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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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irgendeiner unchristlichen Uhrzeit an die Tür klopfst und uns weckst.«
      Banks schob den Schlüssel in die Tasche. »Wir gehen doch nur essen.«
      »Und sei leise, wenn du wiederkommst«, fuhr seine Mutter fort. »Du weißt, dass dein Vater einen leichten Schlaf hat.«
      Banks wusste nur, dass seine Mutter immer geklagt hatte, vom kleinsten Geräusch aufzuwachen, aber er sagte nichts, sondern verabschiedete sich mit der Versicherung, es würde nicht spät werden.
     
     
    * 11
     
    In einem langen, weiten dunklen Rock und einer weißen Bluse, darüber eine Wildlederjacke, kam Kay an die Tür. Banks machte ihr ein Kompliment zu ihrem Aussehen und fühlte sich wieder wie ein verlegener Teenager, der mit ihr ins Kino ging, um Unterm Holderbusch zu sehen. Seine jugendliche Verzweiflung, in einem Provinznest zu leben, war durch den Film nur verstärkt worden, aber die Musik war ordentlich gewesen. Und was noch besser war: Die herrliche Judy Geeson spielte mit.
      Doch die Hauptattraktion des Abends war natürlich Kay Summerville gewesen.
      Irgendwie hatte Banks in der letzten Reihe neben den anderen Möchtegern-Pärchen den Mut aufgebracht, den Arm um Kay zu legen, was sie nicht sonderlich zu stören schien. Nach einer gewissen Zeit hatte sein Arm höllisch weh getan, dann war er eingeschlafen, aber Banks wäre lieber tot umgefallen, als ihn fortzunehmen, hatte er sich doch so überwinden müssen, ihn dorthin zu legen. Schulfreunde hatten ihm erzählt, sie hätten in ebendiesem Kino die Bluse ihrer Freundin aufgeknöpft und deren Brüste berührt, aber das traute sich Banks nicht. Nicht bei der ersten Verabredung.
      Auf dem Heimweg hatten sie Händchen gehalten und eine Weile im Haltestellenhäuschen geknutscht; weiter war es an jenem Abend nicht gegangen. Das alles stand Banks nun wieder lebhaft vor Augen, als Kay sich neben ihn ins Auto setzte: die warme, etwas dunstige Abendluft, die verschwommenen Lichter, der Lärm eines nahe gelegenen Pubs, der fruchtige Chemiegeschmack ihres Lippenstifts, die weiche Haut unter ihrem Ohr, das kribbelige Gefühl, sein Ständer, als er sie berührte, und die Wärme ihrer kleinen Brüste, die sich gegen ihn drückten.
      »Und, hast du eine Idee?«, fragte Kay.
      »Was für eine Idee?«
      »Wo wir hinfahren sollen. Ich kenne mich hier ungefähr genauso wenig aus wie du.«
      »Ach so! Ich dachte, wir fahren einfach mal raus Richtung Fotheringhay. Das ist nicht zu weit, da müsste etwas Vernünftiges zu finden sein.«
      Kay lachte. »Der Laden heißt dann wahrscheinlich >Maria, Königin von Schottland< oder so.«
      »Na, die Frau ist jedenfalls rumgekommen.«
      »Hatte keine große Wahl, oder? Was für ein elendes Leben!«
      »Hättest du keine Lust gehabt, Königin zu sein?«
      Kay schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin lieber eine langweilige Bürgerin.«
      Banks schob die CD von Blind Faith ein, die er am Nachmittag gekauft hatte. Stevie Winwoods Had to Cry Today ertönte so frisch und herzzerreißend, wie der Tag gewesen war.
      »Das ist doch nicht -«, begann Kay und legte den Kopf in den Nacken. »Mein Gott, das habe ich seit zwanzig Jahren nicht mehr gehört! Stehst du immer noch auf so was?«
      »Klar! Die Musik zwischen Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre«, antwortete Banks. »Meiner Meinung nach wurde in den acht, neun Jahren zwischen Love Me Do und der Zeit, als alle starben, die beste Rockmusik gemacht, die es je gab.«
      »Ganz schön radikale Ansicht. Und was ist mit Punk?«
      »Zu viel Krach, zu wenig Können. The Clash geht noch.«
      »Und Roxy Music, David Bowie? REM, The Pretenders?«
      »Keine Regel ohne Ausnahme.«
      Kay lachte. »Und was gibt's sonst noch heute?«
      »Ich bin Hip-Hop-Fan. Und du?«
      Kay stieß ihn in die Seite. »Jetzt mal im Ernst!«
      »Hauptsächlich Jazz und Klassik. Aber ich höre immer noch gerne Rock und Folk: Sheryl Crow, Lucinda Williams, Beth Orton.«
      »Ich höre leider gar nicht mehr viel Musik«, sagte Kay. »Keine Zeit. Manchmal mache ich das Radio an, wenn ich im Bad bin, aber ich höre kaum hin. Wenn ich mir was aussuchen könnte, würde ich ein Streichquartett oder irgendwelche Kammermusik wählen. Vielleicht Schubert.«
      »Der alte Franz ist ganz ordentlich. Wie wäre es hiermit?«
      Als eines von Banks' Lieblingsstücken lief, Can't Find My Way Home«, bog er von der Hauptstraße ab. Sie fuhren durch ein kleines Dorf mit

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