Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt
traurig, Alan.«
»Kann sein.«
»Bist du immer noch so zornig und verbittert?«
»Komischerweise nicht. Klar, ich weiß, dass ich mich vielleicht etwas aufgeregt anhöre, aber das war der Schock, mehr nicht. Ich meine, ich war damals unglaublich sauer, aber irgendwie war es auch eine Erleichterung, als sie mit der Scheidung ankam. Eine Befreiung. Da wusste ich, dass es wirklich vorbei ist und ich einfach mit meinem Leben zurechtkommen muss.«
»Und?«
»Und das hab ich gemacht, größtenteils.«
»Aber manchmal wallen noch überraschende Gefühlsreste auf? Kriechen von hinten an dich heran und überwältigen dich?«
»Könnte man so sagen.«
»Willkommen auf der Erde, Alan. Inzwischen solltest du wissen, dass man nicht einfach aufhört, etwas für jemanden zu empfinden, nur weil man sich von ihm getrennt hat.«
»Das war alles neu für mich. Sie ist die einzige Frau, mit der ich längere Zeit zusammen gewesen bin. Die einzige, die ich wollte. Jetzt weiß ich, wie sich das anfühlt. Ich wünsche den beiden natürlich nur das Beste.«
»Miau. Da geht's schon wieder los.«
Banks lachte. »Nein. Wirklich. Das stimmt.«
Jenny spürte, dass er ihr etwas verschwieg, aber sie wusste auch, dass er seine Gefühle manchmal versteckte und sie nichts damit erreichte, ihn zu bedrängen. Am besten wenden wir uns_der vor uns liegenden Aufgabe zu, dachte sie. Falls er noch rriehr über Sandra erzählen will, dann tut er es, wenn ihm danach ist. »Aber deshalb bist du doch nicht hergekommen, oder?«
»Eigentlich nicht. Teilweise vielleicht. Aber ich möchte mit dir über den Fall reden.«
»gibt's was Neues?«
»Nur eine Sache.« Banks berichtete von der Identifizierung der drei Leichen und wie merkwürdig er das fände.
»Seltsam«, bestätigte Jenny. »Ich hätte auch eine andere Reihenfolge erwartet. Wird draußen noch gegraben?«
»Jaja. Die werden noch eine Zeit lang zu tun haben.«
»In dem kleinen Keller war nicht viel Platz.«
»Reichte nur für die drei, stimmt«, sagte Banks, »aber das erklärt immer noch nicht, warum es nicht die letzten drei sind. Egal. Ich würde gerne ein paar Sachen mit dir durchgehen. Weißt du noch, dass du ziemlich am Anfang vermutet hast, der Mörder könnte einen Komplizen haben?«
»Das war nur eine Möglichkeit. Menschen wie den Wests, Bradys und Hindleys wird zwar ein übertriebenes Maß an Aufmerksamkeit zuteil, aber an sich ist das mordende Ehepaar ein seltenes Phänomen. Ich gehe davon aus, dass du an Lucy Payne denkst, oder?«
Banks trank einen Schluck Wein. »Ich war im Krankenhaus und hab mit ihr gesprochen. Sie ... hm, sie hat gesagt, sie könnte sich nicht erinnern, was passiert ist.«
»Das ist normal«, sagte Jenny. »Retrograde Amnesie.«
»Meinte Dr. Landsberg auch. Ist ja nicht so, dass ich das nicht glauben würde ... hab ich ja schon öfter erlebt... es ist bloß einfach so verdammt...«
»Praktisch?«
»So könnte man es ausdrücken. Jenny, ich bin das Gefühl einfach nicht losgeworden, dass sie abwartet, auf der Lauer liegt.«
»Worauf soll sie warten?«
»Aus welcher Richtung der Wind weht. Ich hatte das Gefühl, als würde sie sich erst für eine Version entscheiden, wenn sie weiß, was mit Terry los ist. Und das würde doch passen, oder nicht?«
»Was würde passen?«
»Die Art, wie die Mädchen entführt worden sind. Wenn ein Mann im Auto anhält und ein Mädchen, das allein unterwegs ist, nach dem Weg fragt, dann wird es kaum stehen bleiben. Wenn eine Frau am Steuer sitzt, vielleicht schon.«
»Und der Mann?«
»Hockt hinterm Vordersitz und hält das Chloroform bereit? Springt aus der Hintertür und zerrt sie rein? Ich weiß nicht genau, wie es abgelaufen ist. Aber das ergibt doch einen Sinn, oder?«
»Doch, stimmt. Hast du noch mehr Anhaltspunkte, dass sie mitgemacht hat?«
»Nein. Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend. Der Erkennungsdienst ist nach wie vor im Haus, und die Jungs vom Labor arbeiten an den Sachen, die sie anhatte, als sie verletzt wurde. Die Spur kann zwar im Sande verlaufen, wenn sie behauptet, sie wäre in den Keller runtergegangen, hätte gesehen, was ihr Mann getan hat, und wäre schreiend weggelaufen. Das wollte ich eben sagen - sie wartet, bis sie weiß, woher der Wind weht. Wenn Terence Payne stirbt, kann Lucy nichts mehr passieren. Wenn er überlebt, ist sein Gehirn wahrscheinlich
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