Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt
sich nur.«
»Aha. Werden wir weiterhin zusammen romantisch essen gehen, Galerien oder Konzerte besuchen?«
»Nein.«
»Werden wir weiterhin miteinander schlafen?«
»Nein.«
»Was genau werden wir dann zusammen machen?«
»Freunde sein. Du weißt schon, auf der Arbeit. Uns gegenseitig helfen und so.«
»Ich helfe dir jetzt auch schon und so. Warum kann ich dir nicht helfen und so und trotzdem mit dir schlafen?«
»Es liegt nicht daran, dass es mir nicht gefallen würde, Alan. Mit dir zu schlafen. Der Sex. Das weißt du.«
»Dachte ich jedenfalls. Vielleicht bist du auch nur eine verdammt gute Schauspielerin.«
Annie zuckte zusammen und trank einen Schluck Bier. »Das ist gemein. Das habe ich nicht verdient. Es fällt mir nicht leicht, weißt du.«
»Warum machst du es dann? Du weißt genau, dass das mit uns mehr ist als Sex.«
»Weil ich muss.«
»Nein, du musst gar nichts. Liegt es daran, worüber wir uns neulich abends unterhalten haben? Ich wollte damit nicht sagen, dass wir ein Kind bekommen sollen. Das wäre das Letzte, was ich im Moment will.«
»Ich weiß. Daran liegt es nicht.«
»Hat es was mit der Fehlgeburt zu tun und wie ich mich dabei gefühlt habe?«
»Herrgott, nein. Vielleicht. Also gut, ich gebe zu, dass es mich getroffen hat, aber nicht so, wie du denkst.«
»Wie denn?«
Annie schwieg. Sichtlich unwohl, rutschte sie auf dem Stuhl herum, schaute weg, sprach mit leiser Stimme. »Es hat mich nur an Dinge erinnert, an die ich lieber nicht denken möchte. Mehr nicht.«
»Was für Dinge?«
»Musst du denn alles wissen?«
»Annie, du bedeutest mir was. Deshalb frage ich.«
Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, schaute ihn an und schüttelte den Kopf. »Nach der Vergewaltigung«, sagte sie, »vor über zwei Jahren, da ... ähm ... er hatte kein ... der es machte, der hatte kein ... Scheiße, das ist schwerer, als ich gedacht hab.«
Langsam dämmerte es Banks. »Du bist schwanger geworden. Das willst du sagen, stimmt's? Darum geht dir die ganze Sache mit Sandra so nahe.«
Annie lächelte dünn. »Sehr scharfsinnig von dir.« Sie berührte seine Hand und flüsterte: »Ja, ich war schwanger.«
»Und?«
Annie zuckte mit den Schultern. »Ich hab abgetrieben. Das war nicht meine größte Tat, aber auch nicht meine schlechteste. Ich hatte keine Schuldgefühle anschließend. Genau genommen, hatte ich so gut wie gar keine Gefühle. Aber das jetzt alles ... weiß nicht... ich will das einfach hinter mir lassen, aber wenn ich mit dir zusammen bin, kommt immer wieder alles hoch und stellt sich direkt vor meine Nase.«
»Annie ...«
»Nein. Lass mich ausreden. Du hast zu viel Ballast, Alan. Zu viel, als dass ich damit zurechtkommen würde. Ich dachte, es würde besser werden, würde vielleicht verschwinden, tut es aber nicht. Du kannst nicht loslassen. Du wirst niemals loslassen. Deine Ehe war so lange ein so großer Teil deines Lebens, dass du es nicht kannst. Du bist verletzt, und ich kann dich nicht trösten. Ich kann nicht gut trösten. Manchmal fühle ich mich von deinem Leben, deiner Vergangenheit, deinen Problemen einfach erdrückt, dann will ich nur noch abhauen und allein sein. Ich hab nicht genug Luft zum Atmen.«
Banks drückte die Zigarette aus. Seine Hand zitterte leicht. »Ich hab nicht gewusst, dass es dir so geht.«
»Na, deshalb erzähle ich es dir ja. Ich hab Schwierigkeiten, mich zu binden, mich emotional zu öffnen. Im Moment wenigstens noch. Vielleicht für immer. Keine Ahnung, aber es nimmt mir die Luft und macht mir Angst.«
»Können wir nicht zusammen daran arbeiten?«
»Ich will nicht dran arbeiten. Mir fehlt die Kraft dazu. Ich kann es im Moment nicht gebrauchen. Und das ist der zweite Grund.«
»Was?«
»Meine berufliche Laufbahn. Abgesehen von diesem Fiasko mit Janet Taylor liebe ich die Arbeit bei der Polizei, ob du's glaubst oder nicht, und ich bin gut darin.«
»Ich weiß ...«
»Nein, warte! Lass mich ausreden. Was wir getan haben, ist unprofessionell. Ich kann kaum glauben, dass nicht schon das halbe Präsidium weiß, was wir privat so treiben. Ich hab sie bereits hinter meinem Rücken kichern hören. Meine Kollegen bei der Kripo und in meinem Dezernat wissen es auf jeden Fall. Chambers hat, glaube ich, auch darauf angespielt, als er mich gewarnt hat, du wärst ein Schürzenjäger. Es würde mich nicht
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