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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Eltern waren nie damit einverstanden, was du aus deinem Leben gemacht hast, oder? Dein Vater fand, du wärst zum Feind übergelaufen, und deine Mutter fühlte sich von dir im Stich gelassen. Das war jedem klar, der die beiden kennt.«
      »Ja?«
      »Na, sicher. Und ich wusste natürlich, was dahintersteckte.«
      »Was meinen Sie damit?«
      Mrs Green grinste. »Ach, sei doch nicht so begriffsstutzig, Alan! Du hattest immer schon diese nervige Angewohnheit, so zu tun, als würdest du das Offensichtliche nicht bemerken. Du wärst in deinem Beruf nicht so weit gekommen, wenn du nicht in der Lage wärst, eins und eins zusammenzuzählen. Du hattest alle Möglichkeiten; deine Eltern keine. Sie mussten sich mit ihrem Los abfinden. Und die Thatcher-Jahre waren hier ziemlich hart. Was glaubst du, wie sich dein Vater gefühlt hat, als die Polizei in den Nachrichten auf Arbeiter einschlug? Auch wenn's Bergleute waren, es waren Arbeiter, so wie er. Was meinst du, wie es ihm ging, als die Polizei in Kampfausrüstung mit dem Überstundengeld vor den Gesichtern der Männer herumwedelte, die alles verloren hatten? Meinst du, es hat ihm Spaß gemacht, jeden Tag in dieser Fabrik zu arbeiten? Ich würde sagen, es war ein Grund zur Freude, als er entlassen wurde, aber für ihn war es ein Schlag ins Gesicht. Und deine Mutter, die bei anderen Leuten geputzt hat? Die beiden haben viele Opfer für dich gebracht, damit du es einmal besser haben würdest, Alan. Und was machst du? Gehst zur Polizei. Du musst doch gewusst haben, was die Leute hier von der Polizei halten.«
      »Ich würde sagen, man erwartet von uns, dass die Autos nicht geklaut werden und es möglichst wenig Überfälle und Bandenkriege gibt.«
      »Du warst schon immer ein kleiner Frechdachs, Alan Banks. Das wollen die Leute vielleicht heute. Aber damals nicht.«
      »Ich verstehe Sie schon«, sagte Banks.
      »Aber was ich dir eigentlich sagen will, ist, dass deine Eltern wissen, wie erfolgreich du bist. Sie haben mir von jeder Beförderung erzählt, und du hättest mal den Stolz in ihrer Stimme hören sollen! >Unser Alan ist jetzt Detective Sergeant<, sagten sie, oder >Alan ist jetzt Detective Chief Inspector geworden!< Ich konnte es schon nicht mehr hören. Die beiden haben einfach lange gebraucht, um es zu verstehen, und es fällt ihnen nicht leicht, es zu sagen. Es war auch gut, dass du bei deinem letzten Besuch hier auf der richtigen Seite warst. Sicher, in deinen nichtsnutzigen Bruder waren sie immer geradezu vernarrt.«
      »Roy.«
      »Ja. Tut mir leid, aber du weißt, dass ich mit meiner Meinung nie hinterm Berg gehalten habe. Ich kann nicht behaupten, dass ich ihn mochte. Er war falsch und verschlagen, immer führte er etwas im Schilde. Du warst auch kein Engel, alles andere als das, aber du warst nicht verschlagen.«
      Grinsend strich Banks sich Butter auf einen Scone.
      Er musste daran denken, wie er es in die Wege geleitet hatte, zum ersten Mal mit Kay zu schlafen, während seine Eltern zu Besuch bei seiner Großmutter waren, oder wie Tony und er etwas von Mr Greens Whisky getrunken und die Flasche mit Wasser aufgefüllt hatten. Er hatte nie erfahren, ob es entdeckt worden war. Verschlagen? Alle Kinder sind verschlagen, dachte Banks. In ihrem immerwährenden Kampf gegen die von den Eltern aufgestellten unerklärlichen Regeln und Vorschriften blieb ihnen gar keine andere Wahl. Aber Banks wusste, wie er auf ein Kompliment zu reagieren hatte, selbst wenn es auf Kosten seines Bruders ging.
      »Danke«, sagte er. »Roy konnte manchmal ganz schön anstrengend sein.«
      »Das ist noch milde ausgedrückt. Leider sehe ich deine Eltern nicht mehr oft, nur manchmal treffe ich Ida auf der Straße«, fuhr Mrs Green fort. »So habe ich von der goldenen Hochzeit erfahren. Sie hat mich eingeladen. Aber es ist traurig: Die Leute ziehen sich immer mehr zurück, wenn sie älter werden. Sie gehen nicht mehr vor die Tür, und ich gehe nicht in die Kneipe. Wie geht's den beiden denn so?«
      »Wie immer«, erklärte Banks. »Meine Mutter klagt über Krampfadern und entzündete Fußballen, aber sie kommt einigermaßen zurecht. Mein Vater hat natürlich noch seine Angina Pectoris, aber das scheint immerhin nicht schlimmer zu werden. Sie haben einen Nachbarn, der ihnen hilft. Ein Mann namens Geoff Salisbury. Kennen Sie den?«
      Banks hätte es nicht beschwören können, aber er meinte, einen Schatten über Mrs Greens Gesicht huschen zu sehen. Sie

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