Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt
würden.«
»Haben Sie es ihm erlaubt?«
»Die beiden haben gut gezahlt.«
»Und sie machten einen netten Eindruck.«
»Genau.«
Banks schüttelte staunend den Kopf. »Gut. Weiter bitte!«
»Wagen Sie nicht, sich ein Urteil über mich zu bilden!«, sagte sie. »Sie wissen überhaupt nichts über mich und mein Leben, also halten Sie sich zurück!«
»Gut«, sagte Banks. »Weiter, Candy! Die beiden fesselten Sie ans Bett.«
»Sie hat was mit heißem Kerzenwachs gemacht. Hat mir was auf den Bauch getröpfelt. Und auf die Nippel. Tat ein bisschen weh, aber nicht sehr schlimm. Wissen Sie, was ich meine?«
Banks hatte noch nie mit Kerzenwachs experimentiert, aber er hatte sich schon mehr als einmal Wachs auf die Hand geschüttet und kannte das Gefühl, die kurze, brennende Hitze und den Schmerz und dann das rasche Abkühlen, das Erstarren und Trocknen. Er wusste, wie Wachs in die Haut kniff und sie in Falten legte. Kein unbedingt unangenehmes Gefühl.
»Hatten Sie Angst?«
»Ein bisschen. Aber nicht richtig. Hab schon Schlimmeres erlebt. Aber die beiden waren ein Team. Deshalb bin ich hier. Deshalb hab ich mich gemeldet. Ich kann nicht glauben, dass Sie sie laufen gelassen haben.«
»Wir haben keinen Beweis gegen sie vorliegen, keinen Beweis, dass sie etwas mit der Ermordung dieser Mädchen zu tun hat.«
»Verstehen Sie das denn nicht?«, flehte Candy. »Sie ist genau wie er. Sie sind ein Team. Sie arbeiten zusammen. Machen alles zusammen.«
»Candy, ich weiß, dass Sie bestimmt eine Menge Mut aufgebracht haben, um herzukommen und mit mir zu reden, aber was Sie gesagt haben, ändert nichts an den Tatsachen. Wir können nicht losgehen und sie verhaften, nur weil ...«
»Nur weil eine Nutte irgendwas erzählt, wollen Sie sagen?«
»Das wollte ich nicht sagen. Ich wollte sagen, dass wir nicht einfach losgehen und sie aufgrund der Indizien verhaften können, von denen Sie mir gerade erzählt haben. Sie waren einverstanden. Sie wurden für Ihre Dienste bezahlt. Die beiden haben Ihnen nicht über das Maß hinaus wehgetan, auf das Sie vorbereitet waren. Sie haben einen riskanten Beruf. Das wissen Sie, Candy.«
»Aber was ich gesagt habe, ändert doch was, oder?«
»Ja, es ändert was. Bei mir. Aber wir arbeiten mit Tatsachen, mit Beweisen. Ich zweifle nicht an Ihren Worten, dass es so war, aber selbst wenn wir es auf Video hätten, wäre Lucy deshalb; noch keine Mörderin.«
Candy dachte kurz nach, dann sagte sie: »Sie hatten es aber. Auf Video.«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil ich die Kamera gesehen habe. Die beiden dachten wohl, sie wäre gut hinter einer Trennwand versteckt, aber ich hab was gehört, so ein leises Surren, und als ich aufgestanden und zum Klo gegangen bin, hab ich eine Videokamera hinter einer Trennwand gesehen. In der Wand war ein Loch.«
»Wir haben keine Videos im Haus gefunden, Candy. Aber wie gesagt, selbst wenn, würde das nichts ändern.« Tatsächlich fand es Banks spannend, dass Candy eine Videokamera gesehen hatte. Wieder fragte er sich, wo das Gerät war und wo sich die Kassetten befanden.
»Also war alles umsonst? Dass ich hergekommen bin?«
»Nicht unbedingt.«
»Klar. Sie tun doch gar nichts. Sie ist genauso schuldig wie er, und Sie lassen sie davonkommen.«
»Candy, wir haben keine Beweise gegen sie. Nur weil sie mit ihrem Mann und Ihnen einen flotten Dreier gemacht hat, ist sie noch keine Mörderin.«
»Dann finden Sie einen Beweis.«
Banks seufzte. »Warum sind Sie hergekommen?«, fragte er. »Jetzt mal ehrlich. Ihr Mädchen meldet euch doch nie freiwillig, um mit der Polizei zu sprechen.«
»Was soll das heißen, ihr Mädchen? Sie bilden sich schon wieder ein Urteil über mich, stimmt's?«
»Candy, Himmel noch mal... Sie sind eine Nutte. Das haben Sie selbst gesagt. Sie verkaufen Sex. Ich urteile nicht über Ihren Beruf, aber ich sage, dass die Mädchen, die ihn ausüben, nur selten der Polizei behilflich sind. Also, warum sind Sie hier?«
Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu, der von so viel Humor und Intelligenz zeugte, dass Banks auf eine Kiste steigen und sie bekehren wollte, zur Uni zu gehen und einen Abschluss zu machen. Schnell änderte sich ihre Miene. »Sie haben Recht, was meinen Beruf angeht, wie Sie das nennen«, sagte sie traurig. »Er ist sehr riskant. Es gibt das Risiko, sich eine Geschlechtskrankheit einzufangen. Das
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