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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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konnte. »Stört es Sie, wenn ich rauche?«, fragte er.
      »Ich hole einen Aschenbecher. Sie haben Glück, dass Mary drüben bei ihrer Mutter ist.« Woodward zwinkerte. »Sie würde es nicht erlauben.« Er holte einen schweren Glasaschenbecher aus dem Schrank neben der Tür und zog überraschend eine zerdrückte Packung Embassy Regal aus der Hemdtasche unter dem beigen Pullover mit dem V-Aus-schnitt. Dann schlug er zu Banks' Erstaunen vor, sich einen zu genehmigen. »Nichts Besonderes. Nur Bell's.«
      »Bell's ist klasse«, sagte Banks. Er wollte nur ein Glas trinken, da er eine lange Rückfahrt vor sich hatte. Der erste Schluck nach dem Anstoßen schmeckte herrlich. Lag wohl auch an dem kalten Regen, der gegen das Erkerfenster prasselte.
      »Haben Sie Lucy näher kennen gelernt?«, erkundigte sich Banks.
      Woodward nippte an seinem Bell's und verzog das Gesicht. »Hab kaum mit ihr geredet. Mit gar keinem von den Kindern, genau genommen. Das haben wir den Leuten vom Jugendamt überlassen. Wir hatten genug mit den Eltern zu tun.«
      »Können Sie mir schildern, wie sich das abgespielt hat?«
      Woodward fuhr sich mit der Hand durchs Haar und nahm einen langen Zug von der Zigarette. »Gütiger Gott, das ist schon eine ganze Weile her«, sagte er.
      »Woran Sie sich erinnern können.«
      »Oh, ich erinnere mich an alles, als wäre es gestern gewesen. Das ist ja das Problem.«
      Banks streifte die Asche von der Zigarette und wartete, damit sich George Woodward auf den Tag konzentrierte, den er wohl am liebsten vergessen würde.
      »Es war stockduster in der Nacht«, begann er. »Und so kalt, dass einem die Eier abfielen. Der elfte Februar war das. 1990. Ich war zusammen mit Baz - mein Sergeant Barry Stevens -im Auto hingefahren. Die verdammte Heizung hat nicht richtig funktioniert, das weiß ich noch. Wir waren fast blau gefroren, als wir in Alderthorpe ankamen. Alle Pfützen waren vereist. Es waren noch drei andere Wagen und ein Bus da, vom Jugendamt, wohl für die Kinder. Wir hatten von einer Lehrerin einen Tipp bekommen. Sie hatte Verdacht geschöpft, weil die Kinder ständig fehlten, vernachlässigt aussahen, sich auffällig verhielten und insbesondere weil Kathleen Murray verschwunden war.«
      »Das war das Kind, das getötet wurde, richtig?«
      »Ja. Jedenfalls brannten ein paar Lichter in den Häusern, als wir ankamen. Wir sind einfach drauflosmarschiert und haben uns da reingeholzt - wir hatten einen Durchsuchungsbefehl - und dann ... dann haben wir es gesehen.« Er schwieg eine Weile, starrte an Banks vorbei, am Erkerfenster vorbei, in die Ferne weit hinter dem Meer. Dann trank er einen Schluck Whisky, hustete und fuhr fort. »Natürlich wussten wir zuerst nicht, wer wer war. Die beiden Haushalte waren durcheinander gewürfelt, es wusste eh keiner, wer welches Kind gezeugt hatte.«
      »Was fanden Sie vor?«
      »Die meisten schliefen, als wir die Türen aufgebrochen haben. Sie hatten einen scharfen Hund, der hat Baz ordentlich gebissen, als wir reingegangen sind. Dann haben wir Oliver Murray und Pamela Godwin - Bruder und Schwester - in einem Bett mit der jüngsten Godwin-Tochter, Laura, gefunden.«
      »Lucys Schwester.«
      »Genau. Dianne Murray, das Zweitälteste Kind, schlief zusammengerollt tief und fest mit dem Bruder Keith in einem Zimmer, aber ihre Schwester Susan lag eingekeilt zwischen den anderen beiden Erwachsenen.« Er schluckte. »Das Haus war ein Schweinestall - beide Häuser - und es stank bestialisch. In die Wohnzimmerwand hatten sie ein Loch geschlagen, damit sie hin und her konnten, ohne nach draußen zu müssen und gesehen zu werden.« Woodward hielt kurz inne, um seine Gedanken zu ordnen. »Es ist schwer, diese Verwahrlosung, diese Verkommenheit zu vermitteln, die man dort gespürt hat, aber es war greifbar, man konnte es fühlen und schmecken. Ich meine nicht nur den Dreck, den Schmutz, den Gestank, sondern mehr. So was wie seelische Verkommenheit, wenn Sie verstehen, worauf ich hinauswill. Natürlich waren alle überrascht, vor allem die Kinder.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich zurückdenke, frag ich mich manchmal, ob wir es nicht anders hätten machen sollen, vorsichtiger. Weiß nicht. Ist eh zu spät.«
      »Ich habe gehört, Sie haben Anhaltspunkte für satanische Rituale gefunden?«
      »Im Keller von den Godwins, ja.«
      »Was genau war da?«
      »Das Übliche. Weihrauch, Gewänder, Bücher, Pentagramme, ein Altar - mit

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