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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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weißt du.«
      »Das weiß ich.«
      »Das ist ein Teil des Problems.«
      »Es wird besser werden. Mit der Zeit. Sorry, aber mir fallen jetzt nur abgedroschene Phrasen ein. Vielleicht sind sie ja für solche Situationen gemacht. Deshalb gibt's auch so viele davon. Aber glaub mir, Annie, ich meine es ernst. Ich werde mein Bestes tun, dir mit größtem Respekt und äußerster Höflichkeit zu begegnen.«
      »Ach, so ein Schwachsinn!«, lachte Annie. »Du brauchst gar nicht so vornehm zu tun! Einfach >Guten Morgen< sagen, lächeln und dich hin und wieder in der Kantine zu mir setzen - das wäre genau das Richtige.«
      Banks merkte, dass er rot wurde, dann fiel er in ihr Lachen ein. »Stimmt. Wie geht's Janet Taylor?«
      »Die hat einen Dickkopf! Ich hab mit ihr geredet, der Staatsanwalt hat mit ihr geredet. Ihr Anwalt hat sie bequatscht. Sogar Chambers hat's versucht.«
      »Immerhin hat sie jetzt einen Anwalt.«
      »Die Gewerkschaft hat einen geschickt.«
      »Wie lautet die Anklage?«
      »Sie wird des Totschlags im Affekt angeklagt. Wenn sie sich schuldig bekennt mit mildernden Umständen, besteht die Möglichkeit, dass sie es auf entschuldbare Tötung runterbekommt.«
      »Und wenn sie ihren Kopf durchsetzt?«
      »Wer weiß? Dann kommt's auf die Geschworenen an. Entweder machen sie es mit ihr wie mit John Hadleigh, auch wenn die Faktenlage eine andere ist, oder sie nehmen Rücksicht auf ihren Beruf und die Umstände und entscheiden in dubio pro reo. Ich meine, die Leute wollen nicht, dass uns die Hände gebunden sind, wenn wir unsere Arbeit machen, aber genauso wenig wollen sie, dass wir größenwahnsinnig werden. Sie mögen es nicht, wenn wir uns aufführen, als ständen wir über dem Gesetz. Die Sache ist wirklich völlig offen.«
      »Wie kommt sie zurecht?«
      »Gar nicht. Sie trinkt.«
      »Mist.«
      »Genau. Wie läuft die Payne-Ermittlung?«
      Banks erzählte ihr, was Jenny über Lucys Vergangenheit herausgefunden hatte.
      Annie pfiff durch die Zähne. »Und was hast du jetzt vor?«
      »Ich suche sie und vernehme sie bezüglich des Todes von Kathleen Murray. Wir müssen sie bloß finden. Ist wahrscheinlich eh reine Zeitverschwendung - schließlich ist das schon zehn Jahre her und sie war damals erst zwölf. Ich glaub ehrlich nicht, dass es uns weiterbringt. Aber wer weiß, vielleicht öffnet es wieder neue Türen, wenn wir sie vorsichtig unter Druck setzen.«
      »Das wird AC Hartnell nicht gefallen.«
      »Ich weiß. Das hat er mir bereits deutlich zu verstehen gegeben.«
      »Und Lucy Payne hat keine Ahnung, was du alles über ihre Vergangenheit weißt?«
      »Ihr muss klar sein, dass die anderen möglicherweise den Mund aufmachen oder dass es uns zu Ohren kommt. Deshalb kann sie längst untergetaucht sein.«
      »Gibt es was Neues über die sechste Leiche?«
      »Nein«, antwortete Banks. »Aber wir bekommen es noch raus.« Dass sie das sechste Opfer nicht identifizieren konnten, wurmte ihn. Wie die anderen war die Frau nackt verscharrt worden. Es gab keine Reste von Kleidung, keine persönlichen Gegenstände. Banks konnte nur vermuten, dass Payne das Zeug verbrannt und Ringe oder Uhren irgendwie beseitigt hatte. Als Trophäen hatte er sie jedenfalls nicht aufbewahrt. Der forensische Anthropologe, der die sterblichen Überreste untersuchte, hatte Banks bisher sagen können, dass es sich um eine weiße Frau zwischen achtzehn und zweiundzwanzig Jahren handelte und dass sie, wie die anderen, an Tod durch Erdrosseln gestorben war. Horizontale Streifenbildung im Zahnschmelz ließ auf ungesunde Ernährung im Kindesalter schließen. Die Regelmäßigkeit der Rillen konnte ein Hinweis auf jahreszeitlich schwankende Ernährung sein. Vielleicht stammte sie, wie Katya, aus einem vom Krieg zerrissenen Land in Osteuropa.
      Banks hatte ein Team auf alle Vermisstenfälle der letzten Monate angesetzt. Es machte Überstunden, ging allen Anzeigen nach. Aber wenn das Opfer wie Katya Pavelic eine Prostituierte war, dann war die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass sie identifiziert werden würde. Dennoch, redete sich Banks unentwegt ein, sie hatte doch Eltern. Irgendjemand musste sie doch vermissen. Aber vielleicht auch nicht. Es gab so viele Menschen ohne Freunde und Familie, Menschen, die morgen in ihren Wohnungen sterben konnten und erst gefunden wurden, wenn die Mietzahlungen zu lange ausblieben oder die Nachbarn den Gestank nicht mehr ertrugen. Es gab

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