Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt
Was halten Sie davon, Mr. Detective?«
»Ich glaube, wir kommen ins Geschäft«, sagte Banks und griff zu Block und Stift.
Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Oh nein. Erst mal rauche ich eine Zigarette.«
»Was ist jetzt noch?«, fragte Janet. »Ich hab meine Aussage doch schon geändert.«
»Ich weiß«, sagte Annie. Ihr war übel. Zum Teil lag es an Janets stickiger Wohnung. »Ich hab mit dem Staatsanwalt gesprochen.«
Janet goss sich reinen Gin aus einer fast leeren Flasche ein. »Und?«
»Ich soll Sie verhaften und ins Präsidium bringen, um Anklage zu erheben.«
»Aha. Was wird mir vorgeworfen?«
Annie schwieg, holte tief Luft und sagte: »Der Staatsanwalt wollte zuerst, dass ich Sie des Mordes anklage, aber ich konnte ihn auf Totschlag im Affekt runterhandeln. Sie müssen mit ihm darüber reden, aber es wird bestimmt glimpflich für Sie ablaufen, wenn Sie sich schuldig bekennen.«
Der Schock und die Wut, mit denen Annie gerechnet hatte, stellten sich nicht ein. Janet wickelte sich lediglich eine Haarsträhne um den Zeigefinger, runzelte die Stirn und trank einen Schluck Gin. »Das ist wegen dem Urteil von John Hadleigh, stimmt's? Ich hab's im Radio gehört.«
Annie schluckte. »Ja.«
»Hab ich mir gedacht. Ein Bauernopfer.«
»Hören Sie«, sagte Annie, »wir können da was machen. Wie gesagt, die Staatsanwaltschaft wird wahrscheinlich einen Deal anbieten ...«
Janet hob die Hand. »Nein.«
»Was soll das heißen?«
»Was haben Sie an >Nein< nicht verstanden?«
»Janet...«
»Nein. Wenn die Schweine Anklage gegen mich erheben wollen, dann bitte. Ich gönne denen nicht die Genugtuung und bekenne mich schuldig, nur weil ich meinen Job gemacht habe.«
»Das ist jetzt nicht die Zeit für Spielchen, Janet.«
»Wie kommen Sie darauf, dass das Spielchen sind? Ich meine es ernst. Ich werde mich nicht schuldig bekennen, ganz egal, was für eine Anklage erhoben wird.«
Annie spürte eine Eiseskälte. »Janet, hören Sie mir zu! Das können Sie nicht machen.«
Janet lachte. Sie sah schlecht aus, fand Annie: ungewaschenes, ungekämmtes Haar, teigige Haut voller Pickel, dazu eine Dunstwolke aus altem Schweiß und frischem Gin. »Reden Sie keinen Blödsinn«, sagte Janet. »Klar kann ich das. Die Leute wollen, dass wir unsere Arbeit machen, oder? Sie wollen sich nachts in ihren hübschen kleinen Spießerbetten sicher fühlen oder wenn sie morgens zur Arbeit fahren oder abends was trinken gehen. Etwa nicht? Na, dann werden sie jetzt erfahren, dass es was kostet, die Mörder von der Straße zu holen. Nein, Annie, ich werde mich nicht schuldig bekennen, nicht mal des Totschlags im Affekt.«
Annie beugte sich vor, um dem Folgenden mehr Gewicht zu verleihen: »Denken Sie gut darüber nach, Janet! Es könnte eine der wichtigsten Entscheidungen Ihres Lebens sein.«
»Glaub ich nicht. Die hab ich letzte Woche in dem Keller getroffen. Aber ich hab drüber nachgedacht. Seit einer Woche denke ich über nichts anderes nach.«
»Sie sind also fest entschlossen?«
»Ja.«
»Glauben Sie, ich tu das gerne, Janet?«, fragte Annie, als sie sich erhob.
Janet lächelte sie an. »Nein, natürlich nicht. Sie sind ein anständiger Mensch. Sie tun gerne das Richtige, und Sie wissen genauso gut wie ich, dass die Sache zum Himmel stinkt. Aber wenn es hart auf hart kommt, machen Sie Ihren Job. Den verfluchten Job. Wissen Sie, ich bin fast froh, dass es so gekommen ist, dass ich aus dem Verein raus bin. Die verdammten Heuchler. Los, bringen wir's hinter uns!«
»Janet Taylor, ich verhafte Sie wegen Mordes an Terence Payne. Sie haben das Recht zu schweigen. Wenn Sie sich vor Gericht auf etwas berufen, was Sie bei der Vernehmung nicht erwähnen, so kann das gegen Sie verwendet werden. Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden.«
Als Annie vorschlug, sich nicht im Queen's Arms, sondern in einem anderen Pub auf ein Glas zu treffen, schöpfte Banks sofort Verdacht. Das Queen's Arms war ihre Stammkneipe. Da gingen sie immer auf ein Glas nach der Arbeit hin. Als sie ihm einen anderen Pub nannte, den Pied Piper, ein beliebter Touristentreff auf Castle Hill, begriff Banks, dass sie eine ernste Nachricht für ihn hatte. Das ging über eine belanglose Unterhaltung hinaus. Oder sie machte sich Sorgen, dass Detective Superintendent Chambers ihnen auf die Schliche gekommen war.
Banks kam
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