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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Beispielsweise, als sie nicht zur Universität wollte und sich stattdessen einen Arbeitsplatz gesucht hat. Kaum hatte sie sich entschieden, war sie weg. Mit der Hochzeit mit Terry war es genauso. Liebe auf den ersten Blick, hat sie gesagt.«
      »Sie sind aber nicht auf der Hochzeit gewesen?«
      »Hilary kann nicht mehr reisen«, erwiderte Clive, stellte sich neben seine Frau und tätschelte sie. »Nicht wahr, Liebes?«
      »Wir haben ein Telegramm und ein Geschenk geschickt«, erklärte Hilary. »Eine hübsches Service von Royal Doulton.«
      »Glauben Sie, dass es Lucy an Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl mangelt?«
      »Kommt drauf an, was Sie meinen. Bei der Arbeit ist sie schon sehr selbstsicher, in Gegenwart anderer Menschen nicht so. In Gegenwart von Fremden wird sie oft sehr still, ganz schüchtern und zugeknöpft. Sie mag keine Menschenmassen, aber früher ist sie gerne mit Freundinnen ausgegangen. Kolleginnen von der Arbeit. Solche Sachen.«
      »Würden Sie sagen, dass sie von Natur aus ein Einzelgänger ist?«
      »In gewissem Maße schon. Sie ist sehr zurückhaltend und hat uns nie groß erzählt, was los war oder was ihr durch den Kopf ging.«
      Jenny überlegte, ob sie die beiden fragen sollte, ob Lucy Fliegen die Beine ausgerissen, ins Bett gemacht oder die Schule um die Ecke angezündet habe. Ihr fiel aber keine lockere Bemerkung ein, um das Gespräch auf das Thema zu lenken. »War sie als Kind auch schon so?«, fragte sie. »Oder hat sich dieses Bedürfnis nach Einsamkeit erst später entwickelt?«
      »Darauf können wir Ihnen keine Antwort geben«, sagte Clive und schaute zu seiner Frau hinüber. »Da kannten wir sie noch nicht.«
      »Was meinen Sie damit?«
      »Nun, Lucy ist nicht unsere Tochter, nicht unsere leibliche Tochter. Hilary kann keine Kinder bekommen, wissen Sie. Sie hat ein Herzleiden. Immer schon gehabt. Der Arzt sagte, eine Schwangerschaft könne sie umbringen.« Hilary klopfte sich aufs Herz und warf Jenny einen wehmütigen Blick zu.
      »Sie haben Lucy adoptiert?«
      »Nein. Nein. Wir haben sie zur Pflege gehabt. Lucy war unser Pflegekind. Das dritte und das letzte, wie sich herausstellen sollte. Sie war am längsten bei uns. Irgendwann haben wir sie als unsere eigene Tochter betrachtet.«
      »Das verstehe ich nicht. Warum haben Sie das nicht der Polizei erzählt?«
      »Es hat keiner danach gefragt«, entgegnete Clive, als würde das alles erklären.
      Jenny war platt. Das war eine wichtige Information über das Rätsel Lucy Payne, und außer ihr wusste es niemand in der Soko. »Wie alt war sie, als sie zu Ihnen kam?«, wollte Jenny wissen.
      »Zwölf«, antwortete Clive. »Das war im März 1990. Ich erinnere mich daran, als ob es gestern gewesen wäre. Wussten Sie das nicht? Lucy war eins von den sieben Alderthorpe-Kindern.«
     
    Annie räkelte sich auf dem harten Holzstuhl, als sei er das bequemste Möbel der Welt, und streckte die Beine aus. Banks hatte sie immer um die Fähigkeit beneidet, in so gut wie jeder Umgebung absolut zufrieden zu wirken und sich wohl zu fühlen, wie jetzt in diesem Moment. Sie trank einen Schluck Theakston's Bitter und hätte fast vor Behaglichkeit geschnurrt. Dann grinste sie Banks an.
      »Ich hab dich heute schon hundertmal verflucht, weißt du das?«, sagte sie. »Hab dich zum Kuckuck gewünscht.«
      »Ich hatte schon das Gefühl, dass meine Ohren so komisch heiß waren.«
      »Eigentlich müssten sie inzwischen verkohlt sein.«
      »Verstanden. Was hatte Superintendent Chambers zu sagen?«
      Annie winkte ab. »Was zu erwarten war. Dass meine berufliche Laufbahn auf dem Spiel steht, wenn es irgendwelche Probleme gibt. Ach, und er hat mich vor dir gewarnt.«
      »Vor mir?«
      »Ja. Er meinte, du würdest vielleicht versuchen, mich auszuhorchen, ich sollte die Karten schön eng am Körper halten. Den er für meine Begriffe ein wenig zu gründlich in Augenschein genommen hat.«
      »Sonst noch was?«
      »Ja. Er meinte, du wärst ein Weiberheld. Stimmt das?«
      Banks lachte. »Echt? Hat er das wirklich gesagt?«
      Annie nickte.
      Das Queen's Arms war gut gefüllt mit Angestellten, die ein Feierabendbier tranken, und Touristen, die vor dem Regen geflüchtet waren. Banks und Annie konnten von Glück sagen, ein ramponiertes Kupfertischchen in der Ecke am Fenster ergattert zu haben. Durch die roten und gelben Butzenscheiben sah Banks die schemenhaften Umrisse der Menschen, die

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