Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
vielen Knochen die menschliche Hand besteht?«, fragte Dr. Cooper, ohne den Blick vom Skelett abzuwenden.
      »Bestimmt aus vielen«, gab Michelle zurück.
      »Sechsundzwanzig«, sagte Dr. Cooper. »Sechsundzwanzig. Und manche sind verflucht schwer zu erkennen.«
      »Haben Sie schon was für mich?« Michelle holte ihren Block hervor.
      »Ein wenig. Sie sehen ja, dass wir noch dabei sind, ihn zusammenzusetzen.«
      »Ihn?«
      »Oh, ja. So viel ist sicher. Schädel und Schambein sind eindeutig. Außerdem würde ich sagen: Nordeuropäer.« Dr. Cooper drehte den Schädel zur Seite. »Sehen Sie das gerade Profil, die schmale Nasenöffnung? Klare Anhaltspunkte. Es gibt natürlich noch mehr: das hohe Kranium, die Augenhöhlen. Aber Sie wollen ja keine Vorlesung in ethnischer Anthropologie hören, oder?«
      »Eher nicht«, erwiderte Michelle, obwohl sie das Thema spannend fand. Manchmal glaubte sie, den falschen Beruf gewählt zu haben. Vielleicht hätte sie Anthropologin werden sollen. Oder Ärztin. »Aber er ist nicht besonders groß, oder?«
      Dr. Cooper betrachtete die Knochen auf dem Edelstahlwagen. »Groß genug für sein Alter, würde ich sagen.«
      »Jetzt sagen Sie nicht, Sie wissen schon, wie alt er ist.«
      »Doch. Ist natürlich nur grob geschätzt. Wir haben die langen Knochen vermessen und mit der entsprechenden Formel berechnen können, dass er ungefähr eins siebenundsechzig, eins achtundsechzig groß gewesen sein muss.«
      »Also ein Kind?«
      Dr. Cooper nickte und tippte mit dem Stift auf die Schulter. »Die mediale Clavicula-Epiphyse - das Schlüsselbein - ist die letzte Wachstumsfuge im Körper, die sich schließt, meistens mit Mitte zwanzig, aber es kann schon mit fünfzehn oder erst mit zweiunddreißig passieren. Bei ihm ist sie noch nicht geschlossen. Außerdem habe ich mir die Rippenenden und Wirbel angesehen. Bei einem älteren Menschen würde man stärkeren Abrieb erwarten, außerdem spitzere Enden und eine stärkere Rundung der Rippen. Diese Rippenenden sind flach, nur leicht abgerundet und kaum gewellt, und an den Wirbeln sind überhaupt keine epiphysischen Ringe zu sehen. Die Verschmelzung von Ilium, Ischium und Pubis ist ebenfalls in einem frühen Stadium. Der Prozess läuft normalerweise zwischen dem zwölften und siebzehnten Lebensjahr ab.«
      »Demnach würden Sie sagen, er ist wie alt?«
      »In meinem Beruf ist es nicht ratsam, sich auf dünnem Eis zu bewegen, aber ich würde sagen, zwischen zwölf und fünfzehn Jahren. Rechnen Sie plus minus zwei Jahre Spielraum. Die Datenbestände, aus denen wir diese Zahlen errechnen, sind nicht immer vollständig, und manchmal sind sie veraltet.«
      »Sonst noch was?«
      »Die Zähne. Sie müssen natürlich einen Zahnmediziner hinzuziehen, der die Wurzeln untersucht und den Fluoridgehalt misst - Fluorid in der Zahnpasta gab es erst seit 1959 - aber ich kann Ihnen jetzt schon dreierlei sagen. Erstens hat er keine Dentes decidui mehr - Milchzähne -, zweitens ist der zweite Backenzahn da. Das heißt, der Junge ist um die zwölf Jahre, wiederum plus minus ein, zwei Jahre, aber angesichts der übrigen Anhaltspunkte wage ich die Schätzung, dass er eher älter als jünger ist.«
      »Und drittens?«
      »Das ist leider eher unwissenschaftlich, aber in Anbetracht des Allgemeinzustands seiner Zähne und all dieser Metallfüllungen in den hinteren Zähnen würde ich auf einen Zahnarzt der alten Schule tippen.«
      »Wann wurde er dort vergraben?«
      »Das kann ich nicht sagen. Bindegewebs- oder Bänderreste sind nicht mehr vorhanden, die Knochen sind ausgebleicht, an einigen Stellen schuppig, daher würde ich sagen, mindestens zehn, zwanzig Jahre, aber Genaueres weiß ich noch nicht. Erst nach einer gründlichen Untersuchung.«
      »Hinweise auf die Todesursache?«
      »Noch nicht. Ich muss die Knochen erst säubern. Messerspuren findet man zum Beispiel nicht auf schmutzverkrusteten Knochen.«
      »Was ist mit dem Loch im Schädel?«
      Dr. Cooper fuhr mit dem Finger über den zackigen Rand. »Muss bei der Ausgrabung passiert sein. Ist mit Sicherheit post mortem.«
      »Woher wissen Sie das?«
      »Wenn es vor dem Tod passiert wäre, hätte die Heilung schon eingesetzt. Das hier ist ein sauberer Bruch.«
      »Aber wenn es die Todesursache war?«
      Dr. Cooper seufzte, als habe sie es mit einem begriffsstutzigen Erstsemester zu tun. David Roberts grinste, aber er errötete, als er Michelles

Weitere Kostenlose Bücher