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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gewonnen, oder?«
      »Hab noch nie einen Schein ausgefüllt.«
      »Und Sie haben auch nicht eine Million Pfund unter der Matratze versteckt oder so?«
      Mrs Green lachte. »Schön wär's! Nein, da ist nicht viel. Bills Versicherung, die Rente. Ich will mich nicht beklagen, wirklich nicht. Ich komme zurecht.«
      »Und was geschah dann?«
      »Nach Bills Tod habe ich Geoff Salisbury vor die Tür gesetzt. Auf die freundliche Art. Ich bedankte mich für seine Hilfe, erklärte ihm aber, ich sei durchaus in der Lage, für mich selbst zu sorgen, es wäre mir lieber, wenn er nicht mehr vorbeikäme. Es war nicht so, dass ich seine Hilfe nicht hätte gebrauchen können, aber mir war einfach nicht wohl dabei, wenn er hier war. Vielleicht bin ich nicht nur überempfindlich, sondern auch undankbar.«
      »Weiß nicht«, entgegnete Banks. »Wie gesagt, mir liegt er auch nicht besonders, ohne dass ich sagen könnte, warum.«
      »Du hast bestimmt Schuldgefühle, weil du dich nicht selbst um deine Eltern kümmern kannst.«
      »Möglich. Teilweise schon. Aber da ist noch mehr. Ich traue ihm nicht. Ich weiß nicht, was er im Schilde führt, aber ich traue ihm nicht über den Weg. Vielleicht ist das mein Instinkt.«
      »Eines kann ich dir auf jeden Fall sagen: Wenn du es mit Geoff Salisbury aufnimmst, wird dir hier niemand besonders dankbar sein.«
      »Ist er so beliebt?«
      »Wenn man manche hört, könnte man meinen, ihm scheint die Sonne aus dem ... Du weißt schon.«
      Banks grinste. »Ich kann's mir denken. Wie hat er Ihre Zurückweisung aufgenommen?«
      Mrs Green zuckte mit den Schultern. »Ganz höflich, würde ich sagen. Zumindest hat er mich danach nicht wieder belästigt. Sicher, ich sehe ihn zwischendurch, und er lacht immer und grüßt, als wäre nichts geschehen. Ich finde nur ...«
      »Was?«
      »Ach, wahrscheinlich spinne ich wieder. Aber es kommt mir alles so oberflächlich vor, als ob tief darunter, wenn man ihm die Maske abreißt, nun, darunter etwas ganz anderes zum Vorschein kommt. Etwas sehr Unangenehmes.«
     
     
    * 9
     
    Banks beschloss, am Nachmittag kurz ins Stadtzentrum zu fahren. Er musste ein paar Erledigungen für den nächsten Tag machen, eine hübsche Glückwunschkarte und Kerzen kaufen. Er fragte seine Eltern, ob sie etwas brauchten, aber sie verneinten (das hieß wohl, dass Geoff Salisbury sich um alles kümmerte), und so fuhr er los. Anstatt in den Seitenstraßen nach einer Parklücke zu suchen, stellte er den Wagen auf dem Kurzzeitparkplatz hinter dem Rathaus ab und ging zu Fuß zur Bridge Street.
      Natürlich hatte sich das Zentrum seit seiner Schulzeit erheblich verändert. Das war den meisten Städten in den vergangenen dreißig Jahren so ergangen, aber Peterborough hatte es mehr getroffen als andere. Es gab ihn nicht mehr, den kleinen Plattenladen in der Seitenstraße, wo er sich jede Woche eine neue Single gekauft hatte, und gelegentlich eine LP, wenn er genug Geld hatte, also Weihnachten oder an seinem Geburtstag. Auch das modrige Antiquariat war verschwunden, wo er stundenlang in den eselsohrigen Taschenbüchern herumgestöbert hatte, während ihn die sauertöpfische Frau an der Kasse mit Argusaugen beobachtete. Der Markt war geschlossen; die Pubs, die er mit sechzehn, siebzehn besucht hatte, waren fort, an ihre Stelle waren neue getreten. Ein altes Kino hatte mehrere Jahre Verwendung als Bingo-Saal gefunden, nun war es ein Nachtclub. Die Kaufhäuser waren verschwunden, umgezogen oder modernisiert worden. Der Platz vor der Kathedrale war jetzt eine Fußgängerzone.
      Nur wenige Meter vom Queensgate Centre entfernt stand die alte Kathedrale. In Banks' Kindheit war das majestätische Bauwerk einfach nur da gewesen. Es dominierte die Stadt nicht so wie das Münster in York, und wie die meisten Kinder hatte er der Kirche nur wenig Beachtung geschenkt, wenn nicht gerade Schulprojekte oder Besichtigungen anstanden. Welches Kind interessierte sich schon für eine öde alte Kathedrale, wo alte Leute beten gingen und noch ältere Leute begraben waren? Aber jetzt stand er davor und bewunderte die Westfassade mit den drei hochaufragenden gotischen Bögen, flankiert von den Türmen mit ihren Doppelspitzen, ergötzte er sich an dem in der Herbstsonne gelb leuchtenden Stein.
      Im Queensgate Centre kaufte Banks eine teure Glückwunschkarte und Kerzen, dann bummelte er noch eine Weile umher und erstand eine CD, von der er annahm, dass Kay sie auf dem Weg zum

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