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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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sprechen?«
      »Sicher.« Knight schaute auf die Uhr. »Er müsste jetzt drüben im Chemielabor sein und die nächste Stunde vorbereiten. Kommen Sie mit!«
      Sie gingen nach draußen. Es wurde immer schwüler, die Wolken verdichteten sich, es drohte zu regnen. Nichts Neues. Von den letzten Tagen abgesehen, hatte es seit Anfang April so gut wie jeden Tag geregnet.
      Die Gesamtschule Silverhill war eines der wenigen vor dem Krieg erbauten Backsteingebäude im gotischen Stil, die noch nicht sandgestrahlt und in Büros oder Luxusapartments umgebaut worden waren. In kleinen Gruppen schlenderten die Teenies über den asphaltierten Schulhof. Alle wirkten benommen. Ein Schleier von Trübsinn, Angst und Verwirrung lag über allem, greifbar wie dichter Nebel. Die Grüppchen vermischten sich nicht, registrierte Banks. Die Mädchen bildeten eigene Konklaven, drängten sich, Trost und Sicherheit suchend, zusammen. Sie starrten zu Boden und scharrten mit den Schuhen auf dem Asphalt. Die Jungen waren lebhafter; plnige unterhielten sich, andere schubsten und rangen spielerisch. Aber der generelle Eindruck war gespenstisch.
      »So ist es hier, seit wir es gehört haben«, sagte Knight, als könne er Banks' Gedanken lesen. »Keiner hier hat eine Vorstellung, wie weit reichend die Folgen für uns sein werden. Manche Schüler kommen vielleicht nie darüber hinweg. Es wird ihr ganzes Leben überschatten. Wir haben ja nicht nur eine geschätzte Schülerin verloren, sondern einem Menschen eine Vertrauensposition übertragen, der offensichtlich für abscheuliche Taten verantwortlich ist, wenn ich mich so ausdrücken darf.«
      »Dürfen Sie«, sagte Banks. »Und das Wort >abscheulich< trifft es nur ansatzweise. Aber erzählen Sie es nicht der Presse.«
      »Aus mir bekommt keiner was raus. Die waren schon hier, wissen Sie.«
      »Wundert mich nicht.«
      »Ich hab keinen Ton gesagt. Habe auch nichts zu erzählen. Da wären wir. Das Bascombe-Haus.«
      Das Bascombe-Haus war ein moderner Anbau aus Beton und Glas. Neben der Eingangstür befand sich ein Schild in der Wand: »Zur Erinnerung an Frank Edward Bascombe, 1898-1971«.
      »Wer war das?«, erkundigte sich Banks, als sie das Haus betraten.
      »Ein Lehrer, der während des Krieges hier unterrichtet hat«, erklärte Knight. »Ein Englischlehrer. Der Teil hier gehörte früher zum Hauptgebäude, wurde aber im Oktober 1944 von einer verirrten VI getroffen. Frank Bascombe war ein Held. Er rettete zwölf Kinder und einen Lehrer. Zwei Schüler starben bei dem Angriff. Hier durch, bitte.« Er öffnete die Tür zum Chemielabor, wo ein junger Mann vor einem Papierstapel am Lehrerpult saß. Er schaute auf. »Geoff, das hier ist Detective Superintendent Banks. Er möchte mit Ihnen sprechen.« Dann ließ Knight die beiden allein und schloss die Tür hinter sich.
      Seit mindestens dreißig Jahren hatte Banks kein schulisches Chemielabor mehr betreten. Obwohl mehr moderne Apparate herumstanden, als er aus seiner Schulzeit in Erinnerung hatte, war doch vieles unverändert: hohe Labortische, Bunsenbrenner, Reagenzgläser, Pipetten und Bechergläser, der Vitrinenschrank an der Wand mit den verstöpselten Flaschen, die Schwefelsäure, Kalium, Natriumphosphat und Ähnliches enthielten. Erinnerungen. Es roch sogar wie früher, beißend und faulig.
      Banks fiel wieder der erste Chemiebaukasten ein, den er mit dreizehn von seinen Eltern zu Weihnachten bekommen hatte. Er erinnerte sich an das feinpudrige Alaun, das blaue Kupfersulfat und die pinkfarbenen Kristalle von Kaliumpermanganat. Damals mengte er, ohne Anleitung oder Sicherheitsvorschriften zu beachten, mit Vorliebe irgendwas zusammen und wartete einfach ab. Einmal hatte er eine bunte Mischung über einer Kerze am Küchentisch erhitzt. Plötzlich platzte das Reagenzglas und versaute die ganze Küche. Seine Mutter wurde fuchsteufelswild.
      Brighouse trug ein leichtes Jackett und eine graue Flanellhose, keinen Kittel. Er war ein gesund aussehender Mann in Paynes Alter, hatte blassblaue Augen, helles Haar und die Gesichtsfarbe eines Hummers, als hätte er ein schönes Plätzchen gefunden und ein bisschen zu lange in der Sonne gelegen. Brighouse kam Banks entgegen und schüttelte ihm die Hand. Sein Handschlag war fest und trocken. Er merkte, dass sich Banks im Labor umsah.
      »Das weckt Erinnerungen, was?«, sagte er.
      »Allerdings.«
      »Nur gute, hoffe ich.«
      Banks nickte. Er hatte Chemie gemocht, aber

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