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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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langsam aufgeschoben, dass die Angeln quietschten, und schließlich stand die Frau vor ihm. Ein Meter fünfzig groß und dünn wie eine Bohnenstange. Das grelle Rot von Lippenstift und Nagellack stand im starken Kontrast zu der fast durchscheinenden Blässe ihrer Haut. Die zarten Gesichtszüge sahen aus wie Porzellan, das sorgfältig bemalt und auf ihren runden Kopf geklebt worden war. Sie hielt ein Handtäschchen aus Goldlamee umklammert und trug ein grellgrünes Oberteil, das direkt unter ihren Brüsten aufhörte, die trotz Push-up-BH klein waren. Das Top gab den Blick frei auf einen blassen, nackten Bauch und einen Ring im Bauchnabel. Dazu trug sie einen extrem kurzen Mini aus schwarzem Latex. Sie hatte keine Strumpfhose an, und ihre nackten Beine steckten in kniehohen Stiefeln mit klobigen Plateausohlen, in denen sie wie auf Stelzen ging. Ihr Gesicht verriet Angst und Nervosität, ihre erstaunlich schönen kobaltblauen Augen schweiften ruhelos durch das langweilige Büro.
      Banks hätte sie für eine heroinabhängige Prostituierte gehalten, konnte aber keine Einstichstellen in den Armen sehen. Dennoch konnte sie von irgendwas abhängig oder eine Prostituierte sein. Es gibt andere Möglichkeiten als die Spritze, um sich Drogen zu verabreichen. Kurz musste Banks an Emily, die Tochter des Polizeipräsidenten Riddle, denken, aber das verging schnell wieder. Die hier hatte mehr Ähnlichkeit mit den berühmten Models im Heroin-Chic, die vor ein paar Jahren en vogue gewesen waren.
      »Sind Sie das?«, fragte sie.
      »Was?«
      »Der Verantwortliche. Ich habe gefragt, wer hier verantwortlich ist.«
      »Ich. Für meine Sünden«, sagte Banks.
      »Was?«
      »Schon gut. Setzen Sie sich.« Langsam und argwöhnisch ließ sie sich nieder. Ihre Augen schossen ruhelos durchs Büro, als hätte sie Angst, es könne jemand auftauchen und sie an den Stuhl fesseln. Offenbar hatte es sie viel Überwindung gekostet, herzukommen. »Möchten Sie einen Tee oder Kaffee?«, fragte Banks.
      Das Angebot schien sie zu überraschen. »Ähm ... ja. Bitte. Kaffee wäre schön.«
      »Wie trinken Sie ihn?«
      »Was?«
      »Den Kaffee! Wie trinken Sie ihn?«
      »Mit Milch und ganz viel Zucker«, sagte sie, als sei ihr unbekannt, dass es noch andere Möglichkeiten gab.
      Banks bestellte am Telefon zwei Kaffee - einen schwarzen für sich - und wandte sich wieder der Frau zu. »Wie heißen Sie?«
      »Candy.«
      »Wirklich?«
      »Warum? Stimmt was nicht damit?«
      »Nein, nein, Candy. Waren Sie schon mal auf einem Polizeirevier?«
      Angst huschte über Candys zarte Züge. »Warum?«
      »Nur eine Frage. Sie scheinen sich hier ziemlich unwohl zu fühlen.«
      Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Hm, tja ... kann schon sein. Vielleicht ein bisschen.«
      »Keine Angst. Ich fress Sie nicht auf.«
      Falsche Wortwahl, dachte Banks, als er ihren anzüglichen, wissenden Blick bemerkte. »Ich meine, ich tue Ihnen nichts«, verbesserte er sich.
      Der Kaffee kam, hereingebracht vom selben, immer noch grinsenden Constable. Banks behandelte ihn kurz angebunden, denn ihm missfiel die blasierte Arroganz, die das Grinsen verriet.
      »Gut, Candy«, sagte Banks nach dem ersten Schluck. »Möchten Sie mir sagen, um was es geht?«
      »Kann ich rauchen?« Sie öffnete die Handtasche.
      »Tut mir Leid«, erwiderte Banks. »Rauchen ist hier nicht gestattet; sonst würde ich eine mitrauchen.«
      »Können wir nicht nach draußen gehen?«
      »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre«, sagte Banks. »Fangen wir einfach an.«
      »Ich rauch nur wirklich gerne eine Ziggie zum Kaffee. Ich rauche immer beim Kaffeetrinken.«
      »Aber jetzt nicht. Warum sind Sie hergekommen, Candy?«
      Sie druckste noch etwas herum und machte ein eingeschnapptes Gesicht. Dann schloss sie die Handtasche und schlug die Beine übereinander. Dabei stieß sie mit der Plateausohle so heftig gegen den Tisch, dass Banks' Kaffee überschwappte und einen sich schnell ausbreitenden Fleck auf dem Papierstapel vor ihm hinterließ.
      »'tschuldigung«, sagte sie.
      »Schon gut.« Banks zog sein Taschentuch heraus und beseitigte den Fleck. »Sie wollten mir erzählen, warum Sie gekommen sind.«
      »Ja?«
      »Ja.«
      »Hm, also«, sagte Candy und beugte sich vor. »Zuerst mal müssen Sie mir Strafbefreiung garantieren oder wie das heißt. Sonst sag ich kein einziges Wort.«
      »Meinen Sie

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