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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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ziemlich gut.« Kaum hatte er es ausgesprochen, bereute er seine Worte. Sie beschwörten den Geist von Sandra herauf. Wie Brian hatte sich Tracy bemüht, bei der Trennung nicht Partei zu ergreifen, aber während Brian eine spontane Abneigung gegen Sean, Sandras neuen Lebensgefährten, gefasst hatte, kam Tracy gut mit ihm zurecht, was Banks wehtat, auch wenn er das ihr gegenüber nie zugegeben hätte.
      »Hast du in letzter Zeit mit Mum gesprochen?«, fragte Tracy und überging seine Kritik.
      »Nein, das weißt du doch.«
      Tracy trank noch einen Schluck, runzelte die Stirn wie ihre Mutter und starrte aus dem Fenster.
      »Wieso?«, fragte Banks, der spürte, dass sich die Stimmung verändert hatte. »Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
      »Ich war Ostern bei ihr.«
      »Weiß ich. Hat sie was über mich gesagt?« Banks wusste, dass er die Scheidung hatte schleifen lassen. Sie war ihm einfach übereilt vorgekommen. Er hatte keine Lust, sich zu beeilen, er sah keinen Grund dafür. Sandra wollte Sean heiraten und die Beziehung legalisieren? Na und? Die konnten warten.
      »Das nicht«, sagte Tracy.
      »Was dann?«
      »Weißt du es wirklich nicht?«
      »Sonst würde ich doch nicht fragen.«
      »Oh, Scheiße.« Tracy biss sich auf die Lippe. »Hätte ich doch bloß den Mund gehalten! Warum muss ich es jetzt sagen?«
      »Weil du damit angefangen hast. Und red nicht so. Los, komm jetzt!«
      Tracy schaute in ihre leere Pommesschachtel und seufzte. »Na gut. Sie hat mir zwar gesagt, dass ich dir noch nichts erzählen soll, aber du erfährst es ja eh. Aber vergiss nicht, du wolltest es wissen.«
      »Tracy!«
      »Schon gut, schon gut. Mum ist schwanger. Darum geht's. Sie ist im dritten Monat. Sie bekommt ein Kind von Sean.«
     
    Nicht lange nachdem Banks Lucy Paynes Zimmer verlassen hatte, marschierte Annie Cabbot über die Krankenhausflure zu ihrem Termin mit Dr. Mogabe. Die Aussage von Janet Taylor hatte sie alles andere als zufrieden gestellt. Sie musste die medizinische Seite so gründlich wie möglich prüfen. Da Payne nicht tot war, gab es natürlich keine Autopsie, jedenfalls noch nicht. Annie wäre durchaus dafür eingetreten, Payne bei lebendigem Leibe zu obduzieren, wenn er das getan hatte, was ihm vorgeworfen wurde.
      »Herein!«, rief Dr. Mogabe.
      Annie trat ein. Das Büro war klein und zweckdienlich eingerichtet, zwei Regale mit medizinischen Fachbüchern, ein Aktenschrank, dessen oberste Schublade nicht richtig schloss, und auf dem Schreibtisch der unvermeidliche Computer, ein Laptop. An den beige gestrichenen Wänden hingen verschiedene Diplome und Auszeichnungen, und auf dem Tisch vor dem Arzt stand ein Foto in einem Zinnrahmen. Bestimmt ein Familienfoto, dachte Annie. Ein Schädel war nirgends zu sehen, ebenso wenig das obligatorische Skelett.
      Dr. Mogabe war kleiner und hatte eine höhere Stimme, als Annie erwartet hatte. Er hatte glänzende, pechschwarze Haut und kurzes graues Kraushaar. Seine Hände waren klein, die Finger lang und schmal; die Finger eines Gehirnchirurgen, fuhr es Annie durch den Kopf, obwohl sie gar keinen Vergleich hatte. Bei der Vorstellung, wie sie sich durch das graue Gewebe wühlten, zog sich ihr Magen zusammen. Pianistenfinger, korrigierte sie sich. Damit konnte man besser leben. Oder Künstlerfinger, wie ihr Vater.
      Der Arzt beugte sich vor und legte die Hände verschränkt auf den Tisch. »Ich bin froh, dass Sie gekommen sind, Detective Inspector Cabbot«, sagte er in astreinem Oxford-Akzent. »Wenn es die Polizei nicht für angebracht gehalten hätte, sich zu melden, dann hätte ich mich sogar gezwungen gesehen, sie von mir aus hinzuzuziehen. Mr. Payne wurde unglaublich brutal behandelt.«
      »Immer zu Diensten«, entgegnete Annie. »Was können Sie mir über den Patienten sagen? In einfachen Worten, bitte.«
      Dr. Mogabe neigte leicht den Kopf. »Natürlich«, sagte er, als habe er gleich gewusst, dass elitäres Fachchinesisch bei einer dummen Polizeibeamtin wie Annie reine Zeitverschwendung war. »Mr. Payne wurde mit schweren Kopfverletzungen eingeliefert, die bereits das Gehirn geschädigt hatten. Außerdem war seine Elle gebrochen. Bisher haben wir ihn zweimal operiert. Beim ersten Mal, um ein subdurales Hämatom zu entlasten. Das ist ein ...«
      »Ich weiß, was ein Hämatom ist«, unterbrach ihn Annie.
      »Schön. Beim zweiten Mal, um Schädelsplitter aus dem Hirngewebe zu entfernen. Ich kann es

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