Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
Instrument spielen Sie?«, fragte Banks.
»Keyboard, Holzblasinstrumente. Flöte, Klarinette.«
»Haben Sie Musik studiert?«
»Nein. Ich hatte nur Unterricht in der Schule.«
»Wie alt sind Sie, Liz?«
»Einundzwanzig.«
»Und Ryan?«
»Auch. Er macht gerade das letzte Jahr am College.«
»Macht er auch Musik?«
»Ja.«
»Wohnt ihr zusammen?«
»Ja.«
Annie ließ sich in einen Sitzsack sinken. Banks stellte sich ans Fenster und lehnte sich gegen die Fensterbank. Es war heiß in dem kleinen Zimmer, mit drei Personen wirkte es schon überfüllt.
»Was für eine Beziehung hatten Sie zu Luke Armitage?«, wollte Annie wissen.
»Er ist... er war in unserer Band.«
»Wer noch?«
»Ryan und ich. Ein Schlagzeuger fehlt uns noch.«
»Wie lange spielt ihr schon zusammen?«
Liz kaute auf der Unterlippe und dachte kurz nach. »Wir proben erst seit Anfang des Jahres zusammen, seit wir Luke kennen gelernt haben. Aber Ryan und ich reden schon seit Jahren darüber, so ein Ding aufzuziehen.«
»Wo haben Sie Luke kennen gelernt?«
»Auf einem Konzert im College.«
»Was für ein Konzert?«
»Von mehreren Bands aus der Gegend. Das war im März.«
»Wie ist Luke in ein Konzert im College gekommen?«, fragte Banks. »Er war doch erst fünfzehn.«
Liz grinste. »Aber er sah älter aus. Und konnte erwachsen reden. Luke war viel älter als auf dem Papier. Sie haben ihn ja nicht gekannt.«
»Mit wem war er da?«
»Er war allein, hat sich die Band angehört.«
»Und Sie haben ihn einfach so angesprochen?«
»Ryan hat ihn angesprochen.«
»Und dann?«
»Hm, dann haben wir herausgefunden, dass er sich auch für Musik interessiert, dass er eine Band gründen wollte. Er hatte einige Lieder.«
Banks wies auf die Kassette. »Die da? >Songs from a Black Room«
»Nein, das sind neuere Lieder.«
»Wie neu?«
»Vom letzten Monat oder so.«
»Wussten Sie, dass er erst fünfzehn war?«
»Das haben wir erst später erfahren.«
»Wie?«
»Er hat es uns gesagt.«
»Er hat es gesagt? Einfach so?«
»Nein, nicht einfach so. Wir wollten wissen, warum er nicht einfach machen konnte, was er wollte. Er hat noch bei seinen Eltern gewohnt und ging zur Schule. Zuerst hat er gesagt, er wäre sechzehn, aber hinterher hat er gebeichtet, er hätte gelogen, weil er Angst gehabt hätte, wir fänden ihn zu jung für unsere Band.«
»Und, fanden Sie das nicht?«
»Nein, gar nicht. Nicht bei so einem Talent. Vielleicht hätten wir Probleme bekommen, wenn wir aufgetreten wären. Wenn wir in Lokalen mit Schankerlaubnis gespielt hätten und so, aber wir dachten, darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist.«
»Was ist mit seinem leiblichen Vater? Wussten Sie, wer das war?«
Liz sah zur Seite. »Das hat er uns erst später erzählt. Mit Neil Byrd und seinem Vermächtnis schien er nichts zu tun haben zu wollen.«
»Wie haben Sie es erfahren?«, fragte Banks. »Ich meine, ist Luke einfach angekommen und hat gesagt, wer sein Vater ist?«
»Nein. Nein. Er hat nicht gerne über ihn gesprochen. Als er einmal hier war, kam irgendwas im Radio, eine Kritik dieser neuen CD. Er regte sich auf, und dann ist es ihm irgendwie rausgerutscht. Aber da ergab vieles einen Sinn.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Annie.
»Diese Stimme. Seine Begabung. Das war uns schon vorher aufgefallen.«
»Wie ging es weiter, nachdem Sie Bescheid wussten?«
»Wie meinen Sie das?«
»Hat das was verändert?«
»Eigentlich nicht.«
»Ach, ich bitte Sie, Liz«, sagte Banks. »Sie hatten den Sohn von Neil Byrd in der Band! Sie können uns nicht erzählen, dass Sie nicht gewusst haben, dass das kommerziell einen großen Unterschied machte.«
»Gut«, sagte Liz. »Das war uns schon klar. Die Sache ist aber, dass wir zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht kommerziell waren. Sind wir immer noch nicht. Wir haben noch kein einziges Mal öffentlich gespielt, Himmel noch mal! Und jetzt, ohne Luke ... ich weiß nicht.«
Banks ging zum Stuhl mit der Holzlehne an der Wand und setzte sich. Annie rutschte auf dem Sitzsack herum, als suche sie eine angenehme Position. Es war das erste Mal, dass sie auf etwas saß, das ihr nicht zu behagen schien. Dann kam Banks die Vermutung, sie könnte sich beim Sturz in der Buchhandlung verletzt haben. Annie sollte sich im
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