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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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verführen.
      Als Jenny aus Amerika zurückgekommen war, hatte sie einen kleinen Fernsehapparat und einen Videorekorder gekauft und sich angewöhnt, vom Sofa aus zu gucken, aber abgesehen von Tapete und Teppich hatte sich nicht viel verändert. Sie merkte, dass sein Blick auf dem Druck von Emily Carr über dem Kamin verweilte, auf dem gewaltigen, dunklen, steilen Berg, der das Dorf im Vordergrund beherrschte. Jenny hatte sich in Emily Carrs Bilder verliebt, als sie sich in Vancouver auf ihren zweiten Universitätsabschluss vorbereitete, und den Druck als Erinnerung an ihre drei Jahre dort erstanden. Glückliche Jahre, größtenteils.
      »Was zu trinken?«, fragte sie.
      »Ja, was du da hast.«
      »Ich hab's gewusst, auf dich ist Verlass. Tut mir Leid, aber ich hab keinen Laphroaig. Geht auch Rotwein?«
      »Klar.«
      Als Jenny den Wein holte, stellte sich Banks ans Fenster. The Green, die Dorfwiese, wirkte recht friedlich im goldenen Abendlicht - lange Schatten, dunkelgrüne Blätter, Leute, die mit ihren Hunden Gassi gingen, Händchen haltende Jugendliche. Vielleicht dachte er an das zweite Mal, als er sie besucht hatte, vermutete Jenny mit einem Schaudern, und goss den Cotes du Rhone von Sainsbury's ein.
      Damals hatte ein zugedröhnter Jugendlicher namens Mick Webster Jenny mit einer Handfeuerwaffe als Geisel genommen, und Banks war es gelungen, die Lage zu entschärfen. Der Junge hatte unter heftigen Stimmungsschwankungen gelitten, eine Zeit lang hatte die Situation auf Messers Schneide gestanden. Jenny hatte eine Heidenangst gehabt. Seit dem Tag konnte sie Tosca nicht mehr hören, die damals im Hintergrund lief. Nachdem Jenny den Wein eingeschenkt hatte, schüttelte sie die negativen Gedanken ab, legte eine CD mit Mozarts Streichquartetten auf und trug die Gläser zum Sofa.
      »Prost.« Sie stießen an. Banks sah müder aus, als Jenny ihn je gesehen hatte. Seine Haut war blass, und selbst seine schmalen, eigentlich scharf geschnittenen Gesichtszüge wirkten so schlaff wie der Anzug, der ihm am Körper schlotterte. Seine Augen lagen tiefer als sonst, sie waren trüber, ihnen fehlte das Funkeln. Na ja, sagte sie sich, der arme Kerl hat wahrscheinlich kein einziges Mal vernünftig geschlafen, seit er die Soko leitet. Sie wollte die Hand ausstrecken und ihn berühren, seine Sorgen fortstreicheln, aber sie traute sich nicht, das Risiko einzugehen, abermals von ihm zurückgewiesen zu werden.
      »Und? Was verschafft mir die Ehre?«, fragte sie. »Ich nehme an, dass es nicht allein meine unwiderstehliche Gesellschaft ist, die dich hergeführt hat, oder?«
      Banks grinste. Das erhellte sein Gesicht ein bisschen, dachte sie. Ein kleines bisschen. »Das würde ich gerne behaupten«, sagte er, »aber dann müsste ich lügen.«
      »Und gottbewahre, dass du auch nur einmal lügst, Alan Banks. Was für ein redlicher Mann! Aber könntest du nicht Hin und wieder mal etwas weniger redlich sein? Wir normalen Menschen, na ja, wir können nicht anders, wir sagen halt manchmal nicht die Wahrheit, aber du, nein, du kannst noch nicht mal lügen, um einem Mädchen ein Kompliment zu machen.«
      »Jenny, ich musste dich einfach sehen. Eine innere Kraft hat mich zu deinem Haus getrieben und mich gezwungen, bei dir zu klingeln. Ich wusste einfach, dass ich kommen musste ...«
      Jenny lachte und winkte ab. »Schon gut, schon gut. Das reicht. Redlich kommt doch besser.« Sie fuhr sich durchs Haar. »Wie geht's Sandra?«
      »Sandra ist schwanger.«
      Jenny schüttelte den Kopf, als habe man ihr einen Schlag versetzt. »Sie ist was ?«
      »Sie ist schwanger. Tut mir Leid, dass ich dir das so vor den Kopf knalle, aber ich wusste nicht, wie ich es sonst sagen sollte.«
      »Schon gut. Ich bin nur ein bisschen baff.«
      »Da bist du nicht allein.«
      »Wie geht es dir damit?«
      »Du hörst dich an wie eine Psychologin.«
      »Ich bin Psychologin.«
      »Weiß ich. Aber du brauchst dich nicht wie eine anzuhören. Wie es mir damit geht? Weiß ich noch nicht. Wenn man's genau nimmt, geht es mich nichts an, oder? Ich hab an dem Abend losgelassen, als sie mich um die Scheidung gebeten hat, damit sie Sean heiraten kann.«
      »Wollen sie deshalb ... ?«
      »Ja. Sie wollen heiraten, damit das Kind nicht unehelich geboren wird.«
      »Hast du mit ihr gesprochen?«
      »Nein. Tracy hat's mir erzählt. Sandra und ich ... hm, wir haben nicht mehr viel miteinander zu tun.«
      »Das ist

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