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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Risiko, auf die falsche Sorte Freier zu treffen. Auf einen gemeinen. So was passiert uns ständig. Wir setzen uns damit auseinander. Die beiden damals waren nicht besser oder schlechter als andere. Besser als manche. Immerhin haben sie gezahlt.« Candy beugte sich vor. »Aber als ich in der Zeitung gelesen habe, was in dem Keller gefunden worden ist...« Sie schüttelte sich und zog die knochigen Schultern hoch. »Mädchen verschwinden«, fuhr sie fort. »Mädchen wie ich. Und keinen juckt es.«
      Banks wollte etwas sagen, aber sie fegte seinen Einwand zur Seite.
      »Klar, Sie wollen sagen, Sie kümmern sich drum. Sie wollen sagen, egal, wer vergewaltigt, geschlagen oder ermordet wird. Aber wenn es ein kleines Schulmädchen ist, dem keine Butter im Höschen schmilzt, dann setzen Sie Himmel und Erde in Bewegung, um herauszufinden, wer es getan hat. Wenn es eine wie mich trifft... tja ... sagen wir mal, wir haben nicht unbedingt oberste Priorität. Ja?«
      »Wenn das stimmt, Candy, dann gibt es Gründe dafür«, antwortete Banks. »Und es liegt nicht daran, dass es mir egal wäre. Denn es ist uns nicht egal.«
      Sie musterte ihn eine Weile und entschied offenbar zu seinen Gunsten. »Ihnen vielleicht nicht«, sagte sie. »Vielleicht sind Sie anders. Und vielleicht gibt es Gründe. Aber damit sind Sie nicht aus dem Schneider. Die Sache ist, warum ich gekommen bin und so ... nicht einfach dass Mädchen verschwinden. Mädchen sind wirklich verschwunden. Tja, eine insbesonders.«
      Banks spürte, wie sich die Haare in seinem Nacken aufrichteten. »Ein Mädchen, das Sie gekannt haben? Eine Freundin?«
      »Nicht unbedingt eine Freundin. In diesem Beruf hat man nicht viele Freundinnen. Aber ich hab sie gekannt, ja. Hab mit ihr rumgehangen. Mit ihr geredet. Einen getrunken. Ihr Geld geliehen.«
      »Wann war das?«
      »Weiß ich nicht mehr genau. Vor Weihnachten.«
      »Haben Sie Anzeige erstattet?«
      Ihr schneidender Blick ließ erkennen, dass er gerade beträchtlich in ihrer Achtung gesunken war. Seltsamerweise störte ihn das. »Hören Sie doch auf!«, sagte sie. »Die Mädchen kommen und gehen. Ziehen weiter. Hängen sogar manchmal den Beruf an den Nagel, haben genug Geld gespart, gehen zur Uni, machen einen Abschluss.«
      Banks merkte, dass er rot wurde, weil sie genau das aussprach, was ihm kurz zuvor durch den Kopf gegangen war. »Also, was spricht dafür, dass diese Vermisste nicht einfach auf und davon ist wie die anderen?«, fragte er.
      »Nichts«, entgegnete Candy. »Vielleicht ist es verlorene Liebesmüh.«
      »Aber?«
      »Aber Sie haben gesagt, dass es keine Beweise waren, was ich Ihnen eben erzählt habe.«
      »Stimmt.«
      »Es hat Sie aber zum Nachdenken gebracht, oder?«
      »Es hat mir zu denken gegeben, ja.«
      »Was wäre also, wenn dieses Mädchen nicht einfach weitergezogen ist? Was wäre, wenn wirklich was mit ihr passiert ist ? Finden Sie nicht, dass Sie das wenigstens mal überprüfen müssen? Man weiß ja nie, vielleicht finden Sie einen Beweis.«
      »Was Sie da erzählen, ergibt einen Sinn, Candy, aber haben Sie dieses Mädchen mal zusammen mit den Paynes gesehen?«
      »Nicht unbedingt mit denen, nein.«
      »Haben Sie die Paynes ungefähr zu der Zeit gesehen, als das Mädchen verschwunden ist?«
      »Ich hab die beiden hin und wieder gesehen, wenn sie die Straße entlanggefahren sind. Ich kann mich nicht an die genauen Tage erinnern.«
      »Aber es war zu der Zeit?«
      »Ja.«
      »Beide?«
      »Ja.«
      »Ich brauche einen Namen.«
      »Kein Problem. Ich weiß ihren Namen.«
      »Aber kein Name wie Candy.«
      »Was stört Sie an Candy?«
      »Ich glaube nicht, dass es Ihr richtiger Name ist.«
      »Na gut. Jetzt verstehe ich, warum Sie so ein wichtiger Bulle sind. Also gut, ist er nicht. Mein richtiger Name ist Hayley, und der ist noch schlimmer, wenn Sie mich fragen.«
      »Och, ich weiß nicht. Er ist gar nicht übel.«
      »Sparen Sie sich die Komplimente. Wissen Sie nicht, dass man uns Nutten keine Komplimente machen braucht?«
      »Ich wollte nicht ...«
      Sie lächelte. »Weiß ich doch.« Dann beugte sie sich vor und legte die Arme auf den Tisch. Das blasse Gesicht war dreißig, vierzig Zentimeter von Banks entfernt. Er konnte Kaugummi und Rauch in ihrem Atem riechen. »Aber dieses Mädchen, das verschwunden ist. Ich weiß ihren Namen. Ihr Künstlername war Anna, aber ich weiß ihren richtigen Namen.

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