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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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und ihre Arbeit begutachtete. Heute sah Rapunzel nicht aus, als ob man ihr mit einem heftigen Ruck den Kopf herunterreißen könnte, und sie hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Claire Toth.
      Am Vortag war Claire nicht wie sonst nach der Schule vorbeigekommen. Maggie hatte sich gewundert. Vielleicht war es völlig normal, dass Claire nach den jüngsten Ereignissen nicht sonderlich gesellig war. Maggie beschloss, mit ihrer Psychiaterin, Dr. Simms, über Claire zu sprechen und zu überlegen, wie man ihr helfen konnte. Morgen war ihr nächster Termin, den sie trotz der jüngsten Ereignisse unbedingt wahrnehmen wollte.
      Lorraine Temples Artikel war nicht, wie Maggie erwartet hatte, in der Morgenzeitung erschienen. Enttäuscht hatte sie jede Seite abgesucht und nichts gefunden. Maggie nahm an, dass die Journalistin etwas mehr Zeit brauchte, um die Fakten zu prüfen und die Story zusammenzubasteln. Schließlich hatten sie erst gestern miteinander gesprochen. Vielleicht würde es ein langer Artikel über die Nöte misshandelter Frauen werden, ein Beitrag in der Wochenendausgabe.
      Maggie beugte sich über das Zeichenbrett und machte sich wieder an die Skizze von Rapunzel. Sie musste die Schreibtischlampe einschalten, da es sich draußen zugezogen hatte und schwül geworden war.
      Kurz darauf klingelte das Telefon. Maggie legte den Stift beiseite und hob ab.
      »Maggie?«
      Sofort erkannte sie die leise, heisere Stimme.
      »Lucy? Wie geht es dir?«
      »Mir geht's schon viel besser, wirklich.«
      Maggie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie fühlte sich unwohl. Auch wenn sie Lucy Blumen geschickt und sie vor der Polizei und Lorraine Temple verteidigt hatte, war ihr doch bewusst, dass sie sich nicht besonders gut kannten und aus unterschiedlichen Welten kamen. »Schön, dass du dich meldest«, sagte sie. »Freut mich, dass es dir besser geht.«
      »Ich wollte mich nur für die Blumen bedanken«, fuhr Lucy fort. »Sie sind wunderschön. Hab mich richtig gefreut. Das war lieb von dir.«
      »Das war das Mindeste, was ich tun konnte.«
      »Weißt du, du bist die Einzige, die sich um mich kümmert. Alle anderen haben mich abgeschrieben.«
      »Das glaube ich nicht, Lucy.«
      »Doch. Sogar meine Freundinnen von der Arbeit.«
      Es fiel Maggie schwer, dennoch fragte sie höflich: »Wie geht es Terry?«
      »Das will mir keiner sagen, aber ich glaube, er ist sehr schwer verletzt. Ich glaube, er überlebt es nicht. Die Polizei versucht, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
      »Wie kommst du darauf?«
      »Weiß ich nicht.«
      »War sie schon bei dir?«
      »Zweimal. Eben gerade waren zwei zusammen hier. Die eine war eine Psychologin. Sie hat mir alle möglichen Fragen gestellt.«
      »Worüber?«
      »Was Terry mit mir gemacht hat. Über unser Privatleben. Ich komme mir so dumm vor. Maggie, ich fühle mich so allein und hab solche Angst.«
      »Hör zu, Lucy, wenn ich dir irgendwie helfen kann ...«
      »Danke.«
      »Hast du einen Anwalt?«
      »Nein. Ich kenne überhaupt keinen.«
      »Hör zu, Lucy. Wenn die Polizei dich das nächste Mal belästigt, sagst du keinen einzigen Ton. Ich weiß, wie die einem das Wort im Mund umdrehen, wie die aus einer Mücke einen Elefanten machen. Ich kann versuchen, einen Anwalt für dich aufzutreiben. Eine Freundin von Ruth und Charles ist Anwältin. Julia Ford heißt sie. Ich hab sie kennen gelernt, sie ist ganz nett. Sie weiß, was zu tun ist.«
      »Aber ich habe nicht so viel Geld, Maggie.«
      »Mach dir keine Gedanken! Das klären wir schon irgendwie. Soll ich bei ihr anrufen?«
      »Ich glaube, ja. Wenn du meinst, dass es das Beste ist.«
      »Aber ja. Ich rufe jetzt sofort bei ihr an und frage, ob sie bei dir vorbeischauen und mit dir reden kann, ja?«
      »Okay.«
      »Kann ich sonst noch irgendwas für dich tun?«
      Lucy lachte resigniert. »Höchstens beten. Keine Ahnung, Maggie. Ich weiß nicht, was die mit mir vorhaben. Im Moment wäre ich heilfroh, wenn nur ein Einziger auf meiner Seite steht.«
      »Ich steh doch auf deiner Seite, Lucy, verlass dich drauf.«
      »Danke. Ich bin müde. Ich mach jetzt Schluss.«
      Und Lucy legte auf.
     
    Nach der Obduktion des traurigen Häufleins aus Knochen und verwesendem Fleisch, das einmal ein junges, lebenslustiges Mädchen voller Hoffnungen, Träume und Geheimnisse gewesen war, fühlte sich Banks zwanzig Jahre älter, aber kein bisschen

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