Inspector Banks kehrt heim
kniff die Lippen zusammen.
»Den kenne ich«, sagte sie.
Banks beugte sich im Sessel vor. »Sie klingen nicht gerade begeistert.«
»Bin ich auch nicht. Sicher, ist natürlich ein netter Kerl, dieser Geoff Salisbury. Aber für mein Gefühl ist er ein bisschen zu nett.«
»Woher kennen Sie ihn?«
»Er hat offenbar eine Art Radar für alte Menschen mit Problemen. Irgendwann taucht er bei jedem auf. Meistens, wenn man gerade Hilfe gebrauchen kann.«
»Was meinen Sie damit?«
»Noch etwas Tee?«
»Bitte.« Banks hielt ihr die Tasse hin.
»Du kannst ruhig rauchen, wenn du willst.« Mrs Green lächelte. »Wenn ich euch das mit fünfzehn erlaubt habe, kann ich es dir wohl jetzt kaum verbieten, du bist ja ... wie alt?«
»Alter als damals.« Banks zeigte ihr seine linke Schläfe. »Sehen Sie nicht die grauen Haare?«
Mrs Green lachte und griff sich selbst an den Kopf. »Dann guck dir das mal an!« Es stimmte, sie hatte einen komplett ergrauten Schopf.
»Vielen Dank«, sagte Banks und erinnerte sich, woran Mr Green gestorben war, »aber ich hab aufgehört.«
»Na, das ist ja mal eine gute Nachricht. Wenn wir bloß alle schon früher gewusst hätten, was wir uns damit antun.«
»Was meinten Sie eben? Wegen GeoffSalisbury?«
»Ach ja, was wollte ich noch mal sagen?« Sie lehnte sich zurück, Tasse und Untertasse auf dem Schoß. »Ach, du kennst mich ja. Ich rede immer einfach drauflos.«
»Ich wüsste trotzdem gerne, was Sie denken«, erwiderte Banks. »Um ehrlich zu sein, ist er mir auch nicht besonders sympathisch, und er scheint bei meinen Eltern ein und aus zu gehen.«
Sie winkte ab. »Eigentlich ist es nichts. Er tauchte hier auf, als Bill krank war. Es war zum Ende hin, Bill saß im Rollstuhl und atmete mit diesem furchtbaren Sauerstoffgerät.«
»Und, was wollte er?«
»Was er wollte? Nichts. Er hat um nichts gebeten. Wollte nur helfen. Eins muss ich ihm lassen: Er arbeitet hart und fleißig, damals war er mir durchaus eine Hilfe. Er hat ein paar Dinge im Haus repariert, Sachen erledigt.«
»Wo war dann das Problem?«
»Du glaubst bestimmt, ich bilde mir was ein.«
»Nicht unbedingt.«
»Es war auch keine große Sache. Eher mehrere Kleinigkeiten. Falsches Wechselgeld, eins von Bills Werkzeugen verschwand. Nichts, auf das man den Finger legen konnte.«
Banks dachte an das fehlende Wechselgeld seiner Mutter am Vortag. »Sonst noch was?«
»Wenn man uns so hört!«, sagte Mrs Green und goss sich Tee nach. »Ich werde von der Polizei vernommen!«
Banks grinste. »Tut mir leid, so sollte es nicht klingen. Liegt wahrscheinlich am Thema.«
Sie lachte. »Schon gut, Alan. Ich wollte dich nur ärgern. Aber so einfach erzählt sich das nicht. Es war nur so ein Gefühl.«
»Was für ein Gefühl?«
Sie fasste sich an den Kragen. »Dass er irgendwie ... so drohend über uns schwebte. Wie ein Todesengel. Wie ich mich anhöre! Das ist doch wirklich albern!«
»Sie glauben doch nicht, dass Geoff Salisbury irgendetwas mit dem Tod Ihres Mannes zu tun hatte, oder?«
»Natürlich nicht. Nein, das nicht. Das war ein kaputtes Ventil am Sauerstoffgerät, sagten sie.« Mrs Green lachte bitter. »Einer meinte, in Amerika würden wir Millionen Dollar Schadenersatz bekommen.«
»Das stimmt wahrscheinlich.«
»Tja, wenn wir in Amerika leben würden, hätten wir uns wohl gar nicht die ärztliche Versorgung leisten können, und Bill wäre viel früher gestorben.«
»Auch wieder wahr«, meinte Banks. »Können Sie sich etwas klarer ausdrücken? Dieses Gefühl, das Sie damals hatten?«
»Weiß nicht. Es kam mir vor, als würde er irgendwie warten, in den Kulissen stehen, bis Bill starb.«
»Worauf?«
»Keine Ahnung. Um mehr in die Hand zu nehmen, um mich stärker zu beeinflussen.«
Banks lächelte. »Er wusste offenbar nicht, mit wem er es zu tun hatte.«
Sie blieb ernst. »Du würdest dich wundern, wie leicht es ist, Menschen auszunutzen, die Hilfe brauchen. Nein, das weißt du bestimmt. So was kommt dir sicher öfter unter. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, er würde abwartend im Hintergrund stehen und auf Bills Tod warten, um mehr zu sagen zu haben.«
»Aber was hätte denn für ihn dabei herausspringen sollen?«
»Keine Ahnung. Wie gesagt, wahrscheinlich habe ich mir das alles nur eingebildet.«
»Sie haben doch in letzter Zeit nicht im Lotto
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