Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
Serienmörder?«
»Es besteht kein Anlass zu solchen Spekulationen.«
»Dann machen Sie doch nicht so einen Wind.«
Banks riss sich zusammen und versuchte zu grinsen.
»Egal«, sagte Rose. »Ich wollte Ihnen was sagen. Haben Sie schon mit Miss Anderson gesprochen?«
»Lauren Anderson? Ja.«
Ein boshaftes Glitzern kam in Roses Augen. »Und? Hat sie von sich und Luke erzählt?«
»Sie hat uns erzählt, dass sie ihm Privatstunden in Englisch gegeben hat, weil er dem Rest der Klasse so weit voraus war.«
Rose lachte. »Privatstunden. Das ist nicht schlecht. Und hat sie Ihnen auch erzählt, wo sie diese Privatstunden gegeben hat?«
»Bei sich zu Hause.«
Rose beugte sich vor und verschränkte die Arme. »Genau.«
»Und?«
»Also wirklich. So naiv kann doch keiner sein. Muss ich es Ihnen buchstabieren?«
»Ich weiß nicht genau, worauf du hinauswillst«, sagte Banks, obwohl er es ganz genau wusste. Rose sollte es aussprechen.
»Die hatten was miteinander, stimmt's?«
»Weißt du das sicher?«
»Ist doch logisch.«
»Warum?«
»Diese Miss Anderson, das ist ein richtiges Flittchen. Je jünger, je lieber.«
»Wieso sagst du das?«
»Na, sonst hat sie doch keinem zu Hause Privatstunden gegeben, oder?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Banks.
»Tja, hat sie nicht.«
»Sag mal, Rose«, sagte Banks und wünschte sich eine Zigarette, »wie fandest du eigentlich Luke? Du hast ihn doch gekannt, oder?«
»Wir waren in einer Klasse, ja.«
»Mochtest du ihn?«
Rose drehte eine Haarsträhne um den Finger. »Er war ganz in Ordnung.«
»Er war cool, oder?«
»Cool? Eher traurig, wenn Sie mich fragen.«
»Warum?«
»Er hat nie mit uns geredet, nur mit der tollen Miss Anderson. Er hat getan, als wäre er besser als wir.«
»Vielleicht war er nur schüchtern.«
»Nur weil er einen berühmten Vater hatte. Also, ich finde, die Musik von seinem Vater ist bescheuert, und so ein toller Vater kann er ja wohl nicht gewesen sein, wenn er sich einfach umgebracht hat, oder? Er war drogenabhängig, mehr nicht.«
Du bist ja wirklich von der verständnisvollen Sorte, dachte Banks, behielt seine Meinung aber für sich. »Du hast Luke also nicht gemocht?«
»Hab ich doch eben schon gesagt. Er war ganz in Ordnung. Nur ein bisschen komisch.«
»Aber er sah doch nicht schlecht aus, oder?«
Rose verzog das Gesicht. »Ah! Mit dem wäre ich nicht mal gegangen, wenn er der Letzte auf der Welt gewesen wäre.«
»Ich glaube, du sagst nicht die Wahrheit, Rose, kann das sein?«
»Was soll das heißen?«
»Du weißt sehr gut, was ich meine. Das mit dir und Luke. Anfang des Jahres.«
»Wer hat Ihnen das gesagt?«
»Unwichtig. Wie weit ging es?«
»Wie weit? Ich lach mich kaputt. Es ging gar nicht weit.«
»Aber du hättest es gerne gehabt, oder?«
Rose rutschte auf dem Stuhl herum. »Er hielt sich für was Besseres.«
»Wieso hast du dich dann mit ihm abgegeben?«
»Weiß nicht. Ich hab ... ich meine ... er war anders. Die anderen wollen immer nur das eine.«
»Und Luke nicht?«
»Das konnte ich nicht rausfinden, oder? Wir haben nur geredet.«
»Über was ?«
»Musik und so.«
»Ihr seid nicht richtig zusammen gegangen?«
»Nein. Ich meine, wir sind ein paarmal nach der Schule bei McDonald's gewesen, aber das war's auch schon.«
»Rose, besitzt du irgendwelche Beweise für deine Behauptung, Luke und Lauren Anderson hätten eine Affäre gehabt?«
»Wenn Sie damit meinen, ob ich bei ihr durchs Fenster geguckt habe, nein. Aber es liegt doch auf der Hand, oder? Warum sollte sie sich sonst in ihrer Freizeit mit ihm treffen?«
»Aber das hast du doch auch gemacht.«
»Ja. Aber ... das war was anderes.«
»Hast du nicht versucht, nett zu ihm zu sein, dich mit ihm anzufreunden, wenn du auf dem Gang oder auf dem Schulhof mit ihm geredet hast oder mit ihm zu McDonald's gegangen bist?«
Rose wandte den Blick ab und drehte das Haar um die Finger. »Klar hab ich das.«
»Und wie lief es?«
»Gar nicht. Er war einfach ... als ob er mich langweilig fand oder so. Weil ich diese ganzen blöden Bücher nicht gelesen hab, die er immer mit sich rumgeschleppt hat, und weil ich nicht diese dämliche Musik hören wollte. Ich war nicht gut genug für ihn. Er war total eingebildet.
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