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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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schütteln. Sie stand auf und ging zur Tür.
      »Und noch etwas, Inspector Cabbot.«
      Annie drehte sich um. »Ja?«
      Chambers grinste blöde. »Dieser Banks. Nehmen Sie sich in Acht! Er hat den Ruf, ein Frauenheld zu sein, falls Sie das noch nicht wussten.«
      Mit rotem Kopf verließ Annie das Büro.
     
    Banks folgte Maggie Forrest in ein Wohnzimmer mit dunkler Vertäfelung und düsteren Landschaftsbildern in schweren Goldrahmen. Das Zimmer ging nach Westen. Die spät-nachmittägliche Sonne warf tanzende Schatten durch das Laub der Bäume auf die Wände. Der Raum hatte nichts Weibliches an sich. Er erinnerte eher an die Kaminzimmer, in die sich Männer in Historienschinken der BBC auf einen Portwein und eine Zigarre zurückzogen. Banks spürte, dass sich Maggie unwohl fühlte, obwohl er nicht hätte sagen können, was ihm diesen Eindruck vermittelte. In der Luft hing ein leichter Zigarettengeruch, im Aschenbecher lagen zwei Stummel, daher zündete Banks sich eine Silk Cut an und bot auch Maggie eine an. Banks warf einen Blick auf die Schülerin auf dem Sofa. Sie hielt den Kopf gesenkt, hatte den Daumen im Mund und die nackten Knie zusammengepresst. Das eine hatte sie sich offenbar unlängst bei einem Sturz aufgeschürft.
      »Möchten Sie uns nicht vorstellen?«, fragte er Maggie.
      »Detective ...?«
      »Banks. Kommissarischer Detective Superintendent.«
      »Detective Superintendent Banks, das ist Claire Toth, die Tochter meiner Nachbarn.«
      »Freut mich, Claire«, sagte Banks.
      Claire schaute zu ihm auf und murmelte etwas zur Begrüßung. Dann zog sie eine zerdrückte Zehner-Packung Em-bassy Regal aus der Jackentasche und tat es den Erwachsenen nach. Banks wusste, dass jetzt nicht die Zeit war, um einen Vortrag über die Gefahren des Rauchens zu halten. Hier stimmte etwas nicht. Die roten Augen und Tränenspuren im Gesicht des Mädchens verrieten ihm, dass sie geweint hatte.
      »Ich habe wohl etwas verpasst«, sagte er. »Würde mich bitte jemand aufklären?«
      »Claire ist mit Kimberley Myers zur Schule gegangen«, erklärte Maggie. »Jetzt ist sie natürlich verstört.«
      Claire wurde nervös, ihre Augen flitzten hin und her. Sie rauchte in kurzen, hektischen Zügen und hielt die Zigarette affektiert mit ausgestrecktem Arm und abgespreiztem Zeige-und Mittelfinger. Beim Ziehen ließ sie sie los. Sie inhalierte nicht, sondern paffte wohl nur, um erwachsen zu wirken. Oder vielleicht auch, um sich erwachsen zu fühlen, denn nur der liebe Gott konnte wissen, wie aufgewühlt Claire innerlich sein musste. Und es würde noch schlimmer werden. Banks erinnerte sich an Tracys Reaktion auf den Mord an einem Mädchen aus Eastvale, Deborah Harrison. Tracy und Deborah hatten sich nicht besonders gut gekannt, kamen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, waren aber ungefähr im gleichen Alter gewesen und hatten sich mehrmals getroffen und unterhalten. Banks hatte versucht, die Wahrheit vor Tracy so lange wie möglich geheimzuhalten, aber schließlich hatte er sie nur trösten können. Tracy hatte Glück gehabt, war darüber hinweggekommen. Manchen gelang das nie.
      »Kim war meine beste Freundin«, sagte Claire. »Und ich hab sie im Stich gelassen.«
      »Wie kommst du darauf?«, fragte Banks.
      Claire warf Maggie einen kurzen Blick zu, als suche sie ihr Einverständnis. Fast unmerklich nickte Maggie. Sie war eine attraktive Frau, stellte Banks fest. Nicht unbedingt vom Äußeren, denn sie hatte eine längliche Nase und ein spitzes Kinn, aber ihre elfenhafte Art und die sehnige, jungenhafte Figur gefielen ihm. Nein, es waren ihre Freundlichkeit und Intelligenz, die ihn stark ansprachen. Es lag in ihren Augen.
      In ihrer Sparsamkeit zeugten noch ihre simpelsten Bewegungen von künstlerischer Anmut, wenn beispielsweise ihre großen Hände mit den langen, schmal zulaufenden Fingern die Asche von der Zigarette schnippten.
      »Ich hätte bei ihr sein sollen«, sagte Claire. »War ich aber nicht.«
      »Warst du auf dem Tanzabend?«, fragte Banks.
      Claire nickte und biss sich auf die Lippe.
      »Hast du Kimberley da gesehen?«
      »Kim. Ich hab sie immer Kim genannt.«
      »Gut, Kim. Hast du Kim da gesehen?«
      »Wir sind zusammen hingegangen. Es ist nicht weit. Oben am Kreisverkehr vorbei und die Town Street entlang, da beim Rugby-Feld.«
      »Ich weiß, wo du meinst«, entgegnete Banks. »Das ist die Congregational Church gegenüber der Gesamtschule

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