Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
Großraumbüro, der ihr eine gewisse Privatsphäre sowie einen Blick auf den Marktplatz gewährte wie von Banks' Büro aus.
      Hinter der Milchglasabtrennung saßen die beiden Detective Sergeants und die drei Constables, die zusammen mit Annie und Chambers das Dezernat Interne Ermittlungen der Western Division bildeten. Korrupte Polizeibeamte waren in und um Eastvale kein besonders heikles Thema. Der schlimmste Fall, an dem Annie bisher gearbeitet hatte, war der eines Streifenpolizisten, der im Golden Grill getoasteten Teekuchen geschenkt bekommen hatte. Es stellte sich heraus, dass er mit einer der dortigen Kellnerinnen gegangen war und sie sich auf die Weise in sein Herz geschlichen hatte. Eine andere Kellnerin war eifersüchtig geworden und hatte die Angelegenheit dem Dezernat Interne Ermittlungen gemeldet.
      Wahrscheinlich war es ungerecht, Banks die Schuld zu geben, dachte Annie, als sie am Fenster stand und auf den geschäftigen Marktplatz hinunterblickte. Vielleicht tat sie es nur, weil sie irgendwie unzufrieden mit ihrer Beziehung war. Sie wusste nicht, woran es lag oder woher es kam, nur dass sie sich langsam unwohl fühlte. Wegen des Chamäleon-Falls hatten sie sich natürlich nicht besonders häufig gesehen, und manchmal war Banks so müde gewesen, dass er schon vorher eingeschlafen war ... aber das war es gar nicht unbedingt, was sie störte, sondern eher die selbstverständliche Vertrautheit, die ihre Beziehung bekommen hatte. Wenn sie zusammen waren, benahmen sie sich immer mehr wie ein altes Ehepaar, und das wollte Annie nicht. Es war unlogisch, aber bei dieser Gemütlichkeit und Vertrautheit fühlte sie sich entschieden unwohl. Es fehlten nur noch Hausschuhe und Kamin. Wobei, in Banks' Cottage gab es das sogar schon.
      Annies Telefon klingelte. Es war Detective Superintendent Chambers, der sie in sein Büro nebenan bestellte. Sie klopfte und trat erst ein, nachdem er »Herein!« gerufen hatte, so wie er es gern hatte. Chambers saß hinter seinem unaufgeräumten Schreibtisch - ein dicker Mann in einem Nadelstreifenanzug, dessen Westenknöpfe sich über Brust und Bauch spannten. Annie wusste nicht, ob die Flecken auf seiner Krawatte vom Essen stammten oder ein ausgefallenes Muster darstellten. Chambers hatte ein Gesicht, das immerzu anzüglich grinste, und Schweinsäuglein, von denen Annie sich schon beim Betreten des Zimmers entkleidet fühlte. Seine Hautfarbe erinnerte an ein rohes Stück Fleisch, und seine Lippen waren wulstig, feucht und rot. Annie erwartete beinahe, dass er beim Sprechen sabberte und geiferte, bisher vergebens. Noch war kein Tropfen Speichel auf seine grüne Schreibtischunterlage getropft. Er besaß den Akzent der Grafschaften um London und fand sich deswegen unglaublich vornehm.
      »Ah, DI Cabbot. Nehmen Sie bitte Platz!«
      »Danke.«
      Annie setzte sich so bequem wie möglich hin, achtete aber darauf, dass ihr der Rock nicht zu weit die Oberschenkel hinaufrutschte. Wenn sie heute Morgen gewusst hätte, dass sie in Chambers' Büro gerufen werden würde, hätte sie eine Hose angezogen.
      »Mir ist gerade ein höchst interessanter Auftrag hereingereicht worden«, sagte Chambers. »Wirklich höchst interessant. Ein Fall, der ganz nach Ihrem Geschmack sein dürfte, wie man so sagt.«
      Annie wusste genau Bescheid, ließ sich aber nichts anmerken. »Ein Auftrag, Sir?«
      »Ja, es wird langsam Zeit, dass auch Sie hier Ihren Beitrag leisten, DI Cabbot. Wie lange sind Sie jetzt schon bei uns?«
      »Zwei Monate.«
      »Und in dieser Zeit haben Sie ... was genau getan?«
      »Den Fall um Constable Chaplin und den getoasteten Teekuchen gelöst. Ein Skandal konnte in letzter Minute vermieden werden. Zufrieden stellende Lösung für alle Beteiligten, wenn ich das sagen darf ...«
      Chambers wurde rot. »Nun, dieser Fall könnte durchaus dazu beitragen, dass Sie von Ihrem hohen Ross herunterkommen, Inspector Cabbot.«
      »Ja?« Annie hob die Augenbrauen. Sie konnte einfach nicht aufhören, Chambers zu reizen. Er hatte so eine arrogante, eingebildete Art, die schlicht dazu einlud, ihn zu piesacken. Annie wusste, dass es nachteilig für ihre Karriere sein konnte, aber sie hatte sich trotz ihres wieder erwachten Ehrgeizes geschworen, der Beruf sei es nicht wert, ihre Seele zu verkaufen. Außerdem vertraute sie darauf, dass die guten Bullen wie Banks, Detective Superintendent Gristhorpe und ACC McLaughlin in Zukunft mehr zu sagen haben würden als Saftsäcke

Weitere Kostenlose Bücher