienbeweise, aber nicht viel. Sie verstehen, was ich meine.«
      »Was sagt Ihr Gefühl?«
      »Dass sie mehr damit zu tun hat, als sie zugibt. Ob sie seine Komplizin war, weiß ich nicht.«
      »Ihnen ist bewusst, dass sie erst zwölf Jahre war, als ich sie damals sah?«
      »Ja.«
      »Eine Zwölfjährige mit der Verantwortung einer Vierzigjährigen.«
      »Verantwortung?« Jenny hatte angedeutet, Lucy hätte sich um die jüngeren Kinder gekümmert; Banks fragte sich, ob Woodward darauf anspielte.
      »Ja. Sie war die Älteste. Um Himmels willen, Banks, sie hatte einen zehnjährigen Bruder, der regelmäßig für seinen Vater und Onkel den Arsch hinhalten musste, und sie konnte nichts dagegen tun. Mit ihr haben sie es ja auch gemacht. Können Sie sich auch nur ansatzweise vorstellen, wie sie sich gefühlt haben muss?«
      Banks musste zugeben, dass er das nicht

Weitere Kostenlose Bücher